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Zwei Kreise auf dem Weg zu einer Region

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Von: Hans Moritz

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Angeregter Austausch (v. l.): Alexandra Myhsock (Caritas Erding), Vorsitzende Christa Stewens, FMG-Regionalbeauftragter Jochen Flinner, Katrin Neueder (Landratsamt Erding) und Flughafenseelsorger Franz Kohlhuber. © Hans Moritz

Erding und Freising sind zwei recht selbstbewusste und durchaus auch verschiedene Landkreise – allerdings mit allerhand Schnittstellen und dem Flughafen mittendrin. Nun gibt es neue Annäherungsversuche.

Erding - Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung München (IBA) macht sich der Nachbarschaftsbeirat in der Flughafenregion auf den Weg, das Umland besser zu vernetzen. Als Ziel schwebt dem ihm eine Nachbarschaftsregion vor.

In einem Workshop im Landratsamt Erding wurden nun erste Ideen entworfen. Ziel ist ein Projekt, das 2034 im Rahmen des IBA-Abschlusses vorgestellt wird. Weitere IBA-Projekte gibt es in Erding: die Konversion des Fliegerhorstes mit Schaffung eines Bahnhof-Areals als Mobilitätsdrehscheibe und die Sanierung der Innenstadt in Freising.

Bauausstellungen sind seit Jahrzehnten ein Instrument der Städteplanung über Gemeindegrenzen hinweg. „Räume der Mobilität“ lautet das Motto der Münchner IBA. Und für Christa Stewens, Vorsitzende des Nachbarschaftsbeirates (NBR) das ideale Thema für eine Region, in der Mobilität zu Lande und in der Luft ohnehin eine herausragende Rolle spielt – und die auch Probleme verursacht.

Den Prozess begleitet Prof. Dr. Agnes Förster, Inhaberin eines Lehrstuhls für Stadtplanung an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Sie meinte: „Regionen müssen über Grenzen hinweg mobiler gedacht werden.“ Die Gemeinden in der Flughafenregion seien gut aufgestellt und verfügten über „attraktive öffentliche Räume“. Als ein Ziel des IBA-Projekts schlug Förster vor, „Wege zu reduzieren, indem Angebote über die Landkreisgrenze vernetzt werden“. Mehr Angebot vor Ort führe zu weniger Verkehr. Ältere Menschen könnten leichter zu Hause wohnen bleiben, wenn sie mobil unterstützt werden. Auch das Homeoffice müsse bei künftiger Stadtplanung berücksichtigt werden. Förster machte aber auch deutlich: „Das Auto wird ein Teil der Lösung bleiben, gerade auf dem Land.“

Aus dem Publikum kam der skeptische Hinweis, dass es schon einmal Bestrebungen in diese Richtung gegeben habe – die Airfolgsregion Erding-Freising-Flughafen. Und die sei krachend gescheitert. Die Antworten darauf zeigten, dass die Akteure offensichtlich weiter sind. Freisings OB Tobias Eschenbacher erinnerte daran, „dass die Zeit damals vom Streit um die dritte Startbahn geprägt war“. Nun habe man mit der IBA die gesamte Metropolregion im Blick. „Auch der Flughafen agiert jetzt sensibler“, so Eschenbacher. „Die Grundhaltung in beiden Landkreisen ist heute eine andere. Ich glaube nicht, dass das scheitert.“

Stewens erinnerte daran, dass es im NBR einen einstimmigen Beschluss für ein IBA-Projekt gegeben habe. Fraunbergs Bürgermeister Hans Wiesmaier appellierte: „Wir dürfen nie aufhören, neu anzufangen.“ Der Begriff Zeitenwende treffe auch auf die Region zu, nämlich das Nutzen gemeinsamer Ressourcen und Fortschritte bei (klimaschonender) Mobilität.

Jochen Flinner, Regionalbeauftragter der FMG wies darauf hin, „dass es in der Airfolgsregion vor allem um Tourismus und Wirtschaftsförderung gegangen ist“. Das IBA-Projekt sei hingegen allgemeiner ausgelegt.

Wasser in den Wein goss hingegen Gerhard Ippisch (Grüne Erding): Eine Nachbarschaftsregion mache nur dann Sinn, wenn der S-Bahn-Ringschluss realisiert sei. Denn erst der ermögliche diesen „Raum der Mobilität“.

Im Workshop wurde die Region analysiert. Christian Famira-Parcsetich von der Stadtentwicklung im Rathaus Erding meinte: „Erding ist Tourismus-Standort, Freising eine Hochschulstadt.“ Es gebe ein gutes Angebot an Erwachsenenbildung.

Eine andere Gruppe erarbeitete, dass gemeinsame Stärken besser herausgearbeitet werden müssten. Vernetzung mache Wege kürzer. Dazu gehöre auch, Best-Practice-Beispiele zu verbreiten. Eine dritte Gruppe sprach sich für eine bessere Verbindung der medizinischen Angebote in der Region aus. Nicht jeder müsse alles anbieten (können) – ein Vorgriff auf die Krankenhausreform. Erding und Freising müssten sich gemeinsam um eine Berufsakademie für soziale Berufe kümmern. Ebenso kam der Vorschlag nach interkommunalen Gewerbegebieten – wiederum nach dem Motto: Nicht jeder muss alles bieten. Auch die Nachnutzung von Gewerbegebieten sei zu regeln. Es müsse dafür nicht immer neu landwirtschaftlicher Boden geopfert werden, während andernorts alte Gewerbegebiete vergammelten.

Zur Verkehrswende müssten alle Interessengruppen und Verbände zusammengebracht werden, also ADFC ebenso wie ADAC, lautete ein Wunsch. Ein MVV-Vertreter schlug dazu „eine App für alle Mobilitätsangebote“ statt dem digitalen Kleinklein vor.

Stewens möchte die Vorschläge nun bündeln und einen ersten Schliff vornehmen. Im Herbst will sie dann den nächsten Schritt zur Nachbarschaftsregion gehen. ham

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