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In Asylbewerberheim bricht Massenschlägerei aus

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Asyl Zorneding
Im ehemaligen Nobelhotel "Eschenhof", in dem seit Kurzem Asylbewerber untergebracht sind, ist es am Wochenende zu diversen Tätlichkeiten unter den Bewohnern gekommen. © Thomas Gaulke

Zorneding - Chaotische Zustände herrschten am Wochenende vor dem Asylbewerberheim „Eschenhof“ in Zorneding. Unter den Bewohnern war es offensichtlich mehrfach zu Schlägereien gekommen.

Der Zornedinger Bürgermeister Piet Mayr vermutet „ethnische Spannungen“ unter den Jugendlichen als Ursache. Das sieht auch die Polizei so.

Die Ermittler der Poinger Inspektion waren am Montag bemüht, die Vorfälle aufzuklären. „Das ist nicht einfach, weil die meisten nicht der deutschen Sprache mächtig sind“, berichtete der Poinger Inspektionsleiter Helmut Hintereder. Man müsse sich der Hilfe von Dolmetschern bedienen.

In dem ehemals noblen 3-Sterne-Hotel „Eschenhof“ nahe der Kirche sind seit einiger Zeit durch die Landeshauptstadt München etwa 60 jugendliche Asylbewerber untergebracht. Für diesen Zweck gibt es aber keine Betriebserlaubnis.

So haben sich die Vorfälle laut Polizei abgespielt: Am Samstag, gegen 20.40 Uhr, war es zu einem lautstarken, verbalen Streit zwischen Afrikanern und Arabern gekommen. Es flogen wohl einige Stühle durch die Luft – verletzt wurde entgegen erstlautender Meldungen jedoch niemand. „Der Streit wurde durch die eingesetzten Kräfte schnell geschlichtet“, so die Polizei.

Am Sonntag aber fanden kurz vor 22 Uhr zeitgleich zwei weitere Einsätze im Zusammenhang mit der Asylbewerberunterkunft im Eschenhof statt.

Nach den bisherigen Erkenntnissen kam es in der Unterkunft zu einer massiven körperlichen Auseinandersetzung zwischen eritreischen und syrischen Jugendlichen, in deren Verlauf drei Minderjährige leicht verletzt wurden. Es handelte sich dabei um zwei jeweils 17-jährige Eritreer und einen Syrer im Alter von 16 Jahren. Eine weitere Gruppe von sieben Eritreern verfolgte einen 17-jährigen Libyer, der vom Eschenhof Richtung Münchener Straße geflüchtet war. Der Libyer lief zum Hotel Neuwirt und versuchte, sich dort in Sicherheit zu bringen. Die Gruppe aus Eritrea, die sich mit Steinen und einem Holzstock bewaffnet hatte, betrat ebenfalls den Gastraum des Hotels und schlug gemeinschaftlich auf den jungen Mann aus Libyen ein. Eine 34-jährige Servicekraft des Hotels und Gäste des Lokals gingen dazwischen und hielten den vermutlichen Haupttäter fest. Die anderen Jugendlichen flüchteten aus dem Lokal. Bei Eintreffen der Polizei konnte der festgehaltene, 17-jährige Eritreer den Beamten übergeben werden. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurde ein Haftbefehl beantragt. Außer dem 17-Jährigen wurden noch vier weitere Beteiligte festgenommen und arrestiert. Die Ermittlungen der Polizeiinspektion Poing dauern an. Am Einsatzort waren insgesamt drei Notärzte, fünf Rettungswagen und acht Streifenfahrzeuge der Polizei (aus Ebersberg, Hohenbrunn und Poing sowie Fahndungskräfte und ein Diensthundeführer aus Erding). Aufgebrachte Anwohner zitierten noch in der Nacht Zornedings Bürgermeister Piet Mayr zur Einsatzstelle. Dieser argumentierte sinngemäß, dass ihm die Hände gebunden seien und die Stadt München für das Problem zuständig sei. Ähnlich äußerte sich auch Evelyn Schwaiger, die Sprecherin des Landratsamtes Ebersberg. „Das ist eine Sache der Polizei und des Stadtjugendamtes München“, verwies sie auf die Verantwortlichkeiten. Allerdings habe sich die Kreisbehörde bereits an die Regierung von Oberbayern gewandt und auf „Missstände“ hingewiesen. Rathauschef Mayr bezeichnet die Vorfälle als „ziemlichen Schlag“. Man müsse aufpassen, welche „Effekte solche Vorfälle auf die unmittelbare Nachbarschaft“ haben. „Das geht so nicht“, sagte der Bürgermeister.

mps

Reaktionen auf den Vorfall:

„Ich habe keine Angst dort reinzugehen“, betont Angelika Burwick vom Zornedinger Helferkreis. „Ich werde dort mit Respekt behandelt.“ Die Jugendlichen, jeder für sich genommen, seien friedlich. Damit will sie aber die Vorkommnisse keinesfalls entschuldigen. „Es ist schrecklich, was da passiert ist“, so Burwick gestern auf Nachfrage der Ebersberger Zeitung. Als einen der möglichen Gründe sieht Burwick, dass sich die Jugendlichen einfach nicht verstehen. „Sie sprechen die Sprache des anderen nicht, kennen die Gesten nicht.“ Daraus könnten sich Konflikte entwickeln.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass viele der Jugendlichen traumatisiert seien, aus Situationen kämen, in den sie geschlagen und verprügelt worden seien. Der Helferkreis will seine Unterstützung jetzt nicht einstellen, ganz im Gegenteil. Vor allem die Deutschkurse sollen intensiviert werden, um die Kommunikationsprobleme anzugehen. Auch das Jugendamt der Stadt München, das die Jugenlichen in Zorneding untergebracht hat, sieht Burwick in der Verantwortung. „Die können sich nicht so zurückziehen, wie sie es bisher gemacht haben.“

Verständnis hat Burwick jedoch für den Ärger und die Angst der Nachbarn des „Eschenhofs“.

lan

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