Maximale Impfmüdigkeit

Aus den großen Schlagzeilen ist Corona verschwunden, das Virus grassiert aber nach wie vor. Täglich steckt sich eine dreistellige Zahl an Landkreisbürger neu mit SarsCoV2 an.
Erding - Doch seinen Schrecken hat die Pandemie auch wegen der Aufhebung der meisten Beschränkungen vorerst verloren.
Das merkt man vor allem an der Impfbereitschaft, die zurzeit so niedrig ist wie nie zuvor seit Beginn der Kampagne im Dezember 2020. Vorige Woche verabreichten die Hausärzte 172 Dosen, im BRK-Impfzentrum waren es 194. Diese Zahlen nennt Landratsamtssprecherin Claudia Fiebrandt-Kirmeyer auf Anfrage.
Die Impfquote kommt seit Wochen nicht mehr nennenswert voran, aktuell liegt sie bei 70,9 Prozent, ein ähnlicher Wert wie Ende März. Fast 98 0000 von 140 000 Landkreisbewohnern sind inzwischen doppelt geimpft, über 60 000 sind geboostert. Die Ersten lassen sich mittlerweile zum vierten Mal impfen.
Dennoch hält das Impfzentrum des BRK seinen Betrieb nach wie vor aufrecht. „Wir treten allerdings auf der Stelle“, erklärt dessen ärztlicher Leiter Dr. Hermann Schöberl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Erstimpfungen führen wir mit Ausnahme weniger Ukraine-Flüchtlinge so gut wie keine mehr durch, wenn dann sind es Auffrischungsimpfungen.“ Im Impfzentrum würden pro Tag maximal 20 bis 30 Personen vorstellig.
Auch der Impfbus dreht nach wie vor seine Runden, das Angebot soll niederschwellig bleiben. „Das ist eher ein Kleckerlesgeschäft“, meint Schöberl, „wenn es an einem Tag zehn Impfwillige sind, ist es schon ein Erfolg.“
Er diagnostiziert, „dass wir insgesamt bisher überraschend gut durch die Omikron-Welle gekommen sind“. Die Folgen für die Infizierten seien in der Regel nicht allzu gravierend. Doch der Mediziner schaut schon in die Zukunft – und rät schon deshalb zum Vollschutz. „Wir wissen nicht, mit welcher Virusvariante wir es im Herbst zu tun haben werden.“
Deutlich beruhigt hat sich die Lage im Klinikum. Covid-Intensivpatienten gibt es dort nur noch vereinzelt. Und auch auf der Isolierstation geht es deutlich entspannter zu. Stand Freitag werden dort fünf Corona-Patienten betreut, und weniger als die Hälfte wurde wegen des Virus stationär aufgenommen, teilt Karin Fuchs-Weber, Leiterin des Büro Landrat, mit. Im Klinikum gebe es keinerlei Einschränkungen mehr. Das Verbot, planbare Eingriffe vorzunehmen, ist laut Fuchs-Weber aufgehoben. Damit herrscht am Klinikum vorerst wieder (OP-)Alltag.
Dass das Virus immer noch da ist, zeigt sich an den beiden Screeningstellen des Landkreises. Laut Fiebrandt-Kirmeyer werden dort täglich etwa 200 PCR-Abstriche genommen, über 174 000 sind es seit Pandemiebeginn.
ham