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Die Bildungsstadt Dorfen wächst

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Von: Timo Aichele

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Vor der Akademie sprach Robert Decker über den Bildungsstandort; im Hintergrund der Holzstapel, der offiziell als Lärmschutzwall zur Bahn dient.
Vor der Akademie sprach Robert Decker über den Bildungsstandort; im Hintergrund der Holzstapel, der offiziell als Lärmschutzwall zur Bahn dient. © Timo Aichele

104 Studierende werden ab diesem Semester an der Beamtenakademie auf dem Dorfener Meindl-Areal unterrichtet. Direkt daneben ist ein weiteres Haus für Bildung in Bau. Dort zieht zunächst der Montessori-Kindergarten ein, dann soll eine Montessori-Schule folgen. Und auch eine Außenstelle der VHS Erding ist geplant.

Dorfen – Die Beamtenakadmie auf dem Meindl-Areal wächst. Am Montagvormittag wurde auf dem „Timber Campus“ Eröffnung und Erweiterung in einem gefeiert. Denn wegen der Corona-Pandemie habe er zum Start des ersten Semesters keine Ehrengäste einladen können, sagte Investor Robert Decker. Los ging es vor einem Jahr mit 30 Studierenden, jetzt es sind 104. „Wir haben eine Verdoppelung der Hörsäle und eine Verdreifachung der Studentenzahlen“, so Decker.

Bisher sei man stolz gewesen auf die Schulstadt Dorfen. „Dorfen hat sich weiterentwickelt zur Bildungsstadt“, sagte der Chef der Firma Timber Homes, die nebenan auf dem ehemaligen Ziegeleigelände das Akademiegebäude und das daneben stehende Studentenwohnheim mit 70 Apartments produziert hat. Diese „Bildungsstadt“ bietet neben Gymnasium, Grund- und Mittelschule seit einem Jahr den Außenstandort der Wasserburger Hochschule für den öffentlichen Dienst (HföD), Fachbereich Sozialverwaltung. „Wir hoffen, dass wir spätestens Mitte Oktober unter Volllast starten können“, sagte HföD-Direktor Rainer Schmid über den Semesterstart im Corona-Jahr 2021. An Studierenden mangelt es nicht. Das Bildungszentrum in Wasserburg mit der Akademie und der Hochschule für den öffentlichen Dienst ist an der Kapazitätsgrenze.

Und der Ausbildungsbedarf werde weiter wachsen, verdeutlichte 3. Landrat Rainer Mehringer. „Wir verlieren in den nächsten zehn Jahren über 30 Prozent der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst“, sagte er über die kommenden Pensionierungswelle.

Ein mögliches Ortstaferl hatte Decker stehen lassen, bevor Bürgermeister Heinz Grundner ans Rednerpult trat 
Ein mögliches Ortstaferl hatte Decker stehen lassen, bevor Bürgermeister Heinz Grundner ans Rednerpult trat. © Timo Aichele

In Dorfen ist das aber nicht das einzige Bildungsplus. Neben der Akademie ist bereits die nächste Holzmodul-Schule in Bau. Dort soll ab November der Montessori-Kindergarten einziehen, Pläne für eine Montessori-Schule werden bereits vorangetrieben (wir berichteten mehrfach). Im kommenden Jahr wird auch eine Außenstelle der VHS Erding hinzukommen.

„104 Studenten – das wird man in Dorfen merken. Im Einzelhandel und in der Gastronomie. Da kommt Leben rein“, versprach Decker. Bei weitem nicht nur die Locations des Tonwerks auf dem ehemaligen Ziegeleigelände würden davon profitieren.

Statt bis zur „Bildungsstadt“ würde der Dorfener Unternehmer sogar einen Schritt weitergehen. „Die Stadt könnte sich einen Namenszusatz geben: Hochschulstadt Dorfen“, sagte er und enthüllte lachend ein gelbes Schild, so wie die Ortstaferl künftig seiner Meinung nach aussehen könnten.

Der Unternehmer nutzte die Gelegenheit, um vor den anwesenden Politiker eine Lanze für den Holzmodulbau zu brechen. „Wir wollten eine ökologische Alternative für temporäre Bauten entwickeln. Es ist aber mehr daraus geworden: ein ganz massives Gebäude“, berichtete er über die Erfahrungen mit der Akademie. Die Versetzung des Hauses wegen des Bahnausbau direkt daneben bleibt aber weiter eine Option.

Im Akademiegebäude seien etwa 1340 Tonnen Kohlendioxid gespeichert, das entspreche etwa dem Jahresausstoß von 800 Automobilen. „Dieses Gebäude ist ein CO2-Speicher.“ Daher appellierte Decker an die Politik, „beim Bau von öffentlichen Bauten nicht nur die Gestehungskosten zu betrachten“. Denn wenn man den gesamten Lebenszyklus und auch die Klimawirkung adäquat einkalkuliere, werde die Rechnung anders aussehen. Und am Ende könne der Baustoff Holz recycelt oder thermisch verwertet werden – so wie auf dem Meindl-Areal, wo ein mit Hackschnitzeln betriebenes Blockheizkraftwerk Strom und Wärme erzeugt.

Neben dem Bildungsstandort entwickelt sich auch das Gewerbe auf dem über 20 Hektar großen Areal weiter. Die Firma Knappe Gleisbau hat sich bereits mit 50 Mitarbeitern niedergelassen. Richter+Frenzel plant eine großes Ausstellungsgebäude, die Firmen Ceraflex und Badmodul wollen hier produzieren.

Zudem erweitert Deckers eigenes Holzbauunternehmen Timber Homes, eine Kooperation mit Huber & Sohn, seine Produktionshalle. Und auch ein DHL-Verteilzentrum soll entstehen. „Insgesamt sprechen wir von Unternehmen mit 250 bis 300 Mitarbeitern, die sich in den nächsten zwölf Monaten hier ansiedeln“, rechnet Decker vor.

„Total wichtig“ sei daher eine gute Anbindung , sagte Decker in Richtung von Bürgermeister Heinz Grundner. Denn die Bahn plant die Schließung des Bahnübergangs bis Ende des Jahres. Zugesichert ist der Bau eines Radwegs bis zur B 15. Doch bis im Zuge des Bahnausbaus auch eine Rad- und Fußgängerunterführung fertig ist, würden noch acht oder zehn Jahre vergehen, erklärte Decker sogar vielleicht etwas optimistisch. Dabei ist die direkte fußläufige Erreichbarkeit des Bahnhofs ein wichtiger Standortfaktor für Akademie, Gewerbebetriebe und auch das Tonwerk mit seinen Clubs und Restaurants.

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