Der Fund der Kleidung überrascht die Polizei nicht. Der Sprecher des Präsidiums erklärte unserer Zeitung: „Das ist ein Phänomen bei starker Unterkühlung. Die Menschen spüren noch einmal eine Hitzewallung und entkleiden sich.“ Das bestätigte auch ein Mitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Am Sonntagmorgen nahm die Polizei die Suche bei Eiseskälte wieder auf. „Wir lassen nichts unversucht, nicht zuletzt, damit die Angehörigen Gewissheit haben“, sagte einer der Beamten. Die Suchhunde nahmen den Geruch der Kleidung und dann die Fährte auf.
Die führte weiter in nördliche Richtung – in den zu Fraunberg gehörenden und weitere zwei Kilometer entfernt liegenden Weiler Helling. Dorthin rückte auch die Koordinierungsstelle Video/Medientechnik Südbayern aus. Die Spezialeinheit der Polizei ist am Flughafen angesiedelt. Sie setzte zwei Drohnen ein und suchte damit die Strecke ab, ebenso Waldstücke und Bachläufe. Später überflog zusätzlich noch einmal ein Polizeihubschrauber die Strecke.
Die Suchhunde drängte es derweil weiter – zu einem leer stehenden Hof am östlichen Ortsrand von Helling. An einer Stelle schlugen die Hunde deutlich an. Die Einsatzkräfte nahmen das Anwesen genau in Augenschein, doch Alfred Koller bleibt verschwunden.
Kurzzeitig keimte in den Mittagsstunden Hoffnung auf, den Rentner gefunden zu haben. Anwohner aus Aurlfing meldeten bei einem mäandernden Bachlauf einen Mann, der sich nicht ansprechen ließ. Die Einsatzkräfte trafen dort auf einen – lebenden – Mann, der keine schlüssige Erklärung liefern konnte, warum er auf die Zurufe der Nachbarn nicht reagiert habe.
Was die Ermittler – den Fall hat die Kripo Erding beziehungsweise deren Kriminaldauerdienst übernommen – wundert: Wenn Koller in der Tat in Aurlfing seine Kleidung abgelegt hat, muss er nahezu nackt noch mehrere Kilometer gelaufen sein.
Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Suche am mittlerweile fünften Tag abgebrochen. Die Kripo muss nun entscheiden, wie es weitergeht. Es ist möglich, dass Koller eine Scheune oder einen Stadl aufgesucht hat. Das würde vor allem im Winter, wenn die Landwirtschaft ruht, die Suche erschweren.
Die Polizei wendet sich noch einmal an die Öffentlichkeit, ob sie Adolf Koller seit Dienstagabend irgendwo gesehen hat. Er ist 1,74 Meter groß, 75 Kilogramm schwer und trägt einen Haarkranz beziehungsweise eine Stirnglatze. Zuletzt war er mit einer grünen Cordhose und einer grauen Jacke bekleidet. Hilfreich wäre, wenn Landwirte oder Grundstückbesitzer ihre Scheunen oder Gartenhäuser inspizieren würden. Hinweise nimmt die Polizei Erding unter Tel. (0 81 22) 96 80 entgegen. ham
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