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Startbahn-Kämpfer Binner kündigt Rückzug an

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Von: Andreas Beschorner

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Immer auf Augenhöhe: Hartmut Binner im Diskurs mit Ministerpräsident Horst Seehofer. Foto: jantz/TZ
Immer auf Augenhöhe: Hartmut Binner im Diskurs mit Ministerpräsident Horst Seehofer. Foto: jantz/TZ

Flughafen - Der Kampf gegen die Startbahn hat ihm nicht nur die Freisinger Stadtmedaille eingebracht, der Kampf hat auch seine Gesundheit ruiniert. Deshalb wird Hartmut Binner nicht mehr Aufgemuckt-Sprecher sein.

Er war bayerischer Polizist, er war erfolgreicher Sportler und war seit 2006 der Frontmann von Aufgemuckt: Hartmut Binner aus dem Seilerbrückl in Freising. Seit zehn Jahren ist Binner einer der Motoren im Abwehrkampf gegen die dritte Startbahn, war unzählige Male in den Medien, hat mit Seehofer - nicht nur von der Statur her - auf Augenhöhe diskutiert und gestritten, hat sich mit CSU-Größen und FMG-Managern angelegt, für seine Heimat und gegen die Runway gekämpft.

Doch wenn im September das Aktionsbündnis einen neuen Sprecherrat wählt, wird Binner nicht mehr antreten. Auf Empfehlung seiner Ärzte, erzählt er. Wenn wenn er die seelische Belastung und psychische Anspannung nicht beende, werde man seine nach Bandscheiben-Operationen aufgetretenen Lähmungen in beiden Beinen wohl nicht mehr lindern können, warnten die Ärzte.

Im Abwehrkampf gegen die Startbahn hat sich der 77-Jährige unerschütterlich und unbeugsam gezeigt.

Dem Rat und der Warnung der Ärzte hat sich Hartmut Binner nun aber doch gebeugt. Eigentlich wollte er seine Entscheidung erst im September öffentlich bekanntgeben, doch weil er seinen Entschluss den Mitgliedern schon vorab mitgeteilt hatte, ist die Sache doch durchgesickert. „Ich trete zur Wahl nicht mehr an“, bestätigt Binner. Er brauche um seiner Gesundheit willen jetzt einfach mal ein Jahr oder länger Auszeit.

Das fällt Binner nicht leicht, denn zehn Jahre lang hat das Thema Startbahn sein Leben bestimmt: Zum einen habe er ständig unter Druck gestanden, sei stets gefordert gewesen, so erzählt er, habe zum anderen seine Familie, seine Enkel und auch seine Freunde vernachlässigt. Jetzt wolle er einfach „ein normales Leben“ führen und wieder gesund werden.

Doch Binner bleibt Startbahn-Gegner mit Leib und Seele: Weil er im Arbeitskreis „Volksentscheid“ weiter mitarbeitet und ja auch noch die BI Seilerbrückl leitet, „gehe ich dem Widerstand nicht verloren“, betont Binner. Und er ergänzt: „Ich kann ja gar nicht anders.“ Und sollte es neuerlich zu einem Bürgerentscheid in München kommen, „dann bin ich auch wieder da“.

Der erste Bürgerentscheid im Juni 2012, den die Startbahngegner bekanntlich gewonnen haben, ist für Binner auch das eine von zwei extrem positiven Ereignissen während seiner „Amtszeit“. Das andere: Die dreitägige Aktion Occupy Staatskanzlei im Vorfeld des Bürgerentscheids. Beide Male, so Binner, hätten ihm, dem 1,93-Meter-Hünen und gestählten Ex-Polizisten, die Freudentränen in den Augen gestanden. Das schlimmste Erlebnis in zehn Jahren Abwehrkampf? „Da gab es viele schlimme und bittere Momente“, so Binner. Sehr „deprimierend“ sei aber sicherlich die Verkündung des VGH-Urteils gewesen: „Das war einer der schlimmsten Tage“.

Eigentlich wollte Binner schon vor knapp einem Jahr seinen Rückzug aus dem Sprecherrat von Aufgemuckt erklären, wollte sich nach so vielen Jahren der Präsenz in der Öffentlichkeit und nach unzähligen Stunden für die Organisation von Demos, Protestmärschen und Aktionen zurückziehen. Als Ministerpräsident Horst Seehofer im Oktober 2015 Attaching besuchte und den Startbahngegner große Hoffnungen machte, dass das Projekt demnächst begraben werde, habe er sich schon fast am Ziel gesehen, blickt Binner zurück. Dann hätte er ganz beruhigt seinen Rückzug aus dem Sprecherrat vollziehen können. Doch das Aus für die Runway lässt seitdem bekanntlich noch immer auf sich warten, die Sprecherratswahlen wurden verschoben, Binner hat noch ein Jahr drangehängt. Aber jetzt geht es wirklich nicht mehr: Hartmut Binner, stolzer Ex-„Schandi“, wie er selbst sagt, wird nicht mehr Sprecher von Aufgemuckt sein. Trotzdem: Sein berühmtes rotes Trachtensakko werden Startbahngegner noch sehen - und die Startbahnbefürworter auch.

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