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Sorgerechtsdrama: Schwere Vorwürfe gegen Jugendamt

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Eingang zum Ebersberger Jugendamt in Ebersberg: Die Behörde sieht sich harten Vorwürfen ausgesetzt. Foto: Sro

Ebersberg - Schwere Vorwürfe gegen das Ebersberger Jugendamt: Eine Mitarbeiterin der Behörde steht im Verdacht, einen elfjährigen Buben „seelisch wie auch körperlich“ angegriffen zu haben.

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Vor dem Ebersberger Amtsgericht spielen sich an diesem Montag im November dramatische Szenen ab. Ein Vater hat soeben das Sorgerecht für seinen elfjährigen Sohn verloren, der seit Mai 2010 bei ihm in Schwifting im Landkreis Landsberg am Lech wohnt. Der Bub weigert sich, mit der Mutter zu gehen bzw. in das Auto des Anwalts der Baldhamerin einzusteigen. Er weint und klammert sich mit aller Kraft an seinen Vater. „Ich will beim Papa bleiben“, schluchst er immer wieder. Später wird der 44-jährige Vater um Hilfe schreien und nach der Polizei rufen, bevor er mit dem Kind das Weite sucht. Die Polizei wird eingeschaltet, die den Buben sucht, aber nicht findet, weil er zurück im väterlichen Haus in Schwifting ist.

Dort wohnt der Bub gut zwei Wochen nach dem Vorfall immer noch. Mittlerweile ist auch das Landsberger Jugendamt mit dem Fall befasst, eine „Herausnahme“ des Kindes fand nicht statt. Sollte eine Zwangsmaßnahme bevorstehen, würde die Ebersberger Behörde informiert, so Evelyn Schwaiger, Sprecherin des Landratsamts, das sich inzwischen mit schweren Vorwürfen konfrontiert sieht. Denn: Es existiert ein Videomitschnitt von den dramatischen Szenen vor dem Amtsgericht. Darauf sind neben der zuständigen Richterin auch Mitarbeiterinnen des Ebersberger Jugendamts zu sehen, die auf Vater und Sohn einreden, den Buben aber auch anfassen. Sie versuchen, ihn vom Vater loszureißen.

Hélène Noir-Kuen, Kinderpsychotherapeutin aus Gilching, die den Buben später untersucht, schreibt in einem Attest, das der Ebersberger Zeitung vorliegt: „Da (...) sich extrem wehrte, wurde er sowohl von den Mitarbeitern der Jugendamtsbehörde Ebersberg, als auch von der Mutter angegriffen, körperlich festgehalten und es wurden im Schmerzen zugefügt (eine Mitarbeiterin drehte ihm den Arm so fest nach hinten und hoch, dass er auch noch Tage später Schmerzen hatte). Die heutige therapeutische Sitzung mit (...) hat somit ergeben, dass (...) sowohl seelisch wie auch körperlich angegriffen worden ist. Die erlebten Ängste haben zu einem erneuten Trauma geführt“.

Nach Angaben des Landratsamts Ebersberg waren drei Mitarbeiterinnen der Jugendbehörde vor Ort. „Ob die betreffende Mitarbeiterin in der eskalierenden Situation falsch reagiert hat, wird noch untersucht und geprüft,“ so Landratsamts-Sprecherin Schwaiger gegenüber der EZ. Die mit der Prüfung beauftragte zuständige Abteilungsleiterin hat fast zeitgleich mit der EZ-Anfrage das Haus verlassen. Sie sei „leider schwer erkrankt", sagt Norbert Neugebauer, Leiter des Büros von Landrat Gottlieb Fauth (CSU). Von daher sei unklar, wann die Prüfung beginnen könne. Einen „fixen Zeitpunkt“ könne man nicht nennen, so Neugebauer.

Von Michael Acker

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