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Unkraut zupfen für Allerheiligen: Arbeitseinsatz auf dem Friedhof Oberdorfen

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Von: Michaele Heske

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In Aktion waren am Freitag in Oberdorfen (kniend, v. l.) Elisabeth Freundl, Peter Waxenberger, Elisabeth Müller und Josef Eder sowie (stehend, v. l.) Franz Huber, Martin Lang, Elisabeth Mengele-Kley und Stefan Teplan. Pestizide sind verboten Rasenflächen wirken gepflegter Namen der Toten werden verlesen
In Aktion waren am Freitag in Oberdorfen (kniend, v. l.) Elisabeth Freundl, Peter Waxenberger, Elisabeth Müller und Josef Eder sowie (stehend, v. l.) Franz Huber, Martin Lang, Elisabeth Mengele-Kley und Stefan Teplan. Pestizide sind verboten Rasenflächen wirken gepflegter Namen der Toten werden verlesen © Michaele Heske

Rechtzeitig vor Allerheiligen haben sich Freiwillige zum Arbeitseinsatz auf dem Friedhof Oberdorfen getroffen.

Dorfen – Überall auf dem Oberdorfener Friedhof wuchern Löwenzahn und Gras auf den freien Kiesflächen und Wegen zwischen den Gräbern. „Dieser Wildwuchs sieht total verwahrlost aus“, sagt Stefan Teplan, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Oberdorfen. Deshalb rodeten ehrenamtliche Gärtner am Freitagnachmittag das Unkraut auf dem Gottesacker rund um die kleine Pfarrkirche St. Georg. Mit Hacken und Händen rissen sie rechtzeitig vor dem traditionellen Gräberbesuch an Allerheiligen und Allerseelen die Stängel aus.

Gerade im Herbst, wenn die wilden Pflanzen nicht mehr so stark wuchern, hoffen die Freiwilligen, das Dilemma zumindest bis zum nächsten Frühjahr in den Griff zu bekommen. „Diese Aktion war bitter nötig, es kommen ja viele Leute an diesen Tagen auf den Friedhof“, erklärte Isolde Freundl. Beim Gräberumgang am Feiertag solle es schließlich nicht wie Kraut und Rüben aussehen.

Auch Elisabeth Müller hatte von dem Projekt gehört und war eine der vielen Helferinnen vor Ort. „Wir haben ein eigenes Grab hier, da wollen wir schon schauen, dass auch das Umfeld gepflegt ist“, sagte sie und ging gemeinsam mit Peter Waxenberger gegen riesige Blätter vor, die genau an der Grenze zwischen dem kirchlichen und städtischen Teil des kleinen Friedhofs austreiben.

Unkraut ist auf allen alten Friedhöfen ein Problem, weiß Anita Feckl, Leiterin des Standesamts in Dorfen. „Das ist ein Spagat – einerseits sind wir eine bienenfreundliche Stadt und wollen einen naturbelassenen Friedhof, andererseits stört das Unkraut viele Angehörige.“ Pestizide einzusetzen, sei verboten, so die Abteilungsleiterin. Mehrmals im Jahr gehe die Stadt gegen die Wildpflanzen vor – mit heißem Wasser, das die Wurzeln nicht zerstört.

Auf dem alten Friedhof in Oberdorfen gibt es überwiegend Familiengräber, die meisten werden von den Angehörigen gepflegt, andere haben Gärtner beauftragt, so Freundl. Was viele nicht wissen: „Die Grabpflege geht nicht über den Rand der letzten Ruhestätte hinaus.“ So weit, so schlecht.

Auf dem neuen Friedhof in Oberdorfen gibt es hingegen schon viele Rasenflächen, allein deshalb wirkt das Areal deutlich gepflegter. Eine größere Fläche ist für Baumbestattungen angelegt worden. Es gibt eine schlanke Stele, an der eine kleine Tafel mit den persönlichen Daten des oder der Verstorbenen angebracht werden kann. „Wir verkaufen kaum noch Erdgräber“, so Feckl. Urnenbestattungen werden immer beliebter. So auch auf dem Dorfener Friedhof, wo es zudem sechs Urnenwände gibt. Auch hier ist der neue Teil des Friedhofs begrünt, bereitet keinen Stein des Anstoßes, wie etwa der alte Teil, wo sich viele Angehörige massiv über den Wildwuchs auf den Kiesflächen beschweren.

Auch in diesem Jahr werden die Angehörigen an Allerheiligen wieder der Verstorbenen gedenken. Pater Stephan Matula wird die Gräber mit Weihwasser segnen: Zuerst in Oberdorfen nach der Messe, dann auf dem Friedhof in Dorfen. Ein Tag, an dem Katholiken und Protestanten hier eine ökumenische Andacht halten, in Erinnerung an die Toten beider Gemeinden.

„Man hat hier miteinander gelebt, die Menschen waren zusammen auf den Beerdigungen, haben gemeinsam getrauert“, so Annette Schumacher, Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Versöhnungskirche in Dorfen. Folglich werden Herbert Moser, der ehemalige Mesner von Maria Dorfen, und Schumacher miteinander die Namen der Verstorbenen des zurückliegenden Jahres verlesen.

„Die Toten nicht vergessen und dabei Trost und Zuversicht durch die Gebete erhalten“ – deshalb sei die Gräbersegnung so wichtig, meint Pater Stephan. Schließlich seien die verstorbenen Schwestern und Brüder bei Gott. Und Schumacher ergänzt: „Es ist eine Möglichkeit, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen – seine Sehnsucht, seine Trauer.“

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