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Diese Haselnüsse sind keine Peanuts

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Von: Alexandra Anderka

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In ihrem Hofladen: Daniela Stimmer.
In ihrem Hofladen: Daniela Stimmer. © Alexandra Anderka

Landfrauen-Besuch: Daniela Stimmer erzählt von ihrem Alltag auf dem Schwaigerhof

Moosinning – Gerade ist Hochphase auf dem Schwaigerhof nahe Moosinning. Die Ernte, das Säubern und Sortieren der Haselnüsse ist erledigt, jetzt müssen die öligen Früchte in Netzsäckchen verpackt werden. Daniela Stimmer und ihr Mann Martin sind in den Wochen vor Weihnachten – auch an den Wochenenden – von früh bis spät mit der Vermarktung ihrer Haselnüsse beschäftigt.

Zehn Tonnen Ertrag werfen die 7500 Haselnussbäume mittlerweile ab, die sich in Reih und Glied auf der Plantage neben der Auffahrt zum Hof präsentieren.

Doch das war nicht immer so. Die Stimmers erlitten viele Rückschläge, nachdem sie sich 2003 entschieden hatten, ihre unrentable Milchwirtschaft aufzugeben und nach Alternativen zu suchen. Eines stand dabei für die 41-jährige Bäuerin und ihren Mann (45) fest: „Wir wollten weiter selbstständig auf dem Hof arbeiten.“ Über einen Vortrag vom Amt für Landwirtschaft kamen sie auf die Haselnuss. Ein Experte klang überzeugend, stellte Maschinen und kümmerte sich um die Vermarktung.

Doch 2003 herrschte wegen des Jahrhundertsommers starke Trockenheit, „und ausgerechnet da haben wir unsere Bäumchen gepflanzt“. 7500 kleine Stängel ragten aus dem Boden. „Die Leute haben uns für wahnsinnig erklärt, damals gab es viel Spott“, erinnert sich die Landfrau.

Als die Bäume endlich Früchte trugen, ging der Ideengeber in die Insolvenz. Die Stimmers mussten sich wieder neu organisieren. Mit anderen Haselnuss-Bauern schlossen sie sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammen, doch da war der Preis für die Haselnüsse zu niedrig. „Anfangs haben wir viel Schweiß und Tränen investiert“, sagt die Mutter von Lisa (13) und Felix (10).

Dann kam es zu einem Schlüsselmoment, mit dem die Erfolgsgeschichte von „Martl’s Haselnüsse“ begann. Schwiegermutter Leni wollte für die Vorweihnachtszeit ihren Nusskranz backen, den die ganze Familie liebt. Die Erntemaschine war schon wieder von dannen gezogen, die Nüsse in den Großhandel verkauft. Trotzdem machte sie sich mit einem Schubkarren auf in die Plantage und kam mit einer Ladung voller Nüsse zurück. Der Rest der Familie wollte es gar nicht glauben, ging selbst aufs Feld und klaubte noch eine weitere Tonne zusammen. Diese musste vermarktet werden.

Bei Ebay boten die Stimmers „erntefrische Haselnüsse“ an. Sie fanden reißenden Absatz – bis heute. „Wir haben 400 E-Mail-Adressen, die benachrichtigt werden wollen, wenn geerntet wird.“ Stimmer glaubt, mit den frischen Nüssen, die es kaum noch zu kaufen gibt, Kindheitserinnerungen wachzurufen. Der Durchbruch für die Direktvermarktung war gelungen. Von da an ging es nur noch bergauf.

Die Stimmers ernteten fortan in Eigenregie, ihr Mann baute Maschinen zum Trennen, Säubern und Verpacken. Der Hofladen und Online-Shop www.haselnuss24.de wurde eingerichtet. „Es gibt auch einen Nussletter“, sagt Daniela Stimmer augenzwinkernd.

Auf dem Schwaigerhof helfen alle zusammen. Opa Hans arbeitet auf den Feldern, Oma Leni versorgt die Familie mit Essen und Danielas Mutter, die ebenfalls auf dem Hof lebt, hütet die Kinder, wenn wieder alle mit den Haselnüssen beschäftigt sind.

Der Ertrag sei mit dem steigenden Absatz gewachsen, freuen sich die Stimmers. Neben Haselnussöl, -schnaps, -likör und natürlich den Nüssen gibt es in „Martl’s Hofladen“ auch eine Nusscreme. Das Rezept hat die Landfrau zusammen mit einem Bäcker entwickelt. 3000 Gläser gehen jährlich über den Ladentisch.

Über die Hälfte der Nüsse aus dem Erdinger Moos werden aber als Tiernahrung angeboten. „Eichhörnchen füttern ist vor allem im Norden Deutschlands schon fast zur Sucht geworden“, erzählt die Bäuerin lachend. Am Telefon würden ihre Kunden stolz von ihren Erlebnissen mit den kleinen Tieren berichten.

An Weihnachten ist es auf dem Schwaigerhof in erster Linie „gmiatlich“, bevor es im neuen Jahr mit der Baumpflege, der Schädlingsbekämpfung – „vor allem der Biber macht uns zu schaffen“ – und der Vorbereitung auf die neue Ernte wieder von vorne losgeht. An Heiligabend gibt es traditionell Wollwürste mit Kartoffelsalat – und an den Feiertagen natürlich Lenis Nusskranz.

Lenis Nusskranz
Oma Lenis Nusskranz gibt es bei Familie Stimmer jedes Jahr an den Feiertagen. © Florian Bachmeier

Rezept für Lenis Nusskranz:

Teig: 300 g Mehl, 125 g Butter, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 2 gestr. TL Backpulver, 1 Ei, 2 EL Milch

Füllung: 200 g Haselnüsse, 100 g Zucker, 4-5 Tropfen Bittermandelöl, 1 Eiweiß, 4-5 EL Wasser

Zubereitung: Mehl auf ein Brett sieben. Kalte Butter schneiden und daruntermischen. Zucker, Vanillezucker, Backpulver, Ei und Milch dazugeben und durchkneten. Auf dem Brett ausrollen (ca. 35 x 45 cm). Die Zutaten für die Füllung zu einer Masse verrühren. Masse auf den Teig pinseln, diesen aufrollen, auf das Backblech legen, mit Eigelb bestreichen und sternförmig einschneiden. Bei Mittelhitze circa 45 Minuten backen.

Tipp: Selbst geröstete Haselnüsse verwenden.


Landfrauen-Besuch

An jedem Adventswochenende lesen Sie von einem Besuch bei einer Landfrau im Landkreis, die über ihre Arbeit berichtet und ihr Lieblingsrezept für die Weihnachtszeit verrät. Bereits erschienen ist Rosi Huber aus Oberseebach nahe Dorfen mit einem Quarkstollenrezept.

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