Der Sitzungssaal als Krabbelzimmer

Kleine Kinder krabbelten am Sonntagnachmittag durchs Moosinninger Rathaus, derweil kamen die Eltern miteinander ins Gespräch
Moosinning – Der Baby-Empfang, den Gemeindechefin Pamela Kruppa initiiert hatte, war eine Art Kontaktbörse für Vater, Mutter und Kind. Mama und Papa konnten sich dabei auch über Angebote, speziell für Familien mit Kleinkindern in Moosinning und Erding, informieren.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr: Soziale Kontakte sind immens wichtig, auch bei den ganz Kleinen. Und freilich auch musikalische Früherziehung: „Kinder können nicht früh genug anfangen, deshalb bietet die Kreismusikschule in Erding einen Baby-Musikgarten für Kleinkinder ab sechs Monaten an“, sagte Fachbereichsleiterin Gabi Maier. „Das Miteinander – aufeinander zugehen, aufeinander hören, prägt das soziale Gefüge.“ Im Baby-Musikgarten singen die Eltern Lieder aus der eigenen Kindheit. Kniereiter und einfache Instrumente für die Babys geben den Takt fürs Leben vor: „Kinder tun sich in der Schule leichter, wenn sie mit Musik aufwachsen.“
Ähnlich ist es auch mit dem Lesen, sagte Annemarie Kollmannsberger, Leiterin der Gemeindebücherei Moosinning. „Bücher beflügeln die Fantasie. Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern ,Wimmelbücher‘ anschauen, dabei erzählen und erklären, zeigen ihrem Nachwuchs schon früh, was wichtig im Leben ist.“ Denn Lesen sei eine Kern- und Grundkompetenz: „Jeder hat heutzutage ein Handy – doch selbst dafür muss man lesen können“, so Kollmannsberger.
Michael Käser, Papa der kleinen Rosa, hatte auch schon den Flyer der Kreismusikschule in der Hand. Rosa und ihr Bruder Veit sind erst vor einem Jahr nach Moosinning gezogen und trafen beim Baby-Treff auf Saiffaddin Aouzal, gerade 13 Monate alt. Möglich, dass hier Freundschaften fürs Leben geschlossen wurden – sicher ist aber, dass die Kids mal gemeinsam in Kindergarten, Schule oder auch Sportvereine gehen werden. „Es ist eine sehr nette Geste, uns einzuladen“, sagte Mutter Tidar, „wir können uns informieren, was es für Babys so alles gibt“.
Beispielsweise einen offenen Treff im benachbarten Mütterzentrum Erding: „Das ist ein niederschwelliges Angebot, die Mütter können zum Ratschen und Spielen mit ihren Kleinen kommen“, sagte Petra Hadersbeck, Vorstand des Mütterzentrums. „Es ist nicht immer leicht, wenn man neu zugezogen ist – aber auch junge oder ältere Mamas, in deren Freundeskreis es keine anderen Kinder gibt, finden hier Anschluss.“ Dabei kommen mittlerweile auch immer öfter Väter zu den Treffen.
Das ist der Elternzeit geschuldet, so Georg Nagler, Vorsitzender des Moosinninger Pfarrgemeinderats. Er warb für die Mutter-Kind-Gruppe seiner Gemeinde: „In solchen Gruppen kann man Kontakte knüpfen – ich war mit meinen Kindern selbst ab und an dabei.“
Keine Frage, Babys sind süß – manchmal aber auch anstrengend. Etwa wenn sie Tag und Nacht schreien. „Schreibabys haben eine Regulationsstörung. Es ist wichtig, dass sich Eltern früh Hilfe suchen“, erklärte Andrea Uscharewitz von der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Landkreises. Bei allen Fragen rund um Erziehung finden Eltern hier Hilfe. Ebenso bei der KoKi, dem Netzwerk frühe Kindheit, das werdende Eltern und Familien mit Kindern bis zu drei Jahren berät: „Wir bieten beispielsweise Babyschwimmen an, kümmern uns auch um die Finanzierung, wenn die Eltern sich unsere Angebote nicht leisten können“, so Bettina Kellner-Grabert. Auch bei Mehrlingsgeburten oder wenn Eltern längerfristig durch Krankheit ausfallen, hilft das Netzwerk.
Schließlich wusste schon Churchill: „Besser kann eine Gemeinde ihr Geld nicht anlegen, als indem sie in Babys investiert.“ So oder so ähnlich muss auch Kruppa gedacht haben, als sie den Baby-Empfang vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat. Bedingt durch ihre eigene Elternpause war er in Vergessenheit geraten und wurde heuer neu aufgelegt: „Der Austausch ist wichtig, egal, ob Eltern frisch zugezogen oder einheimisch sind. Denn Kinder sind das Wichtigste und Schönste, was es auf dieser Welt gibt – und sie sind unsere Zukunft.“