Geheimplan für Airport-Arena: Nun gibt es Manipulations-Vorwürfe
Am Flughafen München ist eine große Event-Arena in Planung. Schon jetzt spaltet das Projekt die Gemüter: Kritiker vermuten ein Kultur-Sterben, auch eine enorme Zunahme des Verkehrs wird befürchtet.
- Am Flughafen München ist eine große Event-Arena in Planung, in der Konzerte, Kongresse oder TV-Aufzeichnungen stattfinden sollen.
- Bis zu 20.000 Besucher sollen in dem geplanten „MUC Convention Center“ Platz haben.
- Kritiker warnen vor einem Verkehrskollaps und einem möglichen Verkehrsanstieg - zu Lande und in der Luft.
Update vom 21. September, 22.14 Uhr: Anfang August berichtete die tz über eine geplante Event Arena am Flughafen (siehe Erstmeldung). Daraufhin stellte der Freisinger Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher eine Landtagsanfrage. Die E-Mail-Antwort des bayerischen Finanzministeriums hatte einen brisanten Anhang: ein Dossier, das das Ministerium offenbar zur Vorbereitung der Antwort erstellt hatte. Obwohl das Ministerium Becher bat, das Dossier nicht zu verwenden, hat der Abgeordnete es am Dienstag vorgestellt. Seine Informationen geheim zu halten, „kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren“.
In dem Dossier wird eingestanden, dass die Baugenehmigung „einen wesentlichen Problempunkt“ darstelle. Da der Investor die Aufstellung eines Bebauungsplans als „sehr zeitkritisch“ ansehe, wird darüber spekuliert, ob über eine luftrechtliche Planfeststellung schneller Baurecht hergestellt werden könne. Becher sieht das als kritisch an, Tricksereien dürfe es nicht geben. Lorenz Schmid, Geschäftsführer des Investors SW Munich Real Estate, bestreitet etwaige Absichten einer Manipulation. „Wir wollen gar nichts umgehen.“ Kritisch sieht das Dossier auch die möglichen Auswirkungen der 200 Millionen Euro teuren Halle auf bestehende Veranstaltungsflächen.
Riesen-Projekt am Flughafen: Kritiker warnen vor Kollaps - Olympiahalle „tot“?
Update vom 3. August, 19.25 Uhr: Am Flughafen München könnte eine große Event-Arena, das sogenannte MUC Convention Center, entstehen. Einen Tag, nachdem erste Planungen für das neue Großprojekt öffentlich wurden, nennen die Verantwortlichen Details. Derweil kritisieren die Grünen das Vorhaben scharf.
Mega-Arena am Flughafen München? Das steckt hinter dem MUC Convention Center
Laut Immobilienmanager Lorenz Schmid will die Firma SWMunich Real Estate GmbH mit Sitz in Freising im Großraum München ein „hochmodernes, multifunktionales Veranstaltungs-, Tagungs- und Kongresszentrum mit einer atmenden Besucherkapazität von 30 bis zu 20.000 Besucher“ realisieren. Ob der Standort tatsächlich das Flughafengelände ist, sei indes noch nicht final entschieden.
Sicher ist jedoch, dass das Convention Center zum einen für Tagungen und Kongresse, und zum anderen für Konzerte, Live-Shows und TV-Formate genutzt werden soll. „Die internationale Veranstaltungs-, Kongress- und Entertainment-Branche sieht die Metropolregion München und Bayern zwar als hochattraktiven, aber infrastrukturell nicht mehr adäquat erschlossenen Markt“, erklärt Schmid. Dem wolle man entgegenwirken. Der Immobilienmanager betont: Das Vorhaben mit nachhaltiger Architektur und „Landmark-Charakter“ werde rein privatwirtschaftlich finanziert und solle dauerhaft Firmeneigentum bleiben.
Lesen Sie dazu: Paukenschlag für Bayern: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gibt den Bau der dritten Startbahn am Flughafen München vorerst auf.

Flughafen München: Diese Punkte befürchten Kritiker bei Großbau-Projekt
Freisings Flughafenreferent Manfred Drobny (Grüne) fürchtet vor allem das zunehmende Verkehrsaufkommen: „Letztlich dürfte es nur dem Flughafen nützen, der damit wieder einige Flüge generieren kann.“ Das vermutet auch Parteikollegin Susanne Günther. Sie warnt vor einer massiven Zunahme des Autoverkehrs sowie vor „Event-Fliegern“ und einer möglichen Aufweichung des Nachtflug-Verbots.
Zudem ist Günther das geplante Großprojekt auch als Kulturreferentin der Stadt Freising ein Dorn im Auge: „Das ist Fast-Food-Kultur an einem Un-Ort, die die Kultur im Großraum München massiv kannibalisieren wird.“ Sie ist überzeugt: „Auch die Olympiahalle in München wäre mit dieser Event-Arena tot.“ Der Flughafen solle sich vielmehr wieder auf sein Kerngeschäft besinnen und nicht zu einer Stadt auswachsen.
Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) sieht die Pläne indes positiv, er spricht von einer „interessanten Geschichte“. Freilich sei es vorab unerlässlich, sich mit dem Verkehrsthema intensiv auseinanderzusetzen. „Aber per se jedes Problem als K.o.-Kriterium zu sehen, halte ich für schwierig.“ Laut Lorenz Schmid sei dazu bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden. „Die ersten Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die verkehrliche Erschließung dank der vorhandenen Infrastruktur und vor allem der antizyklischen Nutzung grundsätzlich möglich ist.“
Generell betont der Immobilienmanager die Wichtigkeit transparenter Kommunikation. „Wir werden die Öffentlichkeit zeitnah mit weiteren Details über das Projekt informieren.“
Flughafen München: Neue Arena für Konzerte, Kongresse und TV-Aufzeichnungen?
Ursprungsartikel: München/Freising – Immobilien-Entwickler planen am Flughafen München den Bau einer großen Event-Arena. Die Multifunktionshalle, MUC Convention Center genannt, soll Platz für 20 000 Zuschauer bieten. Als Investitionssumme wurden bei einer Präsentation des Projekts am vergangenen Mittwoch in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Freisinger Planungsausschusses 200 Millionen Euro genannt, erfuhr unsere Zeitung.
Die Arena soll sich für Konzerte, Kongresse und TV-Aufzeichnungen eignen. Mehrere Dutzend Veranstaltungen im Jahr sind dort angedacht. Hinter dem Plan steht die KGAL GmbH & Co. KG mit Sitz in Grünwald. Geschäftsführer Gerd Waltenbauer stellte die Pläne zusammen mit dem Freisinger Immobilienmanager Lorenz Schmid, mit dem er über die gemeinsame Firma SWMunich Real Estate GmbH verbunden ist, im Ausschuss vor. KGAL ist in der Branche seit Langem als Entwickler von Immobilienprojekten bekannt. Die Gesellschaft sammelt Kapital in Fonds, die Zeichner bekommen dafür Ausschüttungen. Auch an der Entstehung der Münchner Allianz Arena war KGAL beteiligt.
Unklar ist, warum die Erstvorstellung des jetzigen Projekts in einer nicht-öffentlichen Sitzung erfolgte. Ein Projekt dieser Größenordnung auf Freisinger Flur müsse von Anfang an mit größtmöglicher Transparenz diskutiert werden, sagten Kritiker unserer Zeitung. Womöglich wollten die Immobilien-Entwickler keine Konkurrenz auf den Plan rufen – ähnlich soll es bei einem Hallenprojekt am Frankfurter Flughafen gelaufen sein.

Dass der Flughafen mit einer Event-Arena liebäugelt, ist seit Längerem bekannt. Über genügend Grund verfügt die Flughafen München GmbH. Womöglich könne der über ein Erbpachtmodell zur Verfügung gestellt werden. Die Multifunktionshalle soll nach Informationen unserer Zeitung im Nordwesten des Flughafengeländes entstehen. Als Hallengröße wurden 18 000 Quadratmeter genannt. Laufe das Genehmigungsverfahren rasch und reibungslos, könne die Arena 2024 stehen, hieß es.
Event-Arena am Flughafen München: Anti-dritte-Startbahn-Aktivisten sehen Plan kritisch
Das allerdings erscheint keineswegs als gesichert. Der Freisinger Landtagsabgeordnete Benno Zierer, der auch im Stadtrat sitzt (nicht aber im Planungsausschuss), warnte auf Anfrage vor einem regionalen Verkehrskollaps auf den Zufahrtsstraßen. „Das Problem wird die Verkehrserschließung.“ Er verlangte gegenüber unserer Zeitung ein Verkehrsgutachten. Die Stadt Freising müsse hier klare Vorgaben machen.
Auch die Aktivisten gegen die dritte Startbahn, deren Planung derzeit auf Eis liegt, beobachten die Entwicklung mit Argwohn. „Wir stehen dem sehr kritisch gegenüber“, sagte Christian Magerl, Sprecher des Anti-Startbahn-Bündnisses „Aufgemuckt“, unserer Zeitung. Er sprach von einem „Palast“, der auch den Münchner Veranstaltungsorten wie etwa der Olympiahalle Konkurrenz machen werde. Das habe mit dem Flughafengeschäft eigentlich nichts zu tun. „Der Flughafen wird langsam zu einer eigenen Stadt, das möchte ich nicht mittragen“, sagte Magerl, der lange Jahre Landtagsabgeordneter der Grünen war.
Event-Arena am Flughafen München: Die Verkehrsanbindung macht Sorgen
Zu befürchten sei auch, dass bei großen „Events“ Chartermaschinen einen Teil der Zuschauer hin- und nachts wieder wegbeförderten – „da sehe ich Druck auf die Nachtflugregelung“. Außerdem mache die Verkehrsanbindung Sorgen – die S-Bahn-Station sei meilenweit weg. „Da das Publikum wohl zum Großteil aus München kommen würde, dürften dann die meisten mit dem Auto kommen.“ Angeblich ist auch der Bau eines weiteren Parkhauses im Gespräch.
Auch Zierer, der seit Langem gegen die dritte Startbahn kämpft, warnte vor einem Anstieg von Inlandsflügen. „Es würde niemand verstehen, wenn jemand von Hannover nach München fliegt, nur um in der Halle AC/DC zu hören.“