Die Nöte der Dorfener Wirtschaft: Stadt startet Unternehmensbefragung

Mit einer Unternehmensbefragung will die Stadt Dorfen Daten für die Wirtschaftsförderung sammeln. Diese Woche erhalten knapp 300 Firmen die Fragebögen per E-Mail.
Dorfen – Die Stadt Dorfen will wissen, wo den Unternehmern der Schuh drückt. Ist eine Erweiterung geplant? Fehlt es an Gewerbeflächen? Schlägt der Facharbeitermangel schon durch? Wie laufen die Geschäfte? Wo muss Dorfen für Beschäftigte attraktiver werden? Diese und viele weitere Themen sind Teil einer Unternehmensbefragung, die das Rathaus startet. Der Fragebogen geht Ende der Woche per E-Mail hinaus.
Das Ziel ist „ein Bericht, der das Handwerkszeug für die Wirtschaftsförderung in den kommenden Jahren ist“, sagt Vanessa Moniker, die diesen Bereich in der Stadtverwaltung verantwortet. Anfang 2023 sollen die Ergebnisse in einer großen Veranstaltung präsentiert werden. „Und auch ein Ausblick und kreative Lösungsmöglichkeiten“, verspricht Moniker.
Einen Grundstock an Daten hat sich das Rathaus mit einer Wirtschaftsdatenbank erworben. Man habe die Kontakte von knapp 300 Dorfener Firmen aus allen Branchen, berichtet Moniker bei der Vorstellung der Aktion. Doch der Katalog sei nicht vollständig. Gewerbetreibende, die keinen Fragebogen erhalten, können ihn sich auf der Homepage der Stadt www.dorfen.de herunterladen. Natürlich kenne man die heimische Wirtschaftsszene, sagte Bürgermeister Heinz Grundner. Aber viele grundlegenden Daten wie die Anzahl der Mitarbeiter lägen nicht vor. „Da spielen auch der Datenschutz und das Steuergeheimnis eine Rolle.“
„Arbeitskräfte – das wird das bestimmende Thema der nächsten Jahre sein“, erklärt Professor Joachim Vossen, Geschäftsführer des Münchner Instituts für Stadt- und Regionalmanagement (ISR). Daher sei die Standortzufriedenheit der Unternehmer wie auch ihrer Mitarbeiter wichtig. „Aber da ist Dorfen ja nicht schlecht aufgestellt“, meint der Stadtmanager.

Mit besonderer Wachsamkeit beobachten Stadtmarketing und Kommunalpolitik die Innenstadt. Noch scheint die Einkaufswelt einigermaßen in Ordnung zu sein. Leerstand gibt es nur vereinzelt. Einen Parkplatz finden Kunden leicht. Und alleine um den Unteren Markt gruppieren sich Apotheke, Drogerie, Buchhandlung, Läden für Farben, Brillen, Haushaltswaren, Spielzeug und mehr, Sparkasse, Gastronomie. Doch bei manchen Geschäften ist die Unternehmensnachfolge ein ungelöstes Problem. Und das alles vor dem Hintergrund der Umsatzkiller Online-Shopping, Corona, Energiekrise und B 15-Sperrung.
Leerstandsmanagement könnte also zur zentralen Aufgabe werden. Ideen werden bereits gesammelt. „In anderen Städten haben sich zum Beispiel Pop-up-Stores mit wechselndem Sortiment bewährt“, berichtet Moniker. Vollmer sieht Unverpackt-Läden als Entwicklungschance.
Solange solche (Zwischen-) Nutzungen nicht aktuell werden, geht es um den Schutz der bestehenden Geschäftswelt. „Wir wollen nicht, dass sich an der Autobahn großflächiger Einzelhandel mit innenstadtrelevantem Sortiment ansiedelt“, sagt Grundner. Das Verbrauchermarktzentrum an der Ortsdurchfahrt biete ja alles Wichtige.
Lebensmittel bekommt man aber jetzt schon kaum noch in der Innenstadt. „Für einen entsprechenden Markt reichen die Ladenflächen nicht aus“, sagt Grundner. Ein Dauerbrenner ist auch der Spagat zwischen Fußgänger- und Autofreundlichkeit. Die vielen Parkplätze hält er für wichtig. „Für eine Fußgängerzone sind wir fünf Schuhnummern zu klein.“
Ob für Einzelhandel, Handwerk oder Industrie – die Möglichkeiten der kommunalen Wirtschaftsförderung sind laut Grundner ohnehin beschränkt. Man könne oft nur „Kontakte herstellen, Angebot und Nachfrage zusammenbringen“.
Mit der Bauleitplanung hat die Stadt aber ein mächtiges Instrument. „Wir haben so mehrere Unternehmen in Dorfen halten können“, betont Gewerbereferent Martin Greimel – ob bei der Umsiedlung der Schreinerei Thalmeier oder beim neuen Betriebshof des Busunternehmen Kalbs neben Hagebau.
Überhaupt der Baumarkt: „Das war zehn Jahre Kampf mit unterschiedlichen Behörden“, erzählt Grundner. „Das war dann der Zündfunke für dieses Gewerbegebiet“, sagt Greimel. Solche Erfolgsgeschichten will Dorfen noch viele schreiben.