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Weltrotkreuztag: Das sagt Erdings BRK-Chef dazu

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Von: Hans Moritz

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Erst ehrenamtlich, jetzt Geschäftsführer: Andreas Lindner (53) blickt auf eine langjährige BRK-Karriere zurück – und er hat noch viel vor. © BRK

Der 8. Mai ist für das Rote Kreuz ein wichtiger Tag – am Montag ist Weltrotkreuztag. Im Landkreis Erding ist das BRK weit mehr als eine Rettungsorganisation. Dazu ein Interview mit Kreisgeschäftsführer Andreas Lindner (53), der seit knapp einem Jahr im Amt ist.

Herr Lindner, welche Rolle spielt der Weltrotkreuztag für Sie und das BRK Erding?

Für uns ist es ein wichtiger weltweiter Gedenktag zur Begründung der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und geht zurück auf den Geburtstag von Henry Dunant am 8. Mai 1828. Hiermit wurde das Fundament für die Arbeit des Roten Kreuzes geschaffen. Dieser Tag ist Anlass, den vielen Ehrenamtlichen und Mitarbeitern für das Engagement zu danken. Für mich persönlich ist der Weltrotkreuztag auch ein Tag, um Bürgern des Landkreises den Grundgedanken des Roten Kreuzes näher zu bringen. Ich zitiere den Leitsatz des Deutschen Roten Kreuzes: „Im Zeichen der Menschlichkeit setzen wir uns für das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz, das friedliche Zusammenleben und die Würde aller Menschen ein.“

Wie viele Mitarbeiter und Mitglieder haben Sie?

Aktuell haben wir rund 170 hauptamtlich Mitarbeitende, die primär in den Bereichen Service Dienste, Kindertagesstätten, Frauenbereiche, Pflege, Rettungsdienst, Ausbildung und Verwaltung tätig sind. Knapp 11 000 Fördermitglieder unterstützen unsere Rotkreuz-Arbeit finanziell. Rund 1400 Ehrenamtliche sind zusammen mit den Mitarbeitern die tragenden Säulen unseres Kreisverbandes. Unsere Ehrenamtlichen engagieren sich dabei in den Bereitschaften, dem Jugendrotkreuz, den Wasserwacht Ortsgruppen sowie in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit.

Sie setzen Werberteams ein, um neue Mitglieder zu gewinnen – mit welchem Erfolg?

Ohne die Unterstützung unserer Fördermitglieder wäre die ehrenamtliche Arbeit unserer Gliederungen nur schwer möglich. Bei unserer letzten Werbeaktion konnten wir rund 700 neue Fördermitglieder und etwa 250 Beitragserhöher gewinnen. Diese Werbeteams sind für uns sehr wichtig. Wir bedanken uns bei den Bürgern des Landkreises für ihre Offenheit gegenüber den Werbern und ihr Interesse an der Rotkreuzarbeit.

Sie sind jetzt bald ein Jahr im Amt. Was gefällt Ihnen besonders gut, was wollen Sie noch verbessern?

Durch das breite Spektrum der Aufgaben ist kein Tag ist wie der andere – somit wird es nicht langweilig. Ich wurde ohne große Vorbehalte in die Gemeinschaft aufgenommen und kann mich immer auf die Unterstützung eines super Teams aus Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen verlassen. Der Vorstand steht hinter mir und meinen Entscheidungen. Mir macht die Zusammenarbeit mit den Behörden, wie dem Landratsamt, den Organisationen und den Städten sowie Gemeinden sehr viel Spaß. Es gibt einige Stellschrauben für Verbesserungen.

Welche sind das?

Wir haben bereits ein transparentes und verständliches Berichtswesen etabliert. Ein weiterer Fokus wird die Optimierung hinsichtlich Wirtschaftlichkeit bestehender Geschäftsbereiche sein und insbesondere der Aufbau des Pflegebereichs. Nicht zuletzt wollen wir ein attraktiver Arbeitgeber und eine attraktive Organisation für alle Mitglieder sein und vor allem bleiben, um auch den Herausforderungen des Fachkräftemangel gewachsen zu sein. Gerade in den Bereichen Kindertagesstätten und Pflege konkurrieren wir mit anderen Anbietern. Aufgrund steigender Auflagen wird es mit der ehrenamtlichen Nachwuchsgewinnung nicht leichter.

Im BRK-Kreisverband Erding ging es zuletzt ja recht turbulent zu. Wie ist die Lage heute?

Heute befinden wir uns in ruhigem Fahrwasser, ich bin immer für meine Mitarbeiter und das Ehrenamt ansprechbar und nehme Kritik und konstruktive Vorschläge gerne an. Wir konzentrieren uns schlicht auf unsere Aufgaben und schauen positiv nach vorne.

Man hört, die Herausforderung, einen BRK-Verband zu führen, sei deswegen groß, weil Ehren- und Hauptamt ineinandergreifen. Wie läuft das in Erding?

Wir sind zu einer großen BRK-Familie zusammengewachsen und begegnen uns respektvoll auf Augenhöhe. Alle arbeiten Hand in Hand, geprägt durch Vertrauen und gegenseitige Unterstützung. Natürlich gibt es auch mal Reibereien, es menschelt gelegentlich, viele verschiedenen Charaktere treffen aufeinander. Das macht meine Arbeit sehr interessant.

Viele kennen das BRK vom Rettungsdienst. Wie ist der in Erding aufgestellt?

Im Jahr 2022 hatte unser Rettungsdienst fast 20 000 Einsätze. Diese werden von 65 Mitarbeitern und zwölf Azubis abgewickelt. In den Rettungswachen in Dorfen, Erding und Taufkirchen stehen neun Fahrzeuge zur Notfallrettung und zum Krankentransport bereit. Weitere Fahrzeuge stehen im Betreuten Fahrdienst. Dieser transportiert Patienten, die während der Fahrt keine medizinische Versorgung benötigen. Im vergangenen Jahr wurden dort rund 8500 Fahrten unternommen, bei denen über 285 000 Kilometer zusammengekommen sind.

Krisen und Umweltkatastrophen häufen sich, es gibt Ängste vor einem Blackout – Gibt es beim BRK eine Katastrophenplanung?

Ja, wir sind mit den Blaulichtorganisationen im Landkreis Erding und dem Katastrophenschutz des Landratsamts in intensiver Abstimmung und Planung. Eine Abstimmung mit den oberen BRK-Verbandsstufen erfolgt ebenfalls. Hier ist die große Herausforderung die Kommunikation an die übergeordneten BRK-Stellen.

Auch das Frauenhaus ist in Trägerschaft des BRK. Es heißt, es gebe bundesweit zu wenig Plätze. Wie ist die Lage hier?

Unser Frauenhaus ist seit langer Zeit ausgebucht. Die Nachfrage ist größer als das Platzangebot. Deshalb können einige Frauen nicht sofort aufgenommen werden. Dazu trägt der angespannte Wohnungsmarkt in unserer Region ebenfalls bei. Das heißt, Frauen und ihre Kinder müssen länger als nötig im Frauenhaus verweilen. Neben dem Frauenhaus betreiben wir auch das Hilfe- und Notruftelefon bei häuslicher Gewalt für Frauen und Männer sowie Second Stage. Letzteres ist der Übergang zwischen dem Frauenhausaufenthalt und dem Bezug einer eigenen Wohnung. Frauen, die sich nicht mehr in akuter Gefahr befinden und ihren Alltag selbstständig meistern können, bekommen die Möglichkeit, ohne Druck nach geeignetem Wohnraum zu suchen. Drei trägereigene, möblierte Wohneinheiten können mehrere Monate genutzt werden. Die Bewohnerinnen und ihre Kinder werden durch eine Mitarbeiterin betreut und erhalten durch diese psychosoziale Beratung sowie Unterstützung bei Anträgen und der Wohnungssuche.

In Taufkirchen bereiten Sie sich auf den Einstieg in die Pflege vor. Was ist geplant, und wann soll es losgehen?

Die Tagespflegeeinrichtung für etwa 20 Gäste wird gerade gebaut. Die Fertigstellung ist für Mitte 2024 vorgesehen. Wir werden aktiv zum Ende dieses Jahres mit der Personalsuche beginnen. Wir freuen uns auf eine weitere spannende Aufgabe.

Um Ältere kümmern Sie sich ja schon. Wie viele Bürger nehmen den Menüservice an Anspruch, wie viele den Hausnotruf?

Mit unseren Servicediensten, Menüservice und Hausnotruf, haben wir ein Angebot, das sich nicht nur an ältere Menschen wendet. Auch Patienten mit Gipsbein oder einer anderen vorübergehenden Verletzung oder Erkrankung sowie Menschen mit einer Behinderung können dieses Angebot in Anspruch nehmen. Im Monat werden zwischen 600 und 800 Essen an unsere Kunden ausgeliefert, stärkste Monate sind August und Dezember. Im Hausnotruf haben wir knapp 700 Kunden. Im Schnitt gibt es etwa 15 bis 20 „Notrufe“ pro Tag, davon sind zehn Prozent Hilfeleistungen vor Ort.

Ein relativ junges Angebot ist das Herzenswunschmobil. Wie oft ist es unterwegs?

Wir haben etwa zwei bis drei Anfragen pro Monat. Manchmal sind es nur Fahrten im Landkreis, manchmal geht es bis an die Nordsee. Unsere ehrenamtlichen Sanitäter und Ärzte verwenden dafür gerne ihre Freizeit. Uns steht ein spezielles Fahrzeug zur Verfügung. Das vereint Gemütlichkeit mit medizinischer Notwendigkeit. Wir reagieren auf letzte Wünsche schnell, aber leider können wir die Fahrten nicht immer durchführen. Wir haben Fahrgäste deren Gesundheitszustand sich so schnell verschlechtert, dass sie nicht mehr transportiert werden können. Wir sind dankbar, dass wir die Wunscherfüllung aufgrund von Spenden kostenfrei anbieten können.

Fällt Ihnen eine besonders rührende Fahrt ein?

Uns berühren alle Fahrten. Schließlich geht es immer um einen unwiderruflichen Abschied vom Leben. Aber eine Fahrt ist uns besonders im Gedächtnis geblieben. Da haben so viele Menschen, großartig reagiert und den Tag unvergesslich gemacht. Es war in der Corona-Zeit – Lockdown. Alles war geschlossen. Der letzte Wunsch war, die Elefanten im Tierpark Hellabrunn noch einmal zu sehen. An Silvester wurden zur Wunscherfüllung der Tierpark und das Elefantenhaus aufgeschlossen. Ein Strauß Blumen wurde besorgt, der im Lockdown schwer zu bekommen war. Unser Fahrgast hatte mit Anhang ein wunderbares Erlebnis und verstarb ein paar Tage später.

Welche Funktion erfüllt die Gliederung Wohlfahrts- & Sozialarbeit?

Die WuS gibt es seit fünf Jahren in unserem Kreisverband. Sie unterstützt, das Leben hilfebedürftiger Menschen kontaktreicher und bunter zu gestalten. Das besondere dieser Gemeinschaft ist, dass man sich längerfristig oder auch nur zeitlich begrenzt an bestimmten Projekten oder Aktionen beteiligen kann. In unserem Kreisverband führt die WuS die Landkreisrundfahrt für Senioren „Goldenes Herz“ durch, stellt die Ehrenamtlichen für den BRK-Shop sowie das Frauenhaus, organisiert monatlich das Erzählcafé, hat eine Nähgruppe und eine Besuchshundegruppe.

Gibt es ein Aufgabenfeld, das sie noch gerne ins Erdinger BRK eingliedern würden?

Ideen hätte ich da schon, wir wollen uns allerdings erst einmal auf die Pflege konzentrieren und dann die nächsten Aufgabenfelder in Angriff nehmen, die sich im Bereich der Sozialarbeit wiederfinden werden. Ich möchte gerne wieder einen BRK-Shop in Erding etablieren. Im Moment fehlt es aber an einer bezahlbaren und gut erreichbaren Gewerbeimmobilie zur Miete. Wer etwas anbieten kann, kann sich jederzeit an uns wenden.

ham

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