Raphaela I. ist die neue Bio-Botschafterin für Bayern

Landwirtschaftsmeisterin Raphaela Lex vom Biohof Lex in Emling wurde zur neuen Bio-Königin gekürt. Ein Amt, das „heute wichtiger denn je“ ist.
Emling – Es geschieht wohl selten, dass ein Bürgermeister in seiner Begrüßung nach der Geistlichkeit den Adel in seiner Gemeinde hervorhebt. Dabei hat Bockhorns Rathauschef Lorenz Angermaier keinesfalls verborgene Grafen oder Burgfräuleins gemeint – er verbeugte sich nur verbal vor der neuen bayerischen Bio-Königin Raphaela I., mit bürgerlichem Nachnamen Lex, vom seit 1980 bestehenden Bio-Landwirtschaftsbetrieb in Emling bei deren Inthronisierung.
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Die 27 Jahre alte Landwirtschaftsmeisterin, eine von vier Töchtern des Inhabers Lorenz Lex, kennt sich gut aus mit ökologischem Landbau. „Ich habe an der Staatlichen Fachschule für diesen Spezialzweig in Landshut-Schönbrunn gelernt und arbeite schon seit 2017 auf dem elterlichen Hof“, erklärte die neue Bio-Königin am Samstag. Mit dieser Kompetenz hatte sie die Jury zur Wahl der neuen Bio-Regentin überzeugt, zu der neben den vier Anbauverbänden Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter auch der Bayerische Bauernverband (BBV) gehört.
Neue Bayerische Bio-Königin kommt aus Emling (Gemeinde Bockhorn)
Thomas Lang, stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), durfte Raphaela I. nicht nur krönen, er wies auch auf ihre Bedeutung als wichtige Botschafterin hin: „Dieses Amt der Bio-Königin, das sie nun zwei Jahre lang bekleidet, ist heute wichtiger denn je. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen brauchen Verbraucher hohes Vertrauen zu guten Lebensmitteln.“ Darum bemühten sich täglich rund 11 600 Bio-Höfe in Bayern sowie etwa 4500 weitere Unternehmen, Bio-Produkte gut zu verarbeiten.
„Doch unser Ziel ist noch nicht ganz erreicht: Wir wollen bald 30 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe für Bio-Landbau gewinnen“, so Lang. Für das Erreichen dieser anspruchsvollen Marke sprach sich auch BBV-Bezirkspräsident in Oberbayern Ralf Huber aus. „Raphaela hat tolle Wurzeln aus diesem Bio-Hof hier, wir sind sicher, dass sie die richtige Repräsentantin unserer Interessen ist. Es wäre wünschenswert, wenn Bio-Essen noch in mehr öffentlichen Einrichtungen und Betriebskantinen auf die Tische käme, als Zeichen dafür, dass Ziele für gesündere Ernährung und ein besserer Umgang mit Natur und Klima erkannt sind“, sagte er.
Immerhin, so ergänzte Bürgermeister Angermaier, gebe es in Deutschland schon mehr als 400 000 Hektar Bio-Anbaufläche, „das ist etwa fünf Mal so groß wie der Landkreis Erding“.
Bio-Königin Raphaela I.: „Sollten mehr tun für eine gute Ernährung und den Erhalt unserer Natur“
Groß war auch der Andrang der vielen Ehrengäste und Besucher, die sich anlässlich der Feier zur Inthronisierung der neuen Bio-Königin auf dem Hof der Familie Lex eingefunden hatten. Nach der Segnung der neuen Trocknungshalle durch Pater Philipp Iwanowski und der Segnung von Feldfrüchten in einer kleinen Erntedank-Andacht durfte die bisherige Bio-Königin Annalena Brams aus Vilsbiburg ans Mikrofon. Die 26-jährige Inhaberin des Titels Bachelor of Science im Fach Landwirtschaft, die aus einem Bio-Masthähnchen-Betrieb kommt und jetzt bei Bioland arbeitet, sprach begeistert über die vergangenen zwei Jahre.
„Ich habe viele verschiedene Menschen und Betriebe kennen gelernt, habe in Schulen, Universitäten und in Ausstellungen gesprochen. Es war sehr reizvoll für mich, im Dirndl die passende Alltagsmaske zu tragen, aber ich wünsche mir noch mehr Bio für Bayern“, sagte sie.
In dieses Horn, im gleichen Outfit und jetzt mit einem Krönchen auf dem Kopf, stieß auch die neue Bio-Königin: „Es ist mir eine Ehre, mich für eine so gute Sache wie den Bio-Landbau engagieren zu dürfen. Schließlich sollten wir noch mehr tun für eine gute Ernährung und für den Erhalt unserer schönen Natur – und dazu ist Bio-Kost der richtige Weg“, sagte Raphaela Lex.
Wie gut solches Essen schmecken kann, davon ließen sich die Besucher beim Erlebnistag auf dem Hof gerne überzeugen. Hatten doch alle beteiligten Organisationen ihre verschiedenen Waren im Angebot, musikalisch begleitet von der Familienmusik Ernst aus Schwindkirchen und der Strogentaler Saitenmusik aus Emling. Ein besonderes Musikstück galt dabei Hofherr Lorenz Lex: Zu seinem 75. Geburtstag bekam er „Viel Glück und viel Segen“ gespielt, für den Bio-Pionier im Landkreis ganz sicher nicht die einzige Freude an diesem Tag.