Dorfen machte mal wieder blau. 16 Bands spielten am Samstag in 16 Kneipen. Von Salsa über Rock bis Reggae war bei der neunten Auflage der Nacht der Blauen Wunder viel fetzige Musik zu hören.
Mit dabei war erstmals das Tonwerk, das via Partybus mit der City verbunden war. Nach den Auftritten ging’s freilich weiter – gefeiert wurde bis zur blauen Stunde.
„Da gehen wir rein, die Musik hört sich echt cool an“, sagten einige junge Leute, als sie beim Gasthaus am Markt vorbei kamen. Ihr Vorhaben war allerdings nicht so leicht umzusetzen, denn bis zur Tür standen die Besucher dicht an dicht. Juicy Vibes rockte live und laut – eine Coverband mit saftigem Programm von den Stones bis Coldplay.
„Endlich mal was los in Dorfen“
„Endlich mal was los in Dorfen“, sagte Anna Huber, 24 Jahre alt. Und Bernhard Klemm (26) ergänzte: „Bei der Nacht der Blauen Wunder rührt sich was. Gerade für unsere Generation ist ansonsten hier kaum was geboten.“ Wenige Gehminuten weiter, im Oggi, spielte das Trio Son Compadre kubanische Rhythmen. Waren anfangs in dem Café noch Cha-Cha-Cha- und Samba-Schritte möglich, so reichte der Platz schon nach kurzer Zeit nicht mehr zum Tanzen.
Kaum Rein- und Durchkommen auch im Bistro des Jakobmayer, hier spielte Hundling bairischen Blues. Und wer eher ein bisschen ratschen wollte, ging ins HQ Wok & Sushi, wo das Trio Brasserie im Hintergrund jazzte.
16 Lokactions in Dorfen, nicht mal halb so viele in Erding
Das Kneipenfestival zog die Dorfener – egal ob jung oder schon etwas älter – auf die Straße und in die Bars und Kneipen. Das zeigte einmal mehr, was nach der Meinung einiger in der Isenstadt noch fehlt: Subkultur und Live-Musik. Das sei einer der Gründe, warum das Johannis Café schon von Anfang an bei der jährlichen Musik-Tour mitgemacht habe, so Seppo Schmid, Vorstandsvorsitzender der Johannis-Café-Genossenschaft. In diesem Jahr trat der Liedermacher Daniel
Ipfelkofer mit Deutschrock-Liebesliedern im „Jo“ auf. „In unserer kleinen Lokalität ist ein Solist immer besser“, meinte Schmid.
Die Bands werden übrigens vom Veranstalter, der Sinnflut Kultur GmbH, den einzelnen Wirtsstuben zugewiesen. „Wir schauen, was passt“, erklärte Veranstalter Börnie Sparakowski.
Während in Dorfen gleich 16 Wirte zum Musikfestival luden, waren es vor ein paar Wochen in Erding nicht mal halb so viele. In Dorfen kam heuer sogar ein Veranstaltungsort hinzu: Das Tonwerk, in dem die Band Orange G auftrat. Ein Partybus brachte die Besucher vom Marienplatz zur ehemaligen Schlosserei auf dem Meindl-Gelände. Auch wenn das Tonwerk außerhalb der Innenstadt lag, der Andrang war enorm groß, gerade junge Leute pilgerten schon fast im Pulk zu Reggae und Rock.
Mehr Live-Musik in Dorfens Kneipen
„Ich genieße die Nacht der Blauen Wunder – so viel Menschen sind auf den Straßen unterwegs, so viel gute Laune und beste Stimmung“, meinte Schmid vom Johannis Café, der es übrigens „cool“ fände, wenn auch ansonsten in Dorfens Kneipen mehr Live-Bands auftreten würden. Versprechen könne er freilich keine Musikevents, das müsse sich rechnen: „Schön wär’s aber – schaun mer mal.“
Bis tief in die Nacht ging das Festival – fünf Konzertrunden brachten die Musiker live auf die Bühnen der Dorfener Lokale. Und danach ging es mit DJs weiter. „Wir schließen, wenn der letzte Gast geht – so etwa um fünf Uhr morgens“, mutmaßte Schmid.
Michaele Heske