Landkreis-SPD fordert Schulreformen

Beim Frühjahrsempfang verleiht die Kreis-SPD einen Sozialpreis an die Tafeln des Landkreises. Außerdem wurde Kritik an der Bildungspolitik laut.
Dorfen – Die Sozialdemokraten im Landkreis hatten am Sonntagabend zum Frühjahrsempfang in den Jakobmayer nach Dorfen geladen. Dabei stand das Thema Bildung im Fokus. Zudem verlieh der SPD-Kreisverband seinen Sozialpreis an die drei Tafeln in Erding, Dorfen und Taufkirchen.
Wenige Monate vor den Landtags- und Bezirkstagswahlen hätte man eigentlich mehr Wahlkampf erwartet, wenn die Genossen beim jährlichen Treffen zusammenkommen. Stattdessen setzte die Kreis-SPD auf Fakten bei Vortrag und Diskussionsrunde, auch wenn freilich das Thema Bildungsgerechtigkeit ganz oben auf der Agenda der Partei steht.
Mit einem Impulsvortrag führte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) direkt in die Problematik ein: „Wir lassen die Kinder auf der Strecke – die Schere geht immer weiter auf, denn eine individuelle Förderung der Schüler können wir nicht mehr leisten.“ Die Kinder in den Schulen verlieren immer mehr an sozialer und emotionaler Kompetenz, so ihre Beobachtung. „Eine Reform des Schulsystems in Bayern ist dringend erforderlich“, forderte Fleischmann.
Da sei zunächst der Lehrermangel, der mittlerweile nicht mehr wegdiskutiert und den auch die Digitalisierung nicht kompensieren könne. Lernen gehe nur live, mit Lehrern. Die passionierte Lehrerin Fleischmann beteuerte, sie habe trotz aller aktuellen Probleme, „den schönsten Beruf den es gibt“. Es gäbe aber „große spaltende Tendenzen“ in den Schulen. „Wir sind zu wenige, wir können uns nicht teilen“, sagte sie. Das habe auch enorme Auswirkungen auf Integration und Inklusion.
Die Bildungsqualität sei in den vergangenen Jahren immens gesunken, ein Viertel der Schüler in Bayern, die in die vierte Klasse gehen, könne nicht mehr lesen und rechnen. „Diesen Kindern fehlt die Basis, um an weiterführende Schulen anzudocken“, so die BLLV-Präsidentin.
Ulla Dieckmann, Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, forderte zudem mehr Schulsozialarbeit. „Gerade jetzt, nach Corona, gibt es einen riesigen Beratungsbedarf.“ Nicht nur in den Mittelschulen sondern auch an den Gymnasien müssten mehr Sozialarbeiter eingesetzt werden. „Zwölf Stunden für 1100 Gymnasiasten ist viel zu wenig – Schulsozialarbeit ist kein nice to have, sondern eine Notwendigkeit.“Dieckmann sprach Landrat Martin Bayerstorfer, der bei der Veranstaltung in der ersten Reihe saß, direkt an. Schließlich fällt die Aufstockung der Schulsozialarbeit an Gymnasien direkt in seine Zuständigkeit.
Neben Bayerstorfer (CSU) war auch weitere hiesige Politikprominenz unter den Gästen: Helga Stieglmeier, Frauenpolitische Sprecherin der Grünen etwa, oder Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und seine Stellvertreterin Petra Bauernfeind (FW). Letztere ist außerdem Vorsitzende der Tafel Erding, die den Sozialpreis der SPD entgegennahm, der allerdings gleichermaßen an alle drei Tafeln im Landkreis ging. Die Zahl der Bedürftigen in Erding, Dorfen und Taufkirchen hat sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine nahezu verdoppelt, neben Flüchtlingen kommen wegen der Inflation auch immer mehr Einheimische zur Essensausgabe. Dieckmann lobte dabei das unermüdliche Engagement der ehrenamtlichen Helfer.
Zum Schluss wechselten die Landkreis-Genossen dann doch noch kurz in den Wahlkampf-Modus. Sie stellten ihren Landtagskandidaten Benedikt Klingbeil vor, gerade mal 18 Jahre alt. Die SPD sei stolz, einen jungen Kandidaten auf der Liste zu haben, der sich für die sozialen Ziele der Partei engagiere, so Kreisvorsitzender Martin Kern. Sein Dank ging auch an alle Arbeitnehmer in systemrelevanten Berufen: „Egal ob in Verkehrsunternehmen oder im medizinischen Bereich – eine angemessene Bezahlung ist gerechtfertigt und überfällig, denn diese Leute halten schließlich unser Land am Laufen.“