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„Leute haben wie wahnsinnig Heizöl bestellt“: Lieferant schildert die Lage und spricht von „Panikkäufen“

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Von: Armin Rösl

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Richard Kinshofer vor Heizöltanklastwagen.
Richard Kinshofer beliefert Kunden mit Heizöl. © Armin Rösl

Es scheint, als wollen sich jetzt alle mit Heizöl eindecken. Lieferant Richard Kinshofer aus Poing berichtet von „Panikkäufen“ und Lieferengpässen.

Poing – Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und der bevorstehende Winter: Seit Wochen registriert Richard Kinshofer aus Poing eine große Nachfrage an Heizöl. Gerne würde er diese befriedigen, nur: „Einige Lager sind leer oder geschlossen.“ Mittelständische Heizölunternehmen wie der Familienbetrieb in Poing holen das Öl aus großen Tanklagern, Kinshofer normalerweise im nahe gelegenen Feldkirchen (Landkreis München). Doch dieses sei derzeit geschlossen, berichtet er, wegen Wartung und weil es keine Ware gebe. Dies könnte mit einem Raffinerieunfall in Schwechat (Österreich) zusammenhängen, vermutet der Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen.

Poing: Wartezeiten selbst für Lieferanten

„Manche Händler müssen immer weiter fahren, um Öl zu bekommen. Zum Beispiel nach Karlsruhe. Einige fahren sogar bis nach Venedig“, erzählt Richard Kinshofer, dessen Betrieb über einen Lastwagen mit 12 000-Liter-Tank verfügt. Er und andere steuern momentan insbesondere das Tanklager Krailling (Landkreis Starnberg) an.

Konkrete Antworten, warum das Heizöl in den großen Tanklagern knapp ist oder diese geschlossen sind, habe er von den Lagern bislang nicht erhalten. Am Öl selbst dürfte es nicht mangeln, sagt er. Davon sei weltweit genug vorhanden.

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Das bestätigt Alexander Vorbau, Sprecher des Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen in Berlin: „Aktuelle Meldungen aus unserem Mitgliederkreis deuten darauf hin, dass die Nachfrage nach Heizöl derzeit sehr gut ist, die Kunden sich also offenkundig für den nächsten Winter bevorraten.“ Eine besonders große Mengennachfrage nach Heizöl beobachte der Bundesverband aus der Industrie. Vorbau: „Viele Industrieunternehmen, die bislang mit Erdgas Wärme und Strom erzeugt haben, versuchen auf Heizöl umzusteigen.“ Der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen lassen grüßen.

Bundesverband berichtet von großer Nachfrage

In Phasen einer hohen Nachfrage könnten sich die von den Kunden gewohnten Zeiten bei der Abwicklung von Heizölbestellungen etwas erhöhen, so Vorbau. Dennoch: „Die Kunden können beruhigt sein: Es gibt keinen Mangel an Heizöl.“

Als im Juli die Gas-Pipeline Nord Stream 1 gewartet und hierfür geschlossen wurde, „haben die Leute wie wahnsinnig Öl bestellt“, berichtet Richard Kinshofer. Weil niemand gewusst habe, ob und wie viel Gas nach der Wartung fließen werde. Der Poinger nimmt auch das Wort „Panikkäufe“ in den Mund: Einige seiner Kunden, die erst vor wenigen Monaten haben auffüllen lassen, wollten die noch fast vollen Tanks erneut bis zum Rand füllen.

Er und seine Frau Katharina sitzen nun jeden Tag am Telefon, telefonieren Tanklager durch und fragen nach, ob Öl da ist. Immer wieder erhalten sie als Antwort: nein. Falls doch, muss es schnell gehen, weil viele Händler dann dieses eine Lager anfahren. Wer zuerst kommt, erhält Öl.

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