Lufthansa kündigt 18.000 Leerflüge an - Grund ist eine absurde EU-Regelung

Im Januar und Februar werden tausende Leerflüge von deutschen Flughäfen starten – auch ab München. Grund ist die starre EU-weite Regelung zur Slot-Vergabe.
München/Frankfurt – Corona beutelt den Luftverkehr einmal mehr, diesmal ist es die Variante Omikron, die zu kurzfristigen Umplanungen zwingt. Daher wird die Lufthansa im Winterflugplan deutschlandweit 33 000 Flüge streichen. Besonders im Zeitraum Mitte Januar bis Februar beobachte man „einen scharfen Abriss in den Buchungen“, berichtet eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung. Es wären vermutlich noch weit mehr Flüge, die die Lufthansa nicht durchführen würde, wenn es nicht das Problem mit den Slot-Rechten geben würde. Slots sind feste Zeitfenster für Starts und Landungen, die der deutsche Luftfahrtkoordinator, eine Behörde des Bundes, den Luftfahrtgesellschaften zuteilt. Werden sie nicht wahrgenommen, verfallen diese Rechte – es gilt das Prinzip „use or loose“ (nutze es, oder verliere es).
Flughafen München: Lufthansa plant 18 000 Leerflüge im Winter
Das führt zu einer aberwitzigen Entwicklung, die Lufthansa-Chef Carsten Spohr gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ beklagt hat: „Wir müssen im Winter 18 000 Flüge durchführen, nur um unsere Start und Landerechte zu sichern.“ Ein Teil der Flüge wird auch ab München stattfinden, bestätigt die Konzernsprecherin. „Genauer lässt sich das derzeit nicht aufschlüsseln, die Zahlen beziehen sich auf den gesamten Winterflugplan.“ Auch der Flughafen München hat dazu keine Informationen. Dass mit den Leerflügen die Statistik aufgehübscht werden soll, wird entschieden dementiert. „Leerflüge sind kontraproduktiv und machen keinen Sinn“, betont Sprecher Robert Wilhelm.
Slot-Vergabe im Luftverkehr: Lufthansa will die Rechte nicht verfallen lassen
Die Rechte einfach verfallen zu lassen, will Lufthansa nicht riskieren – das würde ihr abgestimmtes System aus Zubringer- und Fernflügen ins Rutschen bringen. Sinnvoller sei es, die Slot-Vergabe anzupassen, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Dass das geht, hat die EU schon mehrmals bewiesen. Sowohl im Sommerflugplan 2020 als auch im Winter 2020/21 beschloss das EU-Parlament auf Vorschlag des EU-Verkehrskommissariats die Aussetzung der Regel („Slot Waiver“). In diesem Winter aber müssen 50 Prozent der angemeldeten Flüge stattfinden, 50 Prozent können verfallen. Angesichts der massiven Krise müsse „diese Entscheidung noch mal überprüft werden“, verlangt der BDL.
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Auch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber fordert die EU-Verkehrskommissarin Adina Valean auf, „dringend“ tätig zu werden. EU-Parlament und der Rat würden einen erneuten „Slot Waiver“ daraufhin „im Schnellverfahren“ beschließen, versichert Ferber. Der Freisinger Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher geht noch einen Schritt weiter: Das gängige Slot-System müsse „grundlegend“ reformiert werden, da es mehrere nicht voll ausgelasteten Flüge kurz hintereinander auf derselben Route erlaube.