Grüne feiern drei Mandate – AWG, SPD und CSU verlieren je einen Sitz
Die Grünen ziehen mit drei Sitzen in den Forsterner Gemeinderat ein. Dafür müssen AWG, CSU und SPD Federn lassen.


















Forstern – Seit 1948 stellt die Alte Wählergemeinschaft (AWG) den Bürgermeister in Forstern – und tut das auch weitere sechs Jahre. Ab Mai steht Rainer Streu (39) an der Spitze der Gemeinde. Er konnte sich mit großem Abstand gegen Maria Feckl (Grüne) durchsetzen. Dennoch sind die Grünen auch Wahlgewinner: Aus dem Stand heraus haben sie drei Mandate geholt – und sprechen dabei selbst von einem „Paukenschlag für Forstern“.
6600 Bürger wählen grün - „das ist sensationell“
Die 55-Jährige Feckl freut sich sehr über das Ergebnis ihrer Liste. 6601 Bürger haben grün gewählt – „das ist sensationell“, schwärmt sie. „Phänomenal“ sei es zudem, dass die Grünen mit 21,8 Prozent prozentual das beste Ergebnis im Landkreis eingefahren haben – und das als neue Gruppierung. Warum sie so gut abgeschnitten haben? „Ich glaube, die Wähler wollen das Grüne – mehr Klimaschutz, mehr Naturschutz, sauberer Strom, ÖPNV. Die Zeit ist reif für diese Überzeugungen.“
Maria Feckl hofft auf noch mehr Frauen im Gremium
Nach einem „sehr intensiven Wahlkampf“ freue sie sich nun auf die Zusammenarbeit im Gemeinderat, in dem sie sich durchaus mehr Frauen gewünscht hätte. Vier sind es insgesamt, nur die CSU ist reine Männersache. „Ich hoffe, dass wir zusammen gute Politik machen und in sechs Jahren vielleicht noch mehr werden“, sagt Feckl. Zu dritt in der Fraktion mit Sina Kiel und Thorsten Scharmatinat will sie die grünen Themen ein- und voranbringen.
SPD-Mann Nominacher aist dienstältester Rat
Für die drei Grünen-Mandate haben die anderen Fraktionen je eins verloren. „Wir hätten gern unsere drei Sitze behalten, ganz klar. Aber angesichts des Aufschwungs der Grünen insgesamt war mit dem zu rechnen“, bekennt Erwin Nominacher (SPD). Der bisherige 3. Bürgermeister ist in der kommenden Periode der älteste und erfahrenste Gemeinderat: Seit 1990 sitzt der 63-Jährige im Gremium. „Ich bin sechsmal angetreten und sechsmal gewählt worden. Das freut mich, weil ich meine Arbeit bestätigt sehe“, sagt er, kündigt zugleich aber an: Nach dieser Periode ist Schluss.
Sebastian Hohentanner (SPD) nicht wiedergewählt - „bitter“
Ob er sich noch einmal als 3. Bürgermeister zur Verfügung stellen will, das weiß Nominacher noch nicht. In jedem Fall aber sollte dieses Amt ein „vernünftiges Aufgabengebiet“ bekommen. Er selbst könne seine Einsätze in den vergangenen sechs Jahren an einer Hand abzählen. „Mehr Aufgaben hätten in meinen Augen Sinn gemacht“, meint Nominacher.
Neben ihm wurde Simona Loupal (parteifrei) wiedergewählt, Sebastian Hohentanner hat es nicht mehr geschafft. „Das ist bitter, weil er gute Beiträge gebracht hat. Schade, dass der Wähler das nicht anerkannt hat“, sagt Nominacher. Zum Verlust eines Sitzes mutmaßt er, dass vielleicht auch eine Rolle gespielt habe, dass die SPD, die es insgesamt auf 9,9 Prozent gebracht hat, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten gestellt hat. „Da geht man schon ein bisschen unter“, meint Nominacher.
Was das Programm für die Zukunft angehe, liege die SPD „speziell mit den Grünen“ relativ dicht beieinander. Kiesi, Verkehrsberuhigung, Radweg – „Ich bin optimistisch, dass wir da vieles voranbringen können.“
CSU-Räte Wintermays und Taubert abgewählt
Für die CSU bleiben Sebastian Klinger, Anton Oskar, Stefan Ganghofer und Gerhard Eicher im Gemeinderat. Dass Franz Wintermayr und Annett Taubert nicht wiedergewählt wurden, „hat mich definitiv überrascht. Aber wenn man Lengdorf betrachtet, wo eine Bürgermeisterin ihr Amt verliert, dann relativiert sich das“, sagt Klinger. Gerade Tauberts Expertise in Sachen Schule wäre in seinen Augen wichtig gewesen.
Neues Gesicht bei der CSU, die 28,2 Prozent geholt, aber ebenfalls einen Sitz verloren hat, ist Josef Obermaier. Der 50-Jährige war schon einmal Gemeinderat, hatte dann aus privaten Gründen aber nicht mehr kandidiert. Jetzt glückte dem Landwirtschaftsmeister die Wiederwahl.
Klinger: Haushalt als wichtigstes Ziel
Bis sich die neuen Räte eingearbeitet haben, dauere es sicher ein Jahr, schätzt Klinger. „Die erste Zeit der Zusammenarbeit wird eine große Herausforderung werden“, glaubt der 61-Jährige, der es als wichtigstes Ziel des neuen Gremiums ansieht, den Haushalt in den Griff zu bekommen. „Es wird eine Herausforderung, die vielen Projekte zu stabilieren – gerade in der jetzigen Zeit mit der Corona-Krise, wo die Steuerkraft der Gemeinde zurückgehen wird.“
Die jüngsten Räte hat die AWG
Die größte Veränderung gibt es bei der AWG. Vier Räte waren nicht mehr angetreten, Peter Feckl und Franz-Josef Obermaier wurden wiedergewählt, Streu ist Bürgermeister. Die vier Neuen sind Marlene Pawelczyk und Markus Fritsch sowie mit Georg Els jun. (29) und Florian Neglia (21) die jüngsten Mitglieder des Gremiums. „Der Gemeinderat braucht auch solche ganz Jungen“, ist Fraktionssprecher Obermaier überzeugt. Und Els, Sohn des bisherigen Bürgermeisters, bringe als Jurist in diesem Bereich entsprechendes Wissen mit.
AWG holt 40,1 Prozent der Stimmen
Insgesamt ist Obermaier „mehr als zufrieden“ mit dem Ergebnis der AWG. Sie habe aufgrund der vierten Partei im Vergleich zu 2014 zwar rund fünf Prozent verloren, aber mit 40,1 Prozent immer noch die meisten Stimmen ergattert.
Jetzt sei es wichtig, „dass wir konstruktiv zusammenarbeiten, egal welche Partei“. Dabei seien sicherlich die neuen Räte in vielen Dingen auf die Erfahrungen der Amtierenden angewiesen, „und man wird ihnen auch helfen“, sagt Obermaier und erinnert sich dabei an seine eigenen Anfänge als Gemeinderat im Jahr 1996.
vam