MVZ Dorfen: Täglich rufen 500 Patienten an

Die Suche nach neuen Ärzten ist auf dem Land nicht immer einfach. Aber die Allgemeinmedizin im MVZ Dorfen ist nach einem turbulenten Jahr wieder gut aufgestellt.
Dorfen – Über fehlende Kundschaft kann sich das Medizinische Versorgungszentrum Dorfen (MVZ) nicht beklagen. Rund hundert Patienten suchen täglich die dort angesiedelte Praxis für Allgemeinmedizin auf. Hinzu kommen noch Telefonate, Rezeptvorbestellungen und Krankmeldungen. Auch der Zulauf in den Praxen für Gastroenterologie und Kardiologie ist ungebremst.
Seit Dezember verstärkt Dr. Karen Seyffart, Fachärztin für Innere- und Allgemeinmedizin, das Team (Kasten unten). „Wir freuen uns sehr, dass wir eine erfahrene und qualifizierte Kollegin gefunden haben“, erklärt Dr. Stefanie Huge, verantwortlich für die Allgemeinmedizin im Haus. „Wir suchen allerdings weiterhin Verstärkung, aber das ist gar nicht so leicht.“
Viele Ärzte wollen heute nicht mehr in den ländlichen Raum gehen, so Huge. „Dorfen ist nicht München, wo sich die jungen Ärzte lieber ansiedeln. Aber auch dort merkt man in den Randbezirken schon den Ärztemangel.“ Es gebe zu wenige Studienplätze, moniert sie. Lieber hole man vermehrt Ärzte aus dem Ausland, die allerdings oft nicht so qualifiziert seien und bei denen es zudem eine Sprachbarriere gebe, als mehr Studienplätze zu schaffen.
„Viele der Studienabgänger gehen in die Pharmaindustrie oder wandern ins Ausland ab“, ergänzt der ärztliche Leiter des MVZ Dr. Christian Zillinger. „Die Arbeitsbedingungen in der Klinik sind auch für Ärzte eine Katastrophe“, begründet der Gastroenterologe. Rund sechs Jahre Studium, dann noch eine fünfjährige Fachausbildung in der Klinik, das schrecke viele ab.
Im Oktober 2021 ging Dr. Emil Rudolf, Mitgründer und langjähriger Gesellschafter des MVZ, in Ruhestand. „Es gab zunächst keinen Nachfolger in der Allgemeinmedizin“, berichtet Zillinger. Jetzt sei die Allgemeinmedizin wieder sehr gut aufgestellt. In der Gastroenterologie sei die Nachfolge von Dr. Ludwig Rudolf, der ebenfalls in Rente ging, klar geregelt gewesen: Hier gab es keine Engpässe, denn Facharzt Dirk Wefelscheid hatte schon vorher in Dorfen mitgearbeitet, bevor er von der Kreisklinik Ebersberg ganz nach Dorfen wechselte.
Täglich rufen gut 500 Patienten telefonisch beim MVZ an. Häufig hängen sie in der Warteschleife. Aber: „Es ist deutlich besser geworden“, meint Zillinger. „Man kann auf die Voicemail sprechen und wird zurückgerufen, oder online Termine ausmachen.“ Auch die Rezeptbestellungen per Mail würde von immer mehr Patienten angenommen.
Ebenso etabliert hat sich die offene Sprechstunde, die es mittlerweile an drei Tagen der Woche gibt – ein Angebot, das noch weiter ausgebaut werde: „Da muss man keinen Termin mehr ausmachen, sondern kann bei akuten Beschwerden direkt vorbeikommen“, erklärt Zillinger. „Wir können im Medizinischen Versorgungszentrum Dorfen Patienten fachübergreifend behandeln“, wirbt der ärztliche Leiter. Man sei auch bestens vernetzt, beispielsweise mit der radiologischen Praxis in Dorfen und bekomme nach einer CT die Aufnahmen direkt übermittelt. „Diagnosen sind im Team besser zu stellen.“
Auf den Unterschied zwischen dem Ärztehaus und dem MVZ weist Dr. Carsten Husemann hin. „Wir sind spezialisiert auf die Versorgungsschwerpunkte Allgemeinmedizin, Kardiologie und Gastroenterologie. Die Klinik Dorfen sowie andere Fachärzte im Haus gehören nicht zu uns“, informiert der Kardiologe. Auch nicht das MVZ in Taufkirchen, das dem Klinikum Erding anhängig ist. Er wolle ausdrücklich betonen: „Die kardiologische Praxis des Dorfener MVZ in Taufkirchen wird wie gehabt weitergeführt.“