Zehn Jahre Naturkindergarten Dorfen: Nach schwerer Geburt aus den Kinderschuhen

Die Naturgruppe des Kinder- und Jugendhauses feiert zehnjähriges Bestehen Ehemalige erinnern sich an die Anfänge.
Dorfen – Heute kann es regnen, stürmen oder schnein – am zehnten Geburtstag der Naturgruppe des Kinder- und Jugendhauses erinnern sich Kita-Kinder der ersten Stunde und deren Erzieher an ihre Abenteuer auf dem Waldgrundstück am Rande von Dorfen.
Eine genaue Adresse gibt es nicht: Immer am Mühlanger entlang, bis es nicht mehr weitergeht. Dort liegt der Naturkindergarten, vis à vis Fußballplätze, auch die Isenauen sind ganz in der Nähe. Ein kleines Paradies, in dem seit nunmehr zehn Jahren der Nachwuchs in freier Natur spielen und toben kann. Aktuell gibt es zwei Gruppen für insgesamt 30 Kindergartenkinder ab drei Jahren.
Ob Tipi oder Iglu – Manuel Wiedenhofer und Anselm Haft hatten immer viel zu tun: Stöcke sammeln, Schneebälle rollen, um daraus gemeinsam mit den anderen Kindern einen Unterschlupf zu bauen. Oder eben aus Steinen und Zapfen anderes kreatives Spielzeug zu basteln. „Wir waren fast nur draußen. Nur wenn es zu stark regnete, dann sind wir in den Bauwagen gegangen“, erzählen die heute 15-jährigen Burschen von ihren Erlebnissen in der Kita. Beide waren vor der Gründung der Naturgruppe im September 2012 in etablierten Einrichtungen in Dorfen: „Kein Vergleich – im Naturkindergarten hatten wir Freiheit und konnten den ganzen Tag auf die Bäume klettern.“ Die starken Äste hatten damals auch für Theresa Schröer (15) mehr Reiz als Klettergerüste aus Stahl: „Es war eine ganz tolle Zeit.“

Die Kinder im Naturkindergarten spielen grundsätzlich mit allem, was der Wald hergibt.“ Dank der vielen Bewegung in der freien Natur werden die Mädchen und Buben in ihrer Motorik sicherer und lernen Herausforderungen besser einzuschätzen. Außerdem werde die Wahrnehmung der Kinder durch die besonderen Gegebenheiten des Waldes besser. Und sie lernten, ihre eigenen Grenzen einzuschätzen. „Das stärkt das Selbstbewusstsein“, sagt Therese Englmeier, ehemalige Leiterin des Kinder- und Jugendhauses und maßgeblich an der Gründung dieser besonderen Kita beteiligt.
Die Initialzündung für die Naturgruppe, deren Konzept aus Skandinavien stammt, gab vor über einem Jahrzehnt Kristina Schmitz, damals Erzieherin im Kinder- und Jugendhaus. Heute liegen Wald- und Naturkitas im Trend, doch vor zehn Jahren steckte diese Form der Pädagogik in den Kinderschuhen. „Es war eine schwere Geburt“, meinen Bürgermeister Heinz Grundner und Maria Bauer, verantwortlich für die Finanzen im Rathaus. Nach der Bedarfsabfrage brauchte es viel Überzeugungsarbeit im Stadtrat, hinzu kamen Diskussionen mit der Unteren Naturschutzbehörde. Zudem musste ein passendes Grundstück gefunden werden, bis der erste Bauwagen auf dem Gelände stand und die Einrichtung endlich den Betrieb aufnehmen konnte.
Gerne denkt auch Schmitz an die Anfänge zurück. Etwa an den Morgenkreis bei Vogelgezwitscher. „Eine Amsel hatte hier ihr Nest gebaut“, erzählt sie. Die Vögel ließen sich nicht von Kinderlachen und Gejohle abhalten, sondern brüteten unbeeindruckt weiter in dem kleinen Wäldchen am Stadtrand.
„Die Kinder entwickeln eine enge Verbundenheit zur Natur“, meint auch Dorit Walter, die mit Schmitz die ersten Gruppen betreute. Und die ehemalige Kita-Mutter Sigrid Wiedenhofer, Gemeindejugendpflegerin der Stadt Dorfen, ergänzt: „Die Matschhose war immer dabei.“
An der Feuerstelle brodelte damals, so wie heute, im Kessel Suppe. „Die Kürbissuppe haben die Kinder gestern im Kinder- und Jugendhaus gekocht“, sagt Larissa Byzio, die mit Sarah Weißmann den Naturkindergarten leitet. Die beiden Erzieherinnen hatten mit den Kleinen ein Lied zum Jubiläum einstudiert: „Ich bin ein Waldkind, schaut mich an“, sangen sie voller Freude beim Herbstfest, um gleich darauf im Wald auseinanderzustieben, um zu spielen und zu toben.