Frühe Artikel von Eugen Press in den Erdinger Zeitungen sind geprägt von nationalsozialistischer Sprache. In einer „Bücherschau“ preist Press 1938 einen Roman, der spannend die „Brutalität des roten Untermenschentums“ schildere. Einen Tag vor der Reichstagswahl am 10. April 1938 fordert Press seine Leser auf, der „Stimme des Herzens“ zu folgen. „Langsam und stetig hat die Predigt des Führers von der Volksgemeinschaft eine Wandlung gebracht.“ Die Frage sei nur: „Bist du deutsch? (...) Und die Stimme des Blutes in uns, sie muss antworten, sie wird es vor aller Welt bekennen: Ja, ja und tausendmal ja!“
Am 9. November 1937 erinnert Press an den gescheiterten Hitlerputsch 14 Jahre zuvor. Der Gedenkmarsch zur Feldherrnhalle in München führe zur „heiligsten Stätte“ mit
„16 heiligen Gräbern“ derjenigen Gefolgsleute von Hitler, die damals starben. Trauern solle man um diese Märtyrer jedoch nicht, so Press: „Der Sieg der Bewegung hat sie alle für ewig in uns lebendig gemacht.“
Eine weitere „Bücherschau“ stellt ein Werk vor, das „den internationalen Pressehetzern die Maske entreißt“. Gemeint ist „das internationale Judentum, die Beherrscherin der Weltpresse. (...) Lügen, nichts als Lügen wollen den Brunnen des Völkerfriedens vergiften“.
Erding – Die Arbeit von Eugen Press als Heimatforscher hat noch heute einen großen Nachhall. Er engagierte sich ab 1951 als Kreisheimatpfleger, war Gründer des Kreisvereins für Heimatschutz und Denkmalpflege im selben Jahr sowie 1952 bis 1958 Leiter des Städtischen Museums. Dazu habe er mit Artikeln im Erdinger Anzeiger „eine noch nie da gewesene Öffentlichkeit für Heimatgeschichte geschaffen“, sagt Harald Krause, der heutige Leiter des Museums Erding.
Das habe so weit geführt, dass jeder Bauarbeiter, der Geschichtsträchtiges ausgrub, oder weitere Bürger den Journalisten anriefen. Mit seinem VW Käfer fuhr Press dann sofort raus. Und wie im Fall des bedeutendsten archäologischen Funds, des Reihengräberfelds in Klettham 1965, sorgte er dafür, dass diese Schätze für die Nachwelt gesichert wurden. Und das „mit großem Fachverstand, seinem weiten Netzwerk in die gesamte Gesellschaft von Bundeswehr bis Politik und beträchtlichem Fleiß“, wie auch der heutige Kreisheimatpfleger Hartwig Sattelmair würdigt. Diese wertvolle Arbeit war es auch, aufgrund der Eugen Press 1971 der Ehrenring des Landkreises verliehen wurde.
Sein historisches Erbe wirkt nach. Press gründete den Kreisverein und hob die Schriftenreihe zur Erdinger Geschichte aus der Taufe. Im Museum Erding liegt ein Nachlass an historischen Funden, Dokumentationen und Fotos, der immer noch nicht aufgearbeitet ist. „Wir zehren noch heute von seiner Arbeit“, sagt Krause. Fast die Hälfte der ausgestellten Objekte in der archäologischen Abteilung des Museums gehe auf den Begründer der Sammlung zurück.
Krause ist selbst 44 Jahre alt und seit 2015 Museumsleiter. Der studierte Archäologe erinnert sich an einen Vortrag, den er 2008 im Stadtrat Erding gehalten hat. Darin habe er die Verdienste von Press um die Heimatforschung hervorgehoben. „Da ist ein gewisses Raunen durch den Sitzungssaal gegangen“, erzählt Krause. Erstmals habe er da Negatives über Press’ Rolle in der Nazi-Zeit gehört.
„Natürlich gehört das zur Geschichte der Person Eugen Press dazu“, erklärt Krause nun und gibt zu: Als Museumsleiter habe er hier selbst noch nicht nachgeforscht und auch nicht den Auftrag dafür gehabt. Daher sei es verdienstvoll vom Dorfener Heimatforscher Georg Wiesmaier, dass er sich dieser schwierigen Themen angenommen habe. „Ich stehe dem vollkommen offen gegenüber – gerne auch mit Herrn Wiesmaier zusammen“, erklärt Krause. Es sei wichtig, den Finger in die Wunde zu legen. „Dieser Finger muss aber wissenschaftlich desinfiziert sein.“