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Schlechte Kinderbetreuung: 500 Menschen demonstrieren vor dem Rathaus

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Von: Susanne Edelmann

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Kinder, Eltern und Großeltern waren zu der Demonstration vor das Vaterstettener Rathaus gekommen.
Kinder, Eltern und Großeltern waren zu der Demonstration vor das Vaterstettener Rathaus gekommen. © EDELMANN

Rund 500 Menschen haben vor dem Vaterstettener Rathaus für bessere Kinderbetreuung im Ort demonstriert. Bürgermeister Spitzauer muss sich das Wort erkämpfen.

Vaterstetten – „Uns stinkt’s, unsere Kinder brauchen Betreuung!“ – unter diesem Motto stand eine Protestaktion, zu der Elternbeiräte der Vaterstettener Betreuungseinrichtungen aufgerufen hatten. Laut Polizei versammelten sich dazu am Mittwochabend rund 500 Personen – Kinder, Eltern und Großeltern – vor dem Rathaus und machten mit Trillerpfeifen und Plakaten ihrem Unmut Luft.

„Mama, Papa, darf ich morgen in den Kindergarten?“, war da zu lesen, oder auch „Macht Vaterstetten für Erzieher attraktiv“, „Erzieher statt Bürgerpark“ oder „Kita: Come in and burn out.“

Veranstalter: Vaterstetten steht schlechter da als andere

„Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, ausreichend Betreuungsplätze, angemessene Öffnungszeiten und eine wertschätzende Bezahlung“, forderte Kerstin Lottritz als Vertreterin der Demo-Organisatoren. Im lokalen Wettbewerb stehe Vaterstetten schlechter da als mancher Nachbarort, der bereits für Zulagen und bezahlbaren Wohnraum für Erzieher gesorgt habe. „Kinderbetreuung ist eine Pflichtaufgabe der Kommune, die bessere Bedingungen schaffen muss, damit Erzieher gerne hier arbeiten.“

Derzeit sei die Situation geprägt von Notbetreuung, reduzierten Öffnungszeiten und komplett geschlossenen Gruppen. „Die Kinder sind verunsichert und die Eltern am Rande der Belastbarkeit“, so Lottritz. Eine gute Kinderbetreuung sei letztlich auch ein Gewinn für die ganze Gemeinde, denn Eltern, die wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht arbeiten gehen könnten, sorgten für fehlende Einkommensteuer und für Personalmangel in anderen Fachbereichen: „Der Erzieherinnenmangel trifft jeden in der Gesellschaft.“

Verband fordert höheren Personalschlüssel

Lorna Stephen vom Verband der Kita-Fachkräfte Bayern berichtete aus dem Arbeitsalltag der Erzieherinnen und forderte von der Politik einen höheren Personalschlüssel, der (un)erwartete Ausfälle durch Urlaub oder Krankheit von vornherein mit einrechne. Sie wünschte sich mehr Gehör für ihren Verband als Stimme aus der Praxis.

Als Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer anschließend das Wort ergreifen wollte, kam es zu einem verbalen Gerangel, weil Lottritz ihm das Mikrofon nicht geben wollte. Erst nach heftiger Diskussion gelang es dem Gemeindeoberhaupt, sich durchzusetzen.

Bürgermeister befürwortet München-Zulage

Dass die Gemeinde hier ein „dickes Problem“ habe, sei ihm durchaus bewusst. „Das Ziel ist klar, liegt aber nicht allein in unserer Hand, sondern auch in der der Träger.“ Er verwies darauf, dass die beiden größten Träger von Vaterstettens Betreuungseinrichtungen derzeit noch keine Ballungsraumzulage zahlten, im Gegensatz zu anderen Trägern. Spitzauer selbst befürwortete eine München-Zulage und kündigte an, selbst zu großem finanziellen Engagement bereit zu sein, dafür aber das Okay des Gemeinderats zu brauchen. „Und wir müssen überlegen, wo das Geld herkommen soll. Gute Pädagogik kostet Geld, das kann die Kommune nicht alleine stemmen.“ Ideen seien aber bereits entwickelt, die wolle die Gemeinde bei einem Runden Tisch am 12. Juni mit Eltern und Trägern erörtern, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

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