„Rindfleisch-Aktie“ vom Biohof
Zorneding - Bürger investieren in ein Biolandwirtschaftsprojekt und erhalten ihre Rendite in Naturalien. Das ist der Plan einer besonderen Geschäftsidee.
Direkt neben seinem Hof am westlichen Ortsrand in Zorneding an der ehemaligen Bundesstraße will Biobauer Franz Lenz, der auch Kreisobmann des Bauverbandes ist, einen offenen Stall errichten, 35 Meter lang und rund 22 Meter breit. „Um im Außenbereich nicht noch mehr Fläche zu verbrauchen, bauen wir innerorts“, so Lenz gegenüber der Ebersberger Zeitung.
Der Stall ist beleuchtet und von außen einsehbar. 15 bis 20 Mutterkühe könnten dort stehen. Dazu kämen im Laufe der Zeit pro Kuh jeweils zwei Kälber. Bei der Muttertierhaltung werden die Kühe nicht gemolken. Die Milch ist für die Kälber reserviert. Vermarktet wird das Fleisch. Entschieden hat sich die Familie Lenz für Kühe der Rasse Pinzgauer. Diese würden sich besonders gut für eine Mutterherde im extensiven Ökolandbau eignen.
Doch die Tiere werden den Stall wohl nur im Winter intensiv nutzen. Denn in den wärmeren Monaten lockt anschließend eine große Weide mit rund zehn Hektar Fläche. Zusätzlich genutzt wird Grünfutter von zum Hof gehörigen Flächen. Und der Mist der Kühe wird wieder als natürlicher Dünger ausgebracht. „Damit schließt sich der Kreislauf“, so Franz Lenz.
Die Biohaltung von Kühen auf der Weide ist aber nur ein Teil des Projektes. Die Familie Lenz will nach derzeitiger Planung rund 200 000 Euro investierten. Aufgebracht werden soll das Geld auch durch einen „Mutterkuh-Anleihe“, also eine Art Aktie. Dadurch können Bürger Anteile an dem Vorhaben kaufen. Vorgesehen sind Beteiligungen von 500 bis 2000 Euro. Die Anleihe wird verzinst, mit vier Prozent pro Jahr. Ausgezahlt wird aber nicht in Geld, sondern in Naturalien, beispielsweise mit Rindfleisch oder mit Einkaufsgutscheinen des Bioladen, der zum Hof gehört. „Wie das alles genau funktioniert, wird sich einspielen“, so Jungbauer Martin Lenz. Er hat neben seiner landwirtschaftlichen Ausbildung zusätzlich Metzger auf dem Öko-Gut Herrmannsdorf gelernt und dabei einiges an Erfahrung gesammelt. Kooperieren will die Familie Lenz bei diesem Projekt mit der „Genussgemeinschaft Städter und Bauern.“ Damit bekommt der Finanzbegriff „Genussschein“ eine ganz neu Bedeutung. Und: Inhaber von Mutterkuh-Anleihen sollen die Entwicklung der Herde genau beobachten können. Franz Lenz plant den Einbau einer Web-Cam, deren Bilder dann übers Internet zu sehen sind.
Von Robert Langer