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Bürger kämpfen, damit Asylbewerber bleiben dürfen

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Von: Robert Langer

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Asylbewerber, Zorneding, Eschenhof
Rund 60 jugendliche Flüchtlinge sind derzeit im ehemaligen Hotel "Eschenhof" in Zorneding untergebracht - und das soll auch so bleiben. Das Foto entstand in der Nacht, wo es zwischen mehreren Asylbewerbern zu einer Schlägerei kam. © Thomas Gaulke (Archivbild)

Zorneding - Das Votum war deutlich. Die Mehrheit der Teilnehmer der Zornedinger Bürgerversammlung stimmte dafür, dass die jungen Asylbewerber im "Eschenhof" bleiben sollen, bis es für sie eine echte Alternative mit Zukunftsperspektive gibt.

Eine der Forderungen aus der Versammlung: Die Unterkunft im ehemaligen Hotel "Eschenhof" soll so lange erhalten bleiben, bis alle Jugendlichen so untergebracht wurden, dass sie "eine echte Integrationsperspektive" haben. Abgestimmt wurde im Martinstadl nicht durch Handaufheben, sondern durch Aufstehen. Nur wenige Bürger blieben beim Antrag von Angelika Burwick, der Sprecherin des Helferkreises, sitzen.

Hintergrund: Anfang Oktober hatte das Jugendamt München im ehemaligen Hotel mitten in Zorneding rund 60 jugendliche Flüchtlinge einquartiert. Die Gemeinde und das Jugendamt Ebersberg wurden erst wenige Stunden vorher informiert.

Burwick kritisiert Hetzparolen gegen die Flüchtlinge im Internet

Es kam zu Konflikten der Jugendlichen untereinander. Anwohner beschwerten sich. Die Stadt München stand in der Kritik, weil zu wenig Betreuer vor Ort waren. Dann kam es Anfang November zu einer größeren Schlägerei unter den Jugendlichen. Mehrere junge Männer wurden festgenommen. Auslöser könnten ethnische Konflikte zwischen afrikanisch- und arabisch-stämmigen Jugendlichen gewesen sein. Daraufhin wurde ein Teil der Bewohner verlegt. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) forderte, die Einrichtung, die keine Betriebsgenehmigung hatte, zu schließen. Das soll bis zum Jahresende geschehen.

Die Zornedinger Grünen hatten in diesen Wochen gefordert, dass sich der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen soll.

In der Bürgerversammlung setzte sich Angelika Burwick für die

Zorneding, Bürgerversammlung
Applaus für engagierten Appell: Angelika Burwick (vorne links) Sprecherin des Helferkreises für die jugendlichen Asylbewerber, bekam für ihren Antrag viel Unterstützung. © sro

jugendlichen Flüchtlinge ein und erhielt dafür viel Zustimmung. Sie verwies auf die „unzureichende Arbeit des Jugendamtes München“. Am Abend der Schlägerei sei nur eine Betreuerin vor Ort gewesen. Den Auslöser für die Auseinandersetzungen sah Burwick in „Missverständnissen“. Die Jugendlichen kämen aus Ländern, in denen Gewalt regiere, warb Burwick um Verständnis. „Diejenigen, die angekommen sind, haben überlebt.“ Viel Lob gab es von Burwick für Zornedinger Jugendliche, die sich für die Flüchtlinge engagiert hatten. Bürgermeister Mayr lobte den Helferkreis mit seinen über 100 Mitgliedern für seinen Einsatz für die jugendlichen Asylbewerber. Burwick sprach dann von Hetzparolen gegen die Flüchtlinge, die im Internet verbreitet worden seien. Es sei der Eindruck entstanden, Zorneding wolle die jugendlichen Asylbewerber nicht. Burwick forderte die Teilnehmer der Bürgervesammlung auf, aufzustehen, um damit die Unterstützung für die Flüchtlinge zu demonstrieren. Und das geschah auch.

Festes Ende für Asylbewerber-Einrichtung im "Eschenhof" "nicht mehr formulierbar"

In ihrem Antrag stellte Burwick in der Versammlung eine ganze Reihe von Forderungen: Unter anderem sollten die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge in geeigneten Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden. Die Jugendlichen hätten bereits enge Beziehungen zu Zornedingern geknüpft. „Dieses Netzwerk muss geschützt werden, weil die Kinder davon getragen werden.“ Das bedeute, die Einrichtung, in die die Jugendlichen aus dem „Eschenhof“ kämen, müsse in der Nähe von Zorneding liegen. Der „Eschenhof“ solle so lange weiter betrieben werden, bis alle Flüchtlinge in anderen Einrichtungen untergebracht wurden, die eine echte Integrationsperspektive böten. Damit sei ein festes Datum für das Ende des Betriebs der Einrichtung im „Eschenhof“ „nicht mehr formulierbar“, so Burwick.

„Wir bitten den Gemeinderat, schnellstmöglich über dieses Thema zu sprechen und die Gemeindeverwaltung sowie unseren Bürgermeister gegenüber der Stadt München und der Staatsregierung eine entsprechende Haltung einzunehmen.“ Die deutliche Mehrheit der Bürger in der Versammlung stimmte dem Antrag zu. Dafür erhoben sich die Unterstützer ein zweites Mal von ihren Plätzen.

Von Robert Langer

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