1. Startseite
  2. Lokales
  3. Erding
  4. Erding

Kinder unter Druck: erhöhter Bedarf an psychologischer Betreuung

Erstellt:

Von: Josef Ametsbichler, Uta Künkler

Kommentare

Über die Nöte der Jugend und der Helfer diskutierten (v. l.): Rechtsmediziner Oliver Peschel, Antje Schmidts vom Heckscher-Klinikum, Moderatorin und EA-Redakteurin Uta Künkler, Jugendpsychiaterin Claudia Michael, Schulpsychologin Astrid Deuchert und Kinderarzt Lampros Kampouridis.
Über die Nöte der Jugend und der Helfer diskutierten (v. l.): Rechtsmediziner Oliver Peschel, Antje Schmidts vom Heckscher-Klinikum, Moderatorin und EA-Redakteurin Uta Künkler, Jugendpsychiaterin Claudia Michael, Schulpsychologin Astrid Deuchert und Kinderarzt Lampros Kampouridis. © sro

Mediziner, Psychologen, Lehrer, Sozialarbeiter und Eltern aus den Landkreisen Erding, Ebersberg und Rosenheim kamen zu einem öffentlichen Symposium in Ebersberg zusammen. Dort wurde über die Nöte der Jugend und der Helfer diskutiert.

Landkreis – Für Kinder und Jugendliche in seelischer Not gibt es ein Netz von Anlaufstellen – von der Schulpsychologin über den Kinderarzt bis hin zur Klinik. Doch wer jenen zuhört, die dort an der Basis arbeiten und Hilfe leisten, den beschleicht das Gefühl: Dieses Auffangnetz fasert aus.

Bei einem öffentlichen Symposium kamen in Ebersberg auf Einladung des Ärztlichen Kreisverbands Ebersberg Mediziner, Psychologen, Lehrer, Sozialarbeiter und Eltern aus den Landkreisen Erding, Ebersberg und Rosenheim zusammen, um sich auszutauschen.

Ein Kerndilemma wurde in den Fachvorträgen und der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich: der Mangel an Fach- und Pflegekräften. Die Kliniken und Praxen verzeichnen einen stark zunehmenden Andrang an behandlungsbedürftigen Heranwachsenden. Ein Andrang, der über die Corona-Pandemie zum Ansturm anwuchs.

Die Kinderpsychotherapeutin Dr. Claudia Michael aus Vaterstetten im Landkreis Ebersberg berichtete, sie habe in der Pandemie einen Aufnahmestopp verhängen müssen, und die Jugendpsychiaterin Dr. Antje Schmidts vom Münchner Heckscher-Klinikum sprach von notorischer Überbelegung ihrer Station.

„Die Netzwerke bröckeln“ konstatierte der Vaterstettener Kinderarzt Lampros Kampouridis. Umso wichtiger seien Zusammentreffen von Helfern verschiedener Fachrichtungen bei Veranstaltungen wie dem Symposium. Nur ein engmaschiges Netz könne die belasteten Heranwachsenden auffangen. Derselben Meinung war Dagmar Brunnhuber, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus St. Wolfgang mit einer Praxis in Rechtmehring im Landkreis Mühldorf. „Der Austausch zwischen den verschiedenen Anlaufstellen und Einrichtungen ist ungemein wichtig“, sagte sie am Rand der Veranstaltung.

Die Besucher des Symposiums sollten Hilfsangebote kennen, aber auch den Blickwinkel psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher sowie Alarmzeichen für konkrete Krisen deuten lernen. „Ich schneide mir die Haut auf, und der Druck kann entweichen“, zitierte Uta Künkler, Redakteurin unserer Zeitung und Moderatorin der Podiumsdiskussion, einen frappierenden Erfahrungsbericht einer Teenagerin über das selbstverletzende „Ritzen“.

Auch der Unmut über politische Entscheidungen in der Pandemie kam in der Veranstaltung zur Sprache. „Die Politik hört nicht zu, schaut nicht hin und fragt immer die Falschen“, kritisierte Kampouridis. Die Stimmen an der Basis, die um mehr Fokus auf die Kinder gebeten hätten, seien ignoriert worden.

Einen diagnostisch ganz anderen Blickwinkel lieferte der Gerichtsmediziner Prof. Oliver Peschel von der LMU München. Er zeigte auf, welche Verletzungsmuster auf häusliche Gewalt hindeuten und wies auf die rund um die Uhr geöffnete Kinderschutzambulanz, Tel. (0 89) 2 18 07 30 11, hin.

Auch interessant

Kommentare