Zu keiner Zeit ist für Pfarrer mehr los als über Weihnachten. Wie packen die Seelsorger diesen Stress? Ein Besuch bei Henning von Aschen, evangelischer Pfarrer in Erding.
Erding - Bei der evangelischen Pfarrersfamilie von Aschen ist in diesem Jahr alles anders. Erst vor ein paar Wochen sind sie nach Erding gezogen. Einiges hat noch nicht seinen Platz gefunden. Und so ist es kein Wunder, dass der traditionelle Adventskranz in diesem Jahr moderner nämlich karger ausfiel. Alles andere als karg ist das Programm für Henning von Aschen, neuer Pfarrer der evangelischen-lutherischen Gemeinde Erding.
Los geht’s, verrät er, mit einem gemeinsamen Frühstück mit seinen Eltern und den drei Kindern. Das ist ihm wichtig, um gestärkt in diesen Weihnachtstag zu starten. Zur Tradition gehört es, dass alle gemeinsam den Christbaum schmücken. „Und da haben wir eine Menge Spaß“, weiß Pfarrer von Aschen zu berichten.
Die vier evangelischen Pfarrer in Erding haben die zehn Gottesdienste an Heiligabend untereinander aufgeteilt, so dass genügend Zeit für die Familie bleibt.
Mittags wird es bei den von Aschens traditionell Nudelsalat geben. Dagmar von Aschen bereitet diesen in doppelter Menge bereits am Vortag vor, schließlich muss er auch noch für das Abendessen reichen. „Wir lieben diesen Weihnachtstrubel“, meint Pfarrer Henning von Aschen lachend und ergänzt, „Weihnachten ohne vier Gottesdienste – da fehlt einfach etwas!“
„Christbaum und Geschenke gibt es überall, aber bei uns stehen die verschiedenen Gottesdienst im Mittelpunkt, das Familienleben schmiegt sich drum herum. Es geht ums Evangelium, um die frohe Botschaft der Menschwerdung Gottes“, betont Dagmar von Aschen. „Dazu gehört auch das Falten der Liedblätter, das Krippenspiel und natürlich die Musik und das Blasen bei der Waldweihnacht.“
Pfarrer von Aschen wird am Vortag die Predigten für die Weihnachtsgottesdienste schreiben, vielleicht am Morgen des 24. Dezember nochmals überarbeiten. Um 16 Uhr wird die ganze Familie mit der Kirchengemeinde in der Auferstehungskirche die Christvesper feiern. Rechtzeitig ist die ganze Familie vor Ort, falls Unvorhergesehenes passiert.
Nach der Christvesper ist die Zeit zu kurz, um nochmals nach Hause zu fahren, denn bereits um 18 Uhr findet die nächste Christvesper in der Erlöserkirche statt. Also wird seine Frau mit den Söhnen Leopold und Theodor sowie Tochter Luise alleine nach Hause fahren und dann ungeduldig darauf warten, bis der Vater eintrifft, damit endlich die Bescherung stattfinden kann.
Bevor das Christkind kommt, müssen alle das Zimmer verlassen, die Geschenke werden unter dem Baum verteilt. Und dann läutet Dagmar von Aschen das Glöckchen. Das Zeichen, dass die Bescherung beginnt. Zunächst werden noch ein paar Lieder gesungen und dann dürfen sich alle auf ihre Geschenke stürzen.
Aber das Schönste an diesem Abend ist, dass die Eltern ihren Kindern spätestens jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen. Erst am zweiten Feiertag muss der Seelsorger wieder einen Gottesdienst halten. Allerdings muss der noch vorbereitet werden, und auch für die Waldweihnacht plant der eine separate Predigt. Fast eine staade Zeit.
Elvi Reichert