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Luis aus Tirol auf Brautschau: Harter Dialekt, harter Humor

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Von: Friedbert Holz

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Volles Haus im Landgasthof Bauer in Kirchasch: 270 Besucher wollten sich den Auftritt von Luis aus Südtirol nicht entgehen lassen.
Volles Haus im Landgasthof Bauer in Kirchasch: 270 Besucher wollten sich den Auftritt von Luis aus Südtirol nicht entgehen lassen. © Roland Albrecht

Auf Brautschau ging Luis aus Südtirol in Kirchasch. 270 Besucher ließen sich seinen Auftritt nicht entgehen und waren durchaus hart im Nehmen.

Kirchasch – Als er vor Jahren schon einmal im Saal des Landgasthofs Bauer aufgetreten war, muss er einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Denn auch am Freitagabend war kein Stuhl mehr frei, als „Luis aus Südtirol“ seine Späße machte.

Eingeladen hatte ihn der Bawaschdinger Burschenverein, und da wollten 270 Gäste unbedingt dabei sein. Zwei von ihnen, Biobauern aus Brandenburg, waren sogar fast 600 Kilometer gefahren, um dem knorrigen Älpler zu lauschen. Eigentlich heißt er Manfred Zöschg, kam vor 62 Jahren im Ultental bei Meran zur Welt. Auch wenn seine Eltern wegen eines Staudamm-Baus bald wegzogen, so hat er immer noch den harten Dialekt seiner Heimat drauf – und den ebensolchen Humor.

Er sei schon als Kind immer der Spaßmacher gewesen, habe gern die Leute unterhalten, kam aber trotzdem relativ spät auf die Bühne. Was er dort zum Besten gibt, verlangt von seiner Zuhörerschaft oftmals Nehmer-Qualitäten. Denn seine scharfe Zunge führt er mehr als Schwert denn als Florett. Er hat es nicht so mit feiner Klinge.

Zu allererst nennt er sein Lieblingswort, „Oschpele“. Damit, so Luis, lassen sich unterschiedliche Gemütszustände ausdrücken, vom bassen Erstaunen bis zum bösartigen Ausruf. Er verwendet „Oschpele“ oft zur Unterstreichung seiner Gefühle, die zarter Besaitete auch erschrecken können.

Anhand von Smileys erklärt Luis aus Südtirol, welche Gemütszustände durch „Oschpele“ ausgedrückt werden.
Anhand von Smileys erklärt Luis aus Südtirol, welche Gemütszustände durch „Oschpele“ ausgedrückt werden. © Roland Albrecht

Mit Filzhut auf dem Kopf und markanter Zahnleiste berichtet er von der Suche nach einer Frau, „doch im Ultental habe ich keine gefunden, die sind ja fast alle mit mir verwandt“. Im Saal sehe er jedoch welche, von denen er glaube, dass ihre Männer sie nur mitgenommen hätten, „dass ich sie ihnen abnimm“.

Gar nicht hat er’s mit dem veganen Leben, stellt sich vor, wie ein Jäger am heimischen Stammtisch davon berichtet, „wie er Salatköpf’ abschlägt“. Überhaupt wolle er keinesfalls in direkter Nahrungskonkurrenz zu seinen Ziegen stehen. Er halte sich lieber an seine Faustregel, morgens weißen Wein zu trinken und ab Mittag roten. „Doch den vertrag ich nicht wegen dem Histamin, hab’ mir sogar im Rausch einen Finger abghackt.“

Auch steht er auf Kriegsfuß mit moderner Technik, etwa Smartphones. Die könnten zwar viel, würden den Menschen aber ausspionieren, wie die NSA, der US-Geheimdienst. „Im Ultental, da braucht’s des aber ned, da reicht eine neugierige Nachbarin. Die kann schon an meinem Gang erkennen, wie lange ich beim Wirt war.“

So laut er redet, so wild kann er auch tanzen. Erst legt er auf der Bühne einen Rock’n’Roll hin, den Schwung seiner Jugend. Damit, so weiß er heute, sei die Annäherung ans andere Geschlecht „schier unmöglich“ gewesen. Viel besser findet er daher den Samba, den sexy Schwung aus Südamerika, „da wird der Hintern richtig zelebriert“.

Überhaupt findet der Luis Menschen auf der südlichen Halbkugel sehr angenehm: „Die nehmen nicht alles so ernst, sind immer gut drauf, haben halt Spaß.“ Das ergeht nicht allen so im Saal. Denn seine Erzählungen, gerne zotig und unter der Gürtellinie, bringen manche zum Augenrollen, andere zum Erröten – gelacht aber wird trotzdem.

In der Pause kokettiert er dann zu Selfies mit reifen Damen, bringt charmante Töne trotz seiner grenzwertigen Aussprache. Die Männer im Saal jedenfalls brauchen nicht um ihre besseren Hälften zu fürchten. Denn die meisten würden wohl nicht mit dem Luis gehen, nach Hall in Tirol. Dort wohnt der ehemalige Bergbauern-Sohn jetzt und ist glücklich verheiratet mit einer Frau aus Südafrika – kein Witz.

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