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First Responder stellen Dienst ein

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Von: Hans Moritz

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An den Nagel hängt die Altenerdinger Feuerwehr ihre Sanitäterjacken. Bei der Ersten Hilfe will sie aber immer auf dem neuesten Stand sein. © Peter Bauersachs

Bei den Feuerwehren Erding und Altenerding gibt es eine gravierende Änderung. Es gibt keine Sondergruppen mit Sanitätern mehr, die Kernaufgaben gehen vor. Wer aber in Lebensgefahr ist, bekommt weiterhin Hilfe von den Feuerwehren.

Erding – Gut 20 Jahre waren sie ein wichtiges Glied in der Rettungskette: Die First Responder (FR) der Feuerwehren Erding und Altenerding unterstützten den Rettungsdienst, wenn dessen Kapazitäten erschöpft waren oder er erst verspätet den Patienten erreichen konnte. Diese freiwillige Leistung, die nicht zur Pflichtaufgabe der Feuerwehren gehört, haben sowohl Erding als auch Altenerding nun eingestellt. Bei lebensbedrohlichen Lagen rücken sie aber weiterhin aus.

Kommandant: „Oft hätten wir gar nicht kommen müssen“

189 Mal wurden die FR aus Erding 2019 angefordert, ihre Altenerdinger Kameraden kamen auf 86 Alarme. „Die Einsätze haben ständig zugenommen“, berichtet der Erdinger Kommandant Markus Gebauer. Sein Altenerdinger Kollege Stephan Stanglmaier stellt klar: „In vielen Fällen hätte es uns nicht gebraucht, schon gar nicht vier Aktive.“ An einen Fall, der den Stein ins Rollen gebracht hat, können sich beide noch erinnern: „Wir wurden nachts um 2 Uhr alarmiert, weil in einem Rettungswagen das Blutzuckermessgerät defekt war“, sagt Gebauer.

Entschluss fassten beide Feuerwehren in großer Einigkeit

Der Stadtbrandinspektor betont, beide Feuerwehren hätten sich gemeinsam zu diesem Schritt entschlossen. Beide versichern, dass die Feuerwehren auch nach Auflösung der FR-Gruppen in lebensbedrohlichen Situationen ausrücken. „Wenn es etwa um eine Reanimation geht, werden wir weiter alarmiert“, stellt Stanglmaier klar. Die Versorgung der Bürger werde durch die Entscheidung nicht schlechter. Sie verweisen darauf, dass in ihren Reihen mehrere hauptamtliche Sanitäter seien.

Sonderaufgaben erfodert Zeit und Personal

Es ist keineswegs ein Mangel an Einsatzkräften, der zu der Entscheidung geführt habe. In Altenerding gab es zuletzt 30 Responder, in Erding 38. „Es wird auch weiter eine fundierte Erste-Hilfe-Hilfe-Ausbildung bei uns geben“, sagt Gebauer zu. Aktive könnten auch künftig an Responder-Lehrgängen teilnehmen. Stanglmaier ergänzt: „Durch die Aufgabe dieser freiwilligen Leistung werden Übungskapazitäten frei, ein Teil davon wird auf die Erste Hilfe entfallen.“

Der Hauptgrund für die Entscheidung sind laut der Kommandanten Sonderaufgaben, die die beiden großen Stützpunktfeuerwehren übernehmen. Altenerding verfügt seit einem Jahr über den Abrollbehälter Ölwehr. „Der kommt im Rahmen des bayerischen Katastrophenschutzes in ganz Südbayern zum Einsatz. Die Einweisung und Schulung der Aktiven nimmt sehr viel Zeit in Anspruch“, so Stadtbrandmeister Stanglmaier.

Erding bekommt nach den Worten Gebauers demnächst einen Abrollbehälter Gefahrgut-Einsätze. Auch er wird weit über die Stadt- und Landkreisgrenze hinaus alarmiert werden. Beide Beispiele zeigen: „Wir wollen uns wieder mehr auf unsere eigentlichen Aufgaben konzentrieren“, sagt Stanglmaier. In diesem Zusammenhang weist sein Kollege „auf das jährlich insgesamt wachsende Einsatzaufkommen in einer wachsenden Region“ hin.

Kreisbrandrat steht hinter der Entscheidung

Kreisbrandrat Willi Vogl hat Verständnis für die Entscheidung und steht voll hinter ihr. „Die Feuerwehren sind für den Brandschutz und die technische Hilfeleistung da. Das ist unsere Pflicht.“ Die First Responder gehörten nicht dazu. Diese zusätzliche Herausforderung wurde deshalb finanziell nicht von der Stadt, sondern den Feuerwehrvereinen gestemmt. Auch Vogl verweist auf steigende Alarmzahlen. „Die Ehrenamtlichen dürfen nicht überfordert werden“, verlangt der Kreisbrandrat.

Bisher einmaliger Schritt

14 Feuerwehren sind im Landkreis als First Responder unterwegs. Weitere Ausstiegswillige sind nicht bekannt. Auf dem Land sind die Sanitäter in der Feuerwehr wichtig, weil der Rettungsdienst oft weitere Wege hat. Während der Corona-Pandemie hatten alle Responder-Gruppen ihre Arbeit monatelang komplett eingestellt. ham

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