- vonRobert Langerschließen
Vaterstetten bekommt einen weiteren Bahnhof. Der ist nicht so groß wie die beiden bestehenden. Und auch die vorbeifahrenden Züge sind nicht so laut. Dafür kann der Fahrdienstleiter vor Ort besser eingreifen.
– Verwirrend? Nein, ganz einfach. Die Eisenbahnfreunde Vaterstetten wollen eine Gartenbahn bauen. Standort ist am historischen Güterwagen, der zwischen Vaterstetten und Baldham-Dorf steht und als Mahnmal an Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg erinnert. Daneben ist auf einer Grünfläche Platz für das Projekt. „Jeder, der mitbauen möchte, ist eingeladen“, sagt Vereinsvorsitzender Ernst Stegmeier.
Zweigleisige Strecke
In der Grobplanung geht es um eine zweigleisige Strecke. Vorgesehen sind ein Bahnhof und ein Tunnel, so Projektleiter Matthias Reisinger (45). Beruflich ist er Tonmeister im Münchner Residenztheater, zuhause hat er eine nicht fest installierte Gartenbahn, die einmal im Jahr durch das ganze Haus fährt und dann Essen an den Familientisch bringt. Im Winter fahren die Züge auf der Terrasse, die ja während der kalten Jahreszeit nicht anderweitig genutzt wird.
Jetzt will sich der Verein eine eigene kleine Freiluftanlage bauen. Grundlage sind rund 200 Meter Gleis. Die stammen aus einem Erbe. Ein älterer Herr hatte eine Anlage im Garten. Als er starb, hat seine Witwe die Züge verkauft und die Eisenbahnfreunde angerufen, ob sie die Gleise haben möchten.
Schienen finden neue Verwendung
„Gerne“, war die Reaktion. Die Schienen wurden ausgebaut und sollen nun eine neue Verwendung finden. Dazu wird der Rasen abgetragen und eine Schicht aus feinem Sand aufgebracht. Darauf kommen vier Zentimeter dicke Gartensteine. Auf denen werden die Gleise mit Dübeln verschraubt. Geplant ist zudem ein Hügel, unter dem die neue Bahn durchfährt. Oben auf dem Hügel ist eine Bank vorgesehen, von der aus das Geschehen beobachtet werden kann.
Gesteuert werden soll die Anlage über ein Schaltmanual, das transportabel ist und an einer Steckdose eingestöpselt wird. Bei Nichtbetrieb ist es abgebaut. Das andere Material wie Lok und Waggons wird nach Hause mitgenommen. „Eine Lok kostet um die 800 Euro“, erklärt Reisinger. Zusätzlich wird am Gelände eine Videoüberwachung eingebaut, so Stegmeier. Denn der Verein hat noch weitere Pläne. Am Schaukasten soll unter anderem eine kleine Modellbahnanlage eingebaut werden. Auf Knopfdruck kommt Licht und ein Zug fährt.
Modellbahnhobby im Aufwind
Stegmeier sieht das Modellbahnhobby wieder im Aufwind. Regelmäßig sind Kinder und Jugendliche im Bastelkeller mit Modulen beschäftigt. „Inzwischen kommen sogar Familien. Mama und Papa basteln auch mit.“
Lesen Sie auch: Kein Tante-Emma-Laden im Großformat
An der Gartenbahn soll es künftig öffentliche Fahrtage geben. Dann können auch andere Gartenbahnbegeisterte kommen und ihre Züge fahren lassen. Aber zunächst muss natürlich die Anlage gebaut werden gebaut werden.
Auch interessant: Vaterstetten lässt Spazierweg asphaltieren