„Testen, testen, testen“: Entscheidend im Kampf gegen das Corona-Virus

Corona-Tests: Im Interview rät Dr. Emil Rudolf zu regelmäßigen Kontrollen und lobt das gute Zusammenspiel vor Ort.
Dorfen – Freiwillige Corona-Tests werden von den Patienten gut angenommen, sagt Dr. Emil Rudolf (66), Ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums Dorfen (MVZ). Das sei auch wichtig, meint der Facharzt für Allgemeinmedizin und rät: „Testen, testen, testen.“ Dadurch werde eine zweite Welle im Landkreis aller Wahrscheinlichkeit nach eingedämmt.
Herr Dr. Rudolf, es sieht so aus, als hätte wäre die Pandemie im Landkreis Erding etwas abgeebbt.
Lokal gesehen sind wir im Landkreis in einer glücklichen Lage. Momentan gibt es tatsächlich kaum Neuinfektionen in der Region. Bei uns haben die Sommerferien allerdings erst begonnen. Warten wir ab, bis die ersten Urlauber zurückkommen.
Meinen Sie, in den nächsten Wochen werden die Infektionszahlen wieder hochschnellen?
Schauen wir mal, wie es sich entwickelt. Aber ich denke schon. Zum einen kommen viele Urlauber aus Hotspots zurück. Doch egal, ob am Meer oder an den Seen in Oberbayern – die Ansteckungsgefahr ist groß, wenn nicht der Mindestabstand eingehalten wird. Auch Masken sind weiterhin wichtig.
Wird es nochmal zu einer Corona-Welle kommen, wie wir sie vor einigen Wochen erlebt haben?
Es herrscht nach wie vor keine Normalität, auch bei uns in der Praxis nicht. Die Situation ist immer noch kritisch. Doch wir können mittlerweile besser mit der Gefährdung durch Corona umgehen.
Das heißt, die Ärzte und das Team haben eine gewisse Routine entwickelt?
Die Abläufe sind jetzt festgelegt. Es gibt beispielsweise eine gesonderte Infektionssprechstunde in einem separierten Sprechzimmer für Patienten mit Symptomen wie Husten, Schnupfen und Halsweh. Und es gibt die Corona-Testung für jeden, der einen Abstrich wünscht.
Werden die Tests gut angenommen?
Es gibt viele Dorfener, die sich testen lassen – quer durch alle Altersstufen.
Wer macht denn freiwillig einen Test?
Alle, die Sorge haben, dass sie sich angesteckt haben könnten – sei es auf einer Großveranstaltung oder eben auch Ferienrückkehrer. Leute, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Und natürlich alle Patienten mit Erkältungssymptomen.
Gaukeln die Tests nicht eine falsche Sicherheit vor?
Freilich ist die Testung eine Momentaufnahme. Doch der Corona-Test macht grundsätzlich Sinn. Wird eine Covid-19-Infektion frühzeitig erkannt, kann der Infizierte aus seiner Umgebung genommen werden. Das ist eine große Chance.
Sie empfehlen Testungen?
Ja. Solange es keinen Impfstoff gibt, hilft nur testen, testen, testen. Auch Ferienheimkehrern rate ich dazu.
Wenn die Schule beginnt und Veranstaltungen nicht mehr im Freien stattfinden – dann steigt das Infektionsrisiko wieder?
In geschlossenen Räumen überträgt sich das Virus schneller. Im Herbst haben wir wieder viele Patienten mit grippalen Infekten, darunter auch Covid 19.
Also wird uns Corona noch lange begleiten?
Bislang ist kein Impfstoff erprobt. Auch gibt es Patienten, die schon mit dem Covid-19-Virus infiziert waren und wenige Monate später keine Antikörper mehr im Körper haben. Die Wissenschaft weiß einfach noch zu wenig über das Virus, sie korrigiert sich momentan ständig.
Mal ehrlich, glauben Sie an Verschwörungstheorien? Etwa, dass das Virus aus einem chinesischen Labor kommt?
Pandemien gab es schon immer. Und wird es auch weiterhin geben, gerade in unserer globalisierten Welt. Schauen Sie sich den Ausbruch der Spanischen Grippe vor hundert Jahren an. Das Influenzavirus tötete damals zwischen 27 bis 50 Millionen Menschen weltweit. Davon sind wir noch weit entfernt.
Es sieht auch so aus, als hätte der Landkreis die Pandemie im Griff.
Das liegt zum einen am vorbildlichen Zusammenspiel von Landratsamt, Gesundheitsamt und den Ärzten, andererseits gehen die Bürger sehr verantwortungsbewusst mit der Situation um.
Das Interview führte Michaele Heske.