Kommentar zur B 15 neu: Wunschdenken bringt die Verkehrswende nicht näher

Mühldorf gegen Erding - diese Front ist beim Thema B 15 neu ist nach dem neuen Vorstoß des Mühldorfer Kreistags verhärtet. Doch wie lässt sich mehr Verkehrsbelastung verhindern? Nach dem St.-Florians-Prinzip? Oder nach Vogel-Straß-Manier? Unser Kommentar.
Wunsch und Wirklichkeit stehen sich bei der Verkehrspolitik unversöhnlich gegenüber. Jeder Mensch hat das Recht, gegen eine neue Autobahn vor seiner Haustür zu sein. Jeder Politiker darf seine Bürger darin unterstützen. Und bei der B 15 neu geschieht sowohl in Mühldorf als auch in Erding genau das.
Doch Marcels Hubers Rede von intelligenten und zeitgemäßen Losungen, ohne gleich eine neue Autobahn (auf Mühldorfer Seite) bauen zu müssen, ist nichts als Theaternebel des Mühldorfer CSU-Abgeordneten. Denn die logische Folge eines Ausbaus der B 15 (auf Erdinger Seite) ist noch mehr Verkehr, Lärm und Abgase in Taufkirchen, Dorfen und drum herum.
Das darf dem Landkreis Erding nicht auch noch aufgebürdet werden. Flughafen, A 92, A 94, Bahn, S-Bahn, Bundesstraßen und einige überregionale Schleichwege sind mehr als genug.
Grünes Wunschdenken bringt uns hier aber auch nicht weiter. Eine Verkehrswende ist überfällig und dringend notwendig, ja! Aber solange Bund und Freistaat hierfür keine Gesamtkonzepte vorlegen und endlich umsetzen, muss die Kommunalpolitik vor Ort von einer bitteren Realität ausgehen: Der Druck auf die Straße wird vorerst weiter wachsen.
Aufgrund jahrzehntelanger Auto-Verblendung und Bahn-Untätigkeit der fast durchgängig von Unionspolitikern geführten Verkehrsministerien ist schnelles Umsteuern unmöglich (im Bund waren auch ein paar Jahre SPD dabei). Zum Beispiel auf die Bahnstrecke München–Mühldorf passt zudem laut DB kein einziger zusätzlicher Güterwaggon (unter Vor- Corona-Bedingungen).
Vor diesem Hintergrund ist es naiv, den Planungsstopp bei Landshut zu fordern. Dem wird die Staatsregierung nicht folgen, mehr Verkehr auf Erdinger Seite würde bei dieser diffusen Argumentationslage wahrscheinlicher. Das seit Jahrzehnten laufende Projekt B 15n eu hat einen nicht einholbaren Zeitvorsprung vor der Mega-Zukunftsaufgabe Verkehrswende. Realistische Politik ist es daher, das eine Übel gegen das andere abzuwägen und sich für das kleinere zu entscheiden. Leider.
Das entbindet die ganze Gesellschaft aber nicht davon, den Mobilitäts-Wahnsinn zu stoppen. Weniger wäre mehr – jeder weiß das, niemand schränkt sich ein. Also muss die Politik Bus und Bahn stärken, Autofahren nicht mehr immer weiter attraktiver machen, ökologisches Bewusstsein wecken und mit Leben erfüllen.
Das wäre dann eine Welt, in der sich die CSU-Abgeordneten Huber und Uli Scharf auf dem täglichen Weg ins Maximilianeum im Pendlerzug von Dorfen nach München treffen würden. Man wird ja noch träumen dürfen.