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Trabi-Freunde seit 30 Jahren aktiv

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Von: Henry Dinger

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Sie haben die Bayrischen Trabant Club entscheidend mitgeprägt: Gründungsmitglied und langjähriger 1. Vorsitzender Peter Benkner (l.), seine Frau Renate und der amtierende Vorsitzende Peter Wecks.
Sie haben die Bayrischen Trabant Club entscheidend mitgeprägt: Gründungsmitglied und langjähriger 1. Vorsitzender Peter Benkner (l.), seine Frau Renate und der amtierende Vorsitzende Peter Wecks. Der Feuerwehr-Kombi ist einer von drei Trabis aus Wecks fahrbereiter Sammlung. © Henry Dinger

Der Bayrische Trabant Club hat mehr als 100 Mitglieder. Sein Vorsitzender wohnt in Neufinsing.

Neufinsing – Der Bayrische Trabant Club e.V. wurde im Jahr 1992 in München ins Leben gerufen. Seit 2009 ist die Vereinigung ein eingetragener Verein. Bis 2021 stand seitdem Peter Benkner aus Esterndorf an dessen Spitze. Inzwischen ist Armin Wecks aus Neufinsing der 1. Vorsitzende.

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Vor ein paar Wochen traten die Alten Herren Eichenried wegen einer Wette bei einem Gaudi-Freundschaftsspiel gegen eine „Ossi“-Auswahl an. Die Aktion war zwar ein Riesenspaß, spülte aber der Kinderkrebshilfe ernsthafte 2250 Euro in die Spendenkasse. Freilich sollten bei dem Spiel, das an die Begegnung zwischen BRD und DDR in der 74er WM-Vorrunde erinnern sollte, auch DDR-Fahrzeuge nicht fehlen.

Also hatte Organisator Torsten Grahl den Bayrischen Trabant Club (BTC) und den Simson-Club Erding mit ihren Autos und Mopeds eingeladen. Und so kam es, dass auf dem Abschlussfoto auch das leuchtend gelb-rote Trabi-Cabrio von Armin Wecks den Mittelpunkt bildete. Der ostdeutsche Volkswagen passte ganz gut zum Thema, denn die bundesdeutschen Kicker bekamen für den Weltmeister-Titel 1974 unter anderem ein knallend grünes VW Käfer Cabrio als Siegprämie geschenkt.

Wecks Trabant wurde allerdings erst nach der Wende durch einen Umbausatz in ein Cabriolet verwandelt, offiziell zu kaufen gab es eine Spaß-Version in der DDR nicht. Dadurch fällt der im sächsischen Zwickau gebaute Zweitakter hier in der BMW- und Audi-Hochburg noch etwas mehr auf. Denn die Trabis gehören ohnehin zu den Exoten im Straßenbild.

Seit 2021 ist Armin Wecks der 1. Vorsitzende des Bayrischen Trabant Club e.V., der damit seinen Sitz in Neufinsing hat. Momentan zählt der Club mehr als 100 Mitglieder aus ganz Bayern und darüber hinaus. Wie viele Fahrzeuge dabei sind, „kann man so genau nicht sagen“, sagt Wecks Clubkamerad Peter Benkner und lacht, „das ändert sich nahezu täglich“.

Allein drei Trabis, einen Wartburg und einen Queck-Junior-Wohnwagen hat Wecks in verschiedenen Garagen untergestellt. Alle sind angemeldet und werden regelmäßig zu jeder Jahreszeit gefahren. „Als Firmenwagen nutze ich aber ein Westblech“, meint der gebürtige Niedersachse, der als Kaufmännischer Leiter in München arbeitet, augenzwinkernd.

Bunte Mischung: Die liebevoll gepflegten Fahrzeuge der Clubmitglieder zeigen auch die verschiedenen Karosseriearten des Trabis.
Bunte Mischung: Die liebevoll gepflegten Fahrzeuge der Clubmitglieder zeigen auch die verschiedenen Karosseriearten des Trabis. Die Cabrios sind allerdings Nachwende-Umbauten. Ein ab Werk offenes Fahrzeug war der „Kübel“ ohne feste Türen, der in der DDR der Armee vorbehalten war und in einer zivilen Version mit dem Beinamen „tramp“ ins westliche Ausland exportiert wurde. © BTC

Ins Leben gerufen wurde die Vereinigung im Jahr 1992 in München, als sich eine Handvoll Trabi-Fans zu einem Club zusammenschlossen. Mit dabei war damals der Münchner Peter Benkner. Er hatte seinen ersten Trabant im Oktober 1989 für 2500 Mark gekauft, der Wagen war ein halbes Jahr alt und kam mit DDR-Flüchtlingen in den Westen. Auch wenn ihn mancher seiner Bekannten belächelt hat, lässt der gelernte Kfz-Meister nichts auf den Zweitakter kommen.

„Ein Trabi ist sehr wohl ein richtiges Auto, wenn man ihn wie ein Auto behandelt“, sagt Benkner. Es sei sehr zuverlässig, „und wenn was kaputtgeht, hat meist nicht der Trabi Schuld“. Was er damit meint: Ein bisschen ein Trabi-Flüsterer sollte man schon sein, um die leisen Warnsignale rechtzeitig zu deuten, mit denen sich ein Defekt ankündigen kann. Dass der kleine Zwickauer zuverlässig ist, bestätigt Wecks, im letzten Urlaub sei er 3500 Kilometer ohne Panne gefahren.

Im Lauf der Jahre wuchs der Club und wurde am 4. April 2009 mit der Gründung eines eingetragenen Vereins auch auf rechtlich saubere Füße gestellt. Benkner stand von 2009 bis 2021 an der Spitze, an seiner Seite war stets Ehefrau Renate als Schriftführerin. Das Paar lernte sich 2005 auf dem Trabi-Treffen in Schierling kennen, wohin die gebürtige Teublitzerin eigentlich nur Freunde begleitet hatte.

Das war jedoch nicht nur für die Liebe zu ihrem Mann eine Initialzündung, sondern auch fürs Duroplast-Gefährt: Kurz nach der Hochzeit am 1. April 2006 hatte sie ihren eigenen Trabi. „Die technische Ahnung davon habe ich mir allerdings erheiratet“, meint sie schmunzelnd und spielt auf den erlernten Beruf ihres Mannes an, der heute als Diagnose-Ingenieur arbeitet.

Sitz des Vereins war jahrelang das Riesen-Grundstück der beiden in Esterndorf bei Dorfen. Hier gab es seit 2006 jedes Jahr ein Fest, zu dem immer mehr Besucher kamen. Die Trabi-Freunde haben insgesamt ein überaus aktives Vereinsleben. Zweimal im Monat gibt’s einen Stammtisch abwechselnd in Moosinning und in Winhöring, dazu kommen Treffen in ganz Deutschland und in angrenzenden Ländern.

Und manchmal geht’s auch ganz abenteuerlich zu. So wie 2012, als eine Kolonne mit 22 Autos, teils mit Anhänger, in die Schweiz gefahren ist. „Wir haben da eine kleine Tankstelle komplett belegt, die Leute haben ganz schön geschaut“, erinnert sich Renate Benkner. Häufiger sei auch eine kleine Gruppe mit Trabi und Queck-Wohnwagen auf Sardinien gewesen oder auch mal vier Wochen lang über 4000 Kilometer durch Marokko gereist.

Nachdem Corona auch die Trabanten ausgebremst hatte, steht nun für 2023 endlich wieder ein eigenes Treffen auf dem Plan. Von 14. bis 16. Juli organisiert der BTC sein mittlerweile viertes Trabitreffen in Schierling und hofft auf rege Beteiligung. „Beim letzten Mal 2018 waren es fast 120 Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen“, sagt Armin Wecks.

Am Schluss vielleicht noch ein kleiner Neben-Fakt zum eingangs erwähnten Spiel BRD–DDR 1974. Im West-Tor stand der spätere Anzinger Sepp Maier, das Ost-Tor hütete der Zwickauer Jürgen Croy. Der wiederum lernte in der Trabi-Schmiede, dem VEB Sachsenring, seinen ersten Beruf als Elektriker und bestritt jahrelang seine Erfolge in der sogenannten Betriebssportgemeinschaft (BSG) Motor/Sachsenring. Croy unterstützte auch in den 1990er Jahren das Ansinnen eines Vereins, dem Trabi in seiner Geburtsstadt ein steinernes Denkmal zu setzen.

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