Poings Kirchenmusiker und Organist Simon Bauer aus Erding konnte schon mit fünf Jahren Klavier spielen, später kam die Orgel dazu. Kaum hatte er sein Einser-Abitur in der Tasche, ging er nach München und vertieft sich seit zwei Jahren ins Studium katholischer Kirchenmusik. Ganz nebenbei hat der 20-Jährige in Poing bereits Chöre sowie eine Schola gegründet, in der gregorianische Choräle vorgetragen werden.
Seine beiden Kommilitonen sind nicht weniger begabt: Moritz Bergmann, 21, in Hamburg geboren und in Holzkirchen aufgewachsen, saß auch schon als Kind an Klavier und Orgel, bekam Preise für sein Können, singt und studiert ebenfalls in München. Patrick Pöppel, mit 27 der älteste des hoch begabten Trios, stammt aus der Gegend um Ingolstadt, hatte zuerst Elektrotechnik gelernt. Mittlerweile bedient aber auch er eine Orgel meisterlich und begleitet in seiner Freizeit als Bergführer Jugendliche auf Bergtouren.
Sie machen kein großes Aufhebens um ihre Talente, nach einer kurzen Begrüßung durch Simon Bauer geht’s los, zunächst mit einem getragenen Präludium in C-Dur von Dietrich Buxtehude. Es folgt ein so genanntes „Heldenstück“ des französischen Komponisten César Frank, das ziemlich schräg klingt, mehrstimmig, fast dissonant – ungewohnt für die Ohren der Zuhörerschaft, wenn sie an eine Orgel denken. Doch sie werden besänftigt, denn das bekannte Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Johann Sebastian Bach, dem Großmeister deutscher Kirchenmusik, klingt wieder eher einem sakralen Raum angemessen.
Mit sehr schnellen Läufen am Manual, wie sie nur ein Könner wie Moritz Bergmann beherrscht, erklingt das „Magnificat“ von Heinrich Scheidemann, dem Spross einer Organistenfamilie aus dem 17. Jahrhundert.
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Eine Lobpreisung ganz anderer Art gelingt Simon Bauer: Er hat sich die bekannte „Blue Moon“-Melodie, einen Evergreen des Jazz, zur Umsetzung auf eine Orgel zur Aufgabe gemacht. Unglaublich, wie klassisch und modern zugleich diese Improvisation erklingt, auch wenn die Grundmelodie von Richard Rodgers und Lorenz Hart aus den 1930er-Jahren sofort zu erkennen ist. Und doch hat diese Performance etwas Außergewöhnliches, weil Kirchen-Untypisches, ein Ohrenschmeichler zur Einstimmung auf den zweiten Advent.
Danach darf Patrick Pöppel wieder an Tasten und Pedale, setzt die „Ewigen Ratschlüsse“ von Olivier Messiaen, eines Organisten aus Frankreich, souverän in Noten um. Wer die Augen schließt, könnte sich jetzt am Ufer eines ruhig dahin fließenden Gewässers wähnen, wohltuende Klänge in einer Zeit großer Aufgeregtheit.
Das Finale bestreitet Simon Bauer mit einer Fantasie des Iren Charles Villiers Stanford. Was zunächst in lieblich-verspielten Tönen dahin zu plätschern scheint, entwickelt sich schließlich zu einer kraftvollen Intonation und zeigt damit jenes breite Band auf, das eine Orgel bietet, wenn sie von Könnern bedient wird.
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