„Aus Verzweiflung gemacht“: Buchhalter bestiehlt Altenheim – Schaden von 80.000 Euro

Vom Lebenspartner verlassen und um Geld betrogen: „Aus Verzweiflung“ hat ein 37-Jähriger in einem Vaterstettener Seniorenheim 80.000 Euro veruntreut. Jetzt stand er vor Gericht.
Vaterstetten – Über ein Jahr hinweg soll ein im Seniorenwohnheim „Carecon“ in Vaterstetten tätiger Buchhalter Geld unterschlagen haben – insgesamt knapp 80 000 Euro. Nun musste sich der 37-jährige Mann vor dem Ebersberger Amtsgericht verantworten.
„Aus Verzweiflung gemacht“: Buchhalter zockt Altenheim um 80.000 Euro ab
Dort zeigte sich der Mann, der zum Tatzeitpunkt in Glonn wohnte, geständig: „Ich gebe alles zu.“ Wie sein Verteidiger weiter mitteilte, hatte der Angeklagte seine Funktion als Buchhalter genutzt, um sich rund 15 mal Geldbeträge zwischen 2300 Euro und 23 600 Euro auf sein eigenes Bankkonto zu überweisen. „Ich habe das nur aus der Verzweiflung heraus gemacht“, erklärte der 37-Jährige seine Tat vor Gericht. Zu der Zeit habe er eine schwierige Phase durchgemacht: Sein damaliger Lebenspartner habe ihn um mehrere tausend Euro betrogen und er selbst habe mit Depressionen, einem Alkohol- und Messiproblem zu kämpfen gehabt. „Dadurch ging der Schlamassel los“, betonte der Buchhalter mit gesenktem Kopf.
Buchhalter setzt sich selbst als Lohnempfänger ein und kassiert so nach und nach immer mehr ab
Die Idee, sich selbst Geld zu überweisen, sei dem Angeklagten spontan vor dem Computer gekommen: Mit entsprechend falschem Namen in der Empfängerleiste und „Lohn“ als Verwendungszweck tätigte der Mann seine erste unrechtmäßige Überweisung. Und monatlich folgten weitere. „Ist das keinem aufgefallen?“, hakte Richter Frank Gellhaus ungläubig nach. „Ich hatte schon befürchtet, dass ich auffliege, weil immer zwei Leute eine Überweisung autorisieren müssen“, gestand der Angeklagte. Doch der hinterließ nicht nur daheim ein Chaos: Kartonagen voller getätigter und ungetätigter Rechnungen unter dem Schreibtisch und Sammelbuchungen. „Wir hatten überhaupt keinen Überblick mehr“, erklärte eine ehemalige Kollegin des 37-Jährigen, die als Zeugin vor Gericht aussagte.
Zudem hätte das Seniorenheim weit über 150 Angestellte, „da kenne ich natürlich nicht jeden Namen und habe die Überweisungen einfach freigegeben“, sagte die 58-jährige Frau. Erst eine Steuerfachkraft, die extra von der Geschäftsleitung beauftragt wurde für Ordnung zu sorgen, kam dem diebischen Buchhalter schließlich auf die Schliche. Doch der hatte das veruntreute Geld schon restlos verbraten. So setzte Richter Frank Gellhaus einen Werteinzug in Schadenshöhe an. Heißt: Der Gerichtsvollzieher rückt an. Zusätzlich verurteilte er den Mann zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung.
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