Violinissimo-Konzertreise: „Selten war Musik so bewegend“

Mit Musik Freude schenken: Das ist dem Erdinger Jugendkammerorchester Violinissimo gelungen. Tief beeindruckt kehrte es von seiner achttägigen Konzertreise aus Frankreich zurück.
Erding/Südfrankreich – „Es war ein unvergessliches Erlebnis. Alle Mühe hat sich gelohnt.“ Ulli Büsel, Leiterin des Jugendkammerorchesters Violinissimo in Erding, ist ganz begeistert von der achttägigen Konzertreise nach Südfrankreich. Dorthin war sie Mitte Juli mit elf jungen Musikern aufgebrochen und nach fünf Open-Air-Konzerten mit vielen Eindrücken und Erfahrungen nach Hause zurückgekehrt.
„Mit Musik Freude schenken“ – das war die Intention der Reise, die wegen der Corona-Pandemie vieler Vorbereitungen bedurfte. „Wir haben während des Lockdowns im Garten der Erdinger Seniorenzentren gespielt und gemerkt, welches Glück wir dorthin gebracht haben“, erinnert sich Büsel. „Es war sehr berührend auf beiden Seiten. Die alten Menschen saßen auf ihren Balkonen und hatten Tränen in den Augen. Wir aber auch.“
Die Organisation der Reise, die ursprünglich auch nach Italien und in die Schweiz geführt hätte, war laut Büsel ein „Eierlauf“. „Einerseits verspürte ich die große Verantwortung, andererseits wollten wir zeigen, was wir mit Musik bewirken können“, erzählt die Geigenlehrerin. „Alle hatten sich die Reise gewünscht, obwohl die Proben mit Maske den jungen Musikern wirklich viel abverlangt haben.“ Erst eine Woche vor dem Aufbruch, sei alles fix gewesen. „Ich habe die komplette Reise umdisponiert. Wir sind nur in fünf kleinen Dörfern im Landesinneren der Provence aufgetreten, nicht wie ursprünglich geplant in Städten.“
So machten sie sich zu dreizehnt in einem Bus, der für 29 Personen ausgelegt ist, auf den Weg Richtung Süden – mit „gemischten Gefühlen und voller Angst“. Sie habe ihre Schützlinge auch darauf vorbereitet, eventuell nur vor zehn Leuten zu spielen, sagt Büsel. „Unsere Mission war dieses Mal ein andere.“
Doch es kam ganz anders: „Jeder Platz, der zur Verfügung stand, war besetzt“, erzählt Büsel strahlend. „Egal, wo wir waren, in Nolay, La Garde Freinet, La Ciotat, Chateau des Marres oder in Isle-sur-Sorgue. Es schien, als wären die Leute kulturell ausgehungert.“ Zum Teil hätten ältere Leute für die Konzerte der Erdinger Jugendlichen unter freiem Himmel ihr Haus seit dem Lockdown zum ersten Mal verlassen.
Als „sensationellen Erfolg“ bezeichnet Büsel die Unternehmung. „Wir haben ausschließlich positive Rückmeldung bekommen und 2600 Euro Spenden erhalten, die wir Organisationen vor Ort, wie Essen auf Rädern oder regionalen Kulturvereinen zugute kommen ließen.“
Die jungen Erdinger spielten sich mit Werken von Bach, Mendelssohn-Bartholdy, Vivaldi, Saint-Saens und Bloch in die Herzen der Franzosen. Auch das Stück „Seelentränen“, das Büsel eigens für das Ensemble komponiert hat, berührte das Publikum. Bei allen Konzerten erntete Violinissimo stehende Ovationen, Bravo-Rufe und rhythmischen Applaus. Die mitgebrachten Zugaben reichten nicht aus, so dass Passagen aus dem Programm wiederholt werden mussten.

„Man konnte spüren, dass alle Beteiligten diese Momente des emotionalen Zusammenseins in der Musik festhalten und so lange wie möglich auskosten wollten. Selten war Musik so bewegend“, sagt Büsel. Auch die Jugendlichen seien allesamt glücklich über die reichen Erfahrungen, die sie auf dieser Reise gewonnen hätten. „Die jungen Musiker haben es verdient, diese Schritte nach vorne machen zu dürfen“, ist Büsel überzeugt. Es wäre fatal, wenn sie die nächsten ein, zwei Jahre auf solche Erfahrungen verzichten müssten. „Es muss weitergehen!“, fordert sie inständig.
Und bei den Violinissimos geht es weiter. Die nächsten Konzerte sind bereits in Sicht: Das Ensemble wird am 10. Oktober in der Stadtpfarrkirche St. Johannes die Erdinger Orgelwoche eröffnen, da der Chor nicht singen darf. Am 18. Oktober kommt das verschobene Benefizkonzert „Oseh shalom“ in der Kreismusikschule zur Aufführung. „Und im Februar sind wir eigentlich nach Wien eingeladen, aber mal sehen, ob es dabei bleibt.“
Büsels Motto für sich und die Musiker: „Wir müssen flexibel sein und vielleicht einfach kleinere Brötchen backen, bei viel größerem Aufwand. Aber eines dürfen wir nicht: die Flinte ins Korn werfen.“