Pfand für Zigaretten: Student (20) will „Kippenpfand“ für Raucher durchsetzen

Rauchen verursacht Umweltprobleme, die ein Pfand auf Zigaretten abmildern könnte. Das meint ein Student aus Erding, der ein Pfandsystem entwickelt hat.
München/Erding – Auf einem Kulturfestival in Erding vor knapp zwei Jahren fing alles an. Als Christoph Dünhuber dort auf den Boden blickte, wurde ihm zum ersten Mal so richtig bewusst, wie viele weggeworfene Zigarettenfilter eigentlich in der Gegend herumliegen. Dünhuber und ein Bekannter, beide aus Wörth im Kreis Erding, dachten sich: So kann’s nicht weitergehen.
Die beiden begannen, sich über die Verschmutzung durch Kippenstummel zu informieren – und landeten schließlich bei der Initiative des Berliners Stephan von Orlow. Dessen Ziel ist nun auch das Ziel von Christoph Dünhuber. Und zwar die Einführung eines sogenannten Kippenpfands, damit weniger ausgezuzelte Fluppen in der Umwelt landen.
Pfand für Zigaretten: Zersetzung von Filtern braucht Jahre
„Man muss sich die Zahlen mal vergegenwärtigen“, sagt Dünhuber und beginnt, verschiedene Studien zu zitieren. „In Deutschland werden 204 Millionen Zigaretten in Deutschland pro Tag geraucht. Und laut US-Forschern werden weltweit 80 Prozent aller gerauchten Zigaretten auf den Boden geworfen.“ Für viele ist es zum normalen Alltagsritual geworden, die Kippe einfach wegzuschnipsen.
Die Filter bestehen zu großen Teilen aus Cellulose-Acetat, das sich erst nach zehn bis 15 Jahren auf natürliche Weise zersetzt. „Außerdem befinden sich darin Mikroplastik und Gifte wie Nikotin, Arsen und Blei“, sagt Dünhuber. Also die Giftstoffe, die nach dem Rauchen zurückbleiben. „Und die landen im schlechtesten Fall zuerst bei den Fischen im Magen und dann wieder bei uns auf dem Teller.“ Für den BWL-Studenten ist klar: „Da muss was gemacht werden.“
Pfand für Kippen würde den Preis für Zigaretten fast verdoppeln
Dünhubers Lösungsvorschlag ist ein von Stephan von Orlow ausgearbeitetes Pfandsystem. Das würde bedeuten: 20 Cent pro Zigarette zusätzlich. Das wären pro Schachtel etwa vier Euro mehr. „Da überlegt man sich, ob man dieses Geld einfach wegschmeißt.“ Das Pfand soll der Raucher zurückbekommen, wenn er die Zigarettenfilter zurückgibt. Mit jeder Kippenschachtel soll nach Wunsch der Initiatoren künftig ein kleiner Taschenaschenbecher – idealerweise sogar aus recycelten Zigarettenfiltern gefertigt – ausgegeben werden, in dem die Zigarettenstummel gesammelt werden können.
„Wir wissen, dass für so ein System eine riesige Infrastruktur geschaffen werden muss und dass gerade kleine Läden es schwer haben werden, da mitzuarbeiten“, gibt Dünhuber zu. „Aber uns geht es darum, Lösungen aufzuzeigen.“ Die Initiative sei offen für Vorschläge und konstruktive Kritik, wie ein Pfandsystem sinnvoll umgesetzt werden könnte. „Deshalb wollen wir unseren Ansatz jetzt bekannt machen.“
Video: Für die Umwelt - Pfand auf Zigaretten-Stummel setzen?
Initiatoren des Kippenpfands suchen Kontakt zur Politik
Initiator Stephan von Orlow hat dafür auf der Internetplattform change.org eine Petition gestartet und bereits knapp 50 000 Unterschriften gesammelt. „Wir wollen diese Petition aber nicht einfach an den Bundestag übergeben und dann versandet die Idee wieder“, betont Dünhuber. Deshalb suchen die Kippenpfand-Unterstützer derzeit den Kontakt zur Politik und auch zu den Tabakkonzernen, um für ihre Idee zu werben.
Dünhuber sieht auch für die Tabakindustrie Vorteile. Denn Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat bereits angekündigt, die Konzerne gemäß einer EU-Richtlinie an den Reinigungskosten etwa für Parks und Strände beteiligen zu wollen. In zwei Wochen will das Umweltministerium vorstellen, wie die Kommunen die Hersteller in die Pflicht nehmen können. „Ein Pfandsystem wäre also auch günstiger für die Konzerne“, sagt Dünhuber. Auch das übrige Geld von nicht abgegebenen Zigarettenstummeln könne in die Reinigung und in die Produktion der Taschenaschenbecher fließen.
Pfand für Kippen - für eine sauberere Umwelt trotz Rauchen
Der 20-jährige Erdinger ist sich sicher, dass er auch viele Raucher von der Idee überzeugen kann. „Es ist wie mit dem Pfand auf Plastikflaschen oder dem Rauchverbot in Gaststätten“, sagt er. Anfangs überwiege vielleicht die Skepsis, aber dann bewähre sich das System. Bislang habe er fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen, Kritik gebe es wenn überhaupt wegen der schwierigen Umsetzbarkeit. „Aber unser Ziel steht: Wir wollen die Welt ein bisschen besser machen.“
Im Kampf gegen die Umweltverschmutzung: Auch die FDP will Raucher einschränken und fordert ein neues Verbot nach dem Vorbild Schwedens. „Rauchen kann tödlich sein“, so die berüchtigte Warnung. Deshalb fordern die Niederlande nun eine extreme Preiserhöhung. Kosten sie bald 20 Euro?
Es ist eine rigorose Maßnahme und wird viele Raucher vor den Kopf stoßen: Der erste Discounter schmeißt Zigaretten komplett aus dem Sortiment.
Im Bundeshaushalt klafft derweil angeblich eine Finanzlücke. Eine Erhöhung der Tabaksteuer soll helfen, so der Plan von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD)