Anonymes Dankeschön an die Hofläden

Es geht eben auch anders – auf sehr herzliche Art: Das Problem der zunehmenden Diebstähle in Hofläden hat sich eine unbekannte Person zu Herzen genommen und den Betreibern dieser Selbstbedienungsläden in der Ortschaft Niederding eine schöne Überraschung beschert.
Als der Brief in Strigl’s Hofladen gefunden wurde, habe ihn sein Opa Johann Döllel extra angerufen. „Ich war überrascht und habe mich total gefreut“, gesteht Sebastian Stemmer, der den Brief gleich mehrmals las. Der 27-jährige Landwirtschaftsmeister betreibt seit 2016 unter Mithilfe der Familie den Dorfladen an der Erdinger Straße und war auch schon einige Male Opfer von unverschämtem Gemüse-Klau geworden. Der oder die Unbekannte wollte nun, so ist zu lesen (Wortlaut siehe Kasten), „ein Zeichen dagegen setzen“ und das Schriftstück samt Dankeschön-Schokolade als „kleine Anerkennung für eure Arbeit“ gewertet wissen.
Stemmer, Spitzname „Wastl“, war aber nicht der einzige, der bedacht wurde: „Die anderen beiden Hofläden in Niederding haben auch ein Schreiben samt Schokolade erhalten.“ Es muss ein Kunde sein, mutmaßt Stemmer. „Wir haben schon versucht herauszufinden, wer es war, aber bislang noch kein Glück gehabt.“
„Ich finde es wirklich schlimm, dass es Leute gibt, die das Vertrauen Anderer schamlos ausnutzen“
Der Dankesbrief in voller Länge:
„Lieber Hofladenbetreiber, liebe Hofladenbetreiberin, vor einigen Wochen war in der Zeitung zu lesen, dass der Diebstahl in den Hofläden ein zunehmendes Problem ist. Ich finde es wirklich schlimm, dass es Leute gibt, die das Vertrauen Anderer schamlos ausnutzen. Deshalb möchte ich heute mal ein Zeichen dagegen setzen.
Heute werdet ihr nicht beklaut, sondern bekommt etwas geschenkt. Als kleine Anerkennung für eure Arbeit und die tollen Produkte in euren Läden. Vielen Dank für die großartigen Hofläden!“ ola
Dem Verfasser oder der Verfasserin der herzlichen Zeilen würde man gerne persönlich danken wollen. „Es ist total lieb und motivierend, dass unsere Arbeit auch geschätzt wird und die Leute sich freuen, dass es die Hofläden gibt“, betont Stemmer. Der junge Mann hat den mit mit Schreibmaschine verfassten Brief extra aufgespart, eine Kopie davon eingerahmt und im Laden als Erinnerung gut sichtbar aufgehängt.
Sein Laden habe 24 Stunden am Tag offen, „rund um die Uhr und auf Vertrauensbasis“. Der absolute Großteil der Kunden sei ehrlich und treu, dankt er, „aber ein paar wenige Ausreißer gibt es dennoch“. Es seien zuletzt auch mehr geworden, bedauert er und bestätigt damit die Berichte der Heimatzeitung. Das Fehlen von Erdbeerschalen im Kühlschrank beispielsweise oder generell abgezählten Produkten falle dabei besonders stark auf. „Da merkt man schon, auch wenn es mehr ist, was fehlt“, erläutert Stemmer. Ein Schaden sei durchaus schon entstanden. „Er ist schwer zu beziffern“, sagt der Betreiber aus Niederding. Es seien immer wieder Kleinbeträge, die sich halt auf Dauer summierten.
Das Problem mit den Dieben sei darum schon „eklatant“, so der 27-Jährige. „Zwei haben wir direkt erwischt und zur Rede gestellt.“ Es waren ihm Unbekannte, die daraufhin bezahlten und seitdem nicht mehr gesichtet worden seien. Anzeige bei der Polizei zu erstatten, würde aber nichts bringen. Da stünde dann Aussage gegen Aussage, und die Ermittlungen würden ins Leere laufen, meint der Landwirt.
Umso schöner sei darum diese von Herzen kommende Geste. Das besondere Dankeschön habe sich in Niederding schnell herumgesprochen, weiß Sebastian Stemmer. Aber nicht nur dort. In den sozialen Medien habe er weit über 200 Mal „Daumen hoch“ und „Herzen“ auf die Veröffentlichung des besonderen Briefs erhalten. Was ganz klar dokumentiert: Diese Briefaktion kam sehr gut an. Es geht eben auch anders.