Zuhören auf dem Land

„Ich hoffe, ich muss keine Kühe melken“, meinte der katholische Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg beim Besuch auf dem Hof der Familie Lenz in Zorneding mit einem Lachen.
Zorneding – „Wir wollen nicht über die Landwirtschaft reden, sondern erfahren, wie die Situation auf dem Land ist“, sagte Luise Braun von der katholischen Landvolkbewegung gleich zu Beginn des Rundganges auf dem Hof erklärt. Vor der Toren München werde das Essen für die Landeshauptstadt erzeugt, betonte Biolandwirt Franz Lenz, der auch Kreisvorsitzender des Bauernverbandes ist. Doch die Stadtbevölkerung verabschiede sich vom Land. Dabei sei die Produktion im eigenen Land sehr wichtig, auch um die Souveränität mit eigenen Nahrungsmitteln zu sichern, so Lenz. Das Umland dürfe nicht vergessen werden, weil es für das Land wichtig sei, stimmte auch Bischof Graf zu Stollberg zu.
Drei Generationen auf einem Hof
Lenz erklärte, wie der Hof, auf dem drei Generationen leben, Schritt für Schritt auf einem Biobetrieb umgestellt wurde. Früher wurden vor allem Braugerste und Kartoffeln angebaut, heute sind es unter anderem Roggen und Dinkel. Dazu kommen Grünflächen für die Mutterkuh-Herde. Die Tiere stehen üblicherweise auf der Weide. In diesem heißen Sommer war dies aber über Wochen nicht möglich, weil zu wenig Futter nachwuchs. Die Tiere werden laut Lenz nicht „turbogemästet“, sondern wachsen über drei Jahre langsam heran. „Dadurch wird das Fleisch besser“, erklärte der Biolandwirt. Das Fleisch wird vom Hof selbst vermarktet, ebenso wie weitere Erzeugnisse, die über einen Hofladen verkauft werden.
Hinzu kommt noch der wöchentlich am Freitag auf dem Hof stattfindende Bauernmarkt, zu dem zusätzliche Anbieter aus der näheren und weiteren Umgebung kommen. Lenz wies auch auf die Folgen des Siedlungsdrucks im Münchner Umland hin. Dadurch stieg nämlich auch die Pacht für landwirtschaftliche Flächen. „Wie manche Landwirte das noch zahlen, verstehe ich nicht.“
Arbeitsbelastung für Landwirte steigt
Die Arbeitsbelastung der Landwirte steige weiter an, worin Lenz negative Folgen für die Gesellschaft sieht. Er sehe seine Berufskollegen immer seltener bei Veranstaltungen. Auch der Zusammenhalt unter den Bauern nehme ab. Sie gingen immer weniger in die Kirche. Stattdessen beschäftigten sich die Landwirte am Sonntag mit der Buchführung. „Der Sonntag ist wichtig für die Gesellschaft“, betonte der Weihbischof. Und gerade für Familienbetriebe, wie sie in der Landwirtschaft bei uns noch üblichen seien, sollte der Sonntag ein Familientag sein. Lenz ist weiterhin überzeugt von der ökologischen Landwirtschaft und gibt dies auch an seinen Sohn weiter, der den Hof übernehmen wird. Seinen Berufskollegen rät Lenz in Bezug auf die Kommerzialisierung und die großen Konzerne, sich genau und umfangreich zu informieren und sich dann eine Meinung zu bilden. Man müsse sich bei vielen Angeboten immer die Frage stellen: „Wem nützt es?“ Kommentar des Bischofs: „Folgt der Spur des Geldes.“
Bei einem Spazierganges zur Kuhweide wurden die angeregten Gespräche fortgesetzt, bevor der Besuch mit einem gemeinsamen Mittagessen endete.