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Der brutale Mord an der schwangeren Zorica

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Von: Carina Zimniok

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Bildhübsch: Zorica H. bei ihrem Schul-Abschlussball. © Eser

Taufkirchen - Mit 165 Messerstichen wurde Zorica H. im Februar ermordet – auch ihr ungeborenes Kind starb. Jetzt stehen ihr Ex-Freund und dessen Kumpel vor Gericht. Der eine gesteht, der andere will nur Zeuge gewesen sein.

Stolz hält sie ihren Blumenstrauß in der Hand, sie hat eine stressige Zeit hinter sich, aber jetzt ist sie glücklich: Zorica H. aus Taufkirchen im Landkreis Erding feiert Abschlussball, sie hat ihren Quali bestanden – unter Schmerzen. Nur zehn Stunden vor einer Prüfung hatte sich die 17-Jährige ihre Bänder am Knöchel gerissen. Trotzdem schleppt sie sich in die Schule. Zorica H. besteht die Prüfung mit einem Zweier.

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Der Komplize: Vedat S. © Schöttl

Das war im Juli 2007. Weil das Mädchen so tapfer war, wurde sie in unserer Zeitung „Der Mensch des Tages“. Keine vier Jahre später, am 20. Februar 2011, wurde Zorica ermordet, sie war hochschwanger. Seit gestern stehen die mutmaßlichen Täter wegen gemeinschaftlichen Mordes und Schwangerschaftsabbruchs in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht Landshut: Harun A. (19), der Kindsvater, und Vedat S. (21), sein Kumpel. Die Tat, die die Staatsanwaltschaft den jungen Türken vorwirft, ist unvorstellbar grausam.

Prozessauftakt zum Schwangerenmord von Taufkirchen

Zur Vorgeschichte: Einzelhandelskaufmann Harun A. soll Zorica den Laufpass gegeben haben, nachdem sie ihn mit ihrer Schwangerschaft konfrontiert hatte. Die Verkäuferin versuchte trotzdem mehrfach, ihren Ex-Freund zur Anerkennung der Vaterschaft und zur Zahlung von Unterhalt zu bewegen. Doch Harun A. hatte inzwischen eine neue Freundin. Weil er mit der ungewollten Vaterschaft sein Leben zerstört sah, so die Anklage, habe er einen mörderischen Plan geschmiedet: Er wollte die Hochschwangere töten. Sein Freund Vedat S. wollte ihm dabei helfen.

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Der Kindsvater: Harun A. © Schöttl

Mit einem Küchenmesser, Klebeband und Wollhandschuhen hätten die Angeklagten Zorica daheim besucht – unter dem Vorwand, mit ihr über die anstehende Geburt und den Unterhalt zu sprechen. Die Ahnungslose wurde überrumpelt, in einem wahren Blutrausch, so die Anklage, stachen die Männer 165 Mal in ihren Oberkörper und ihren Hals. Der werdende Vater soll zugestochen, der Komplize soll die Schwangere festgehalten haben. Zorica verblutete nach innen und nach außen. Bei der späteren Obduktion stellten Rechtsmediziner fest, dass die junge Frau auch geschlagen wurde, ins Gesicht und auf den Kopf. Auch das ungeborene Kind verblutete – wegen der Stichverletzungen und durch den Blutverlust der Mutter.

Hier wurde die 21-Jährige gefunden

Anschließend soll das Duo die leblose Zorica an Armen und Beinen gefesselt und sie ins Schlafzimmer geschleift haben. Dort versteckten die Täter ihr Opfer unter dem Bett. Aufgedeckt wurde die Tat durch eine Nachbarin, die sich bei der Polizei gemeldet hatte, weil sie die 21-Jährige schon länger nicht mehr gesehen hatte. Schnell kamen die Beamten dann auf Harun A. Schon kurz nach seiner Festnahme gestand er die Tat und beschuldigte seinen besten Freund. Harun A. zeigte sich gestern ungerührt, nur mit den Eltern im Sitzungssaal wechselte er Blicke. Auf Antrag der Verteidigung wurde der 19-Jährige, der im Anzug vor Gericht erschien, unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Sein Anwalt teilte anschließend mit, dass Harun A. die Tat eingeräumt hätte.

Vedat S., bei seiner Aussage sichtlich nervös, aber stellte die Tat vor Gericht anders dar. Er habe nichts von dem Mordplan gewusst, hätte sich mit Harun A. zum Fußballschauen verabredet. In Taufkirchen angekommen, sei sein bester Freund in Zoricas Wohnung gegangen, er selbst habe im Auto gewartet, sei ein bisschen herumgefahren. Nach gut einer Stunde sei sein Freund dann erschienen, habe eine Zigarette geraucht und sei dann wieder in die Wohnung. „Ich sollte in fünf Minuten nachkommen.“ Als er dann in die Wohnung gekommen sei, habe er durch einen Türspalt gesehen, wie Harun A. in der Küche auf die Hochschwangere eingestochen habe. „Ich habe kein Messer in der Hand gehabt, ich habe nicht zugestochen“, so der 21-Jährige. Gemeinsam habe man die seiner Meinung nach schon tote Zorica H. ins Schlafzimmer geschleift. Dort habe sein Freund nochmal auf die Tote eingestochen.

Der Prozess geht am Mittwoch weiter. Noch ist unklar, ob die Angeklagten, die zum Tatzeitpunkt 18 und 20 Jahre alt waren, nach Erwachsenen- oder Jugendstrafrecht verurteilt werden. Im einen Fall droht ihnen lebenslang, im anderen maximal zehn Jahre Haft.

Von Walter Schöttl und Carina Lechner

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