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Junger Tüftler sorgt mit Handy-App für Aufsehen

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Von: Markus Schwarzkugler

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Sitzt gerne auf dem Fahrrad, wenn er nicht gerade programmiert: Jakob Landbrecht aus Niederding. © privat

Sollte er einmal ein erfolgreiches Startup-Unternehmen gründen wollen, hätte dieser junge Mann wohl beste Aussichten. Jakob Landbrecht, 16 Jahre alt, aus Niederding, hat bei dem bundesweiten Online-Wettbewerb „Jugend gründet“ mitgemacht und es mit seiner Idee einer ganz speziellen Handy-App zu einem Event an der Technischen Universität München geschafft. Dort durften sich die Köpfe hinter den besten aus insgesamt 783 Einsendungen – noch vor den aktuellen Corona-Beschränkungen – vorstellen.

Niederding Landbrecht, mit seinem eingereichten Businessplan sogar bundesweit der Beste, belegte dabei Platz vier. Nach einer zweiten Wettbewerbsphase winkt ihm das Bundesfinale in Stuttgart und dem Sieger eine Reise ins Silicon Valley.

Der Niederdinger besucht die elfte Klasse der Erdinger Fachoberschule und absolviert dort passenderweise den Technikzweig. Die Idee hinter seiner App namens Artis: Man sucht nach einem bestimmten Produkt und bekommt Geschäfte im Umkreis angezeigt, die dieses vorrätig haben, und wie viel es kostet. Das Unternehmen, bei dem gekauft wird, bezahlt dann für über die App geworbene Kunden. Damit soll lokalen Produkten eine Online-Präsenz gegeben werden und der Handel vor Ort gestärkt werden. Unsere Zeitung hat mit dem jungen Tüftler gesprochen.

Wie kamen Sie auf die Idee, an dem Wettbewerb teilzunehmen?

Die Idee zu meiner App hatte ich letztes Jahr im Urlaub, als ich mal wieder was zuhause hatte liegen lassen. Später bin ich zufällig im Internet auf den Wettbewerb gestoßen und habe mich sofort beworben. Ich habe nicht damit gerechnet, in der ersten Phase, in der man einen Businessplan schreiben musste, bundesweit den ersten Platz zu belegen.

Erklären Sie bitte das Besondere an Ihrer Handy-App.

Der innovative Aspekt daran ist, dass Ladenbesitzer wirklich nur für die Kunden eine Provision an die App zahlen müssen, die wirklich ihr Geschäft betreten. Das funktionierte wie folgt: Schaut sich der Nutzer das Produkt in der App an, wird ein sogenannter „Geofence“ um das Ladengeschäft errichtet. Man kann sich einen Geofence wie einen künstlichen, digitalen Zaun vorstellen, der erkennt, wenn ein Nutzer das Ladengeschäft betritt.

Wollen Sie die App auch mal zum Download bereitstellen?

Das ist eine schwierige Frage. Eine so komplexe App zu entwickeln, ist kaum alleine möglich beziehungsweise wäre mit einem sehr großen Zeitaufwand verbunden. Insbesondere müsste man auch Add-ons, also zusätzliche Hilfsprogramme für Warenwirtschaftssysteme entwickeln, damit große Ketten nicht jedes Produkt einzeln in die App eintippen müssen. Leider kann ich derzeit nur Apps programmieren. Es gibt jedoch schon eine kleine Test-App, die das Funktionsprinzip veranschaulicht.

Jetzt steht die zweite Phase des Wettbewerbs an.

Sie hat sogar schon begonnen und ist ein Planspiel, bei dem man ein simuliertes Unternehmen leitet. Das Beste daran ist, dass es glücklicherweise eine Onlinesimulation ist. Also kann man auch in Zeiten von Covid-19 online am Spiel teilnehmen.

Nach welchen Artikeln würden Sie denn selbst in Ihrer App suchen?

Ich glaube, ich würde viel nach Büchern suchen. Man kauft eindeutig zu oft bei großen Unternehmen wie Amazon Bücher. Einfach, weil es bequem ist und man nicht erfolglos in viele Buchläden gehen will. Wenn ich wissen würde, wo es das Buch, das ich haben will, bei mir in der Nähe gibt, würde ich bestimmt noch mehr regional einkaufen. Das stärkt natürlich auch die Ladengeschäfte gegen die Online-Konkurrenz.

Wieso heißt Ihre App eigentlich Artis?

Artis klingt einfach schön und ist leicht einprägsam. Wenn man will, kann man Artis als Abkürzung für „Artikelsuche“ verstehen, aber das ist Zufall.

Wollen Sie irgendwann als Entwickler arbeiten?

Was ich genau nach der Schule machen werde, weiß ich noch nicht. Zuerst will ich mein allgemeines Abitur an der FOS machen. Allerdings habe ich durch „Jugend gründet“ Freude an BWL gefunden. Eine Idee wäre es, so was wie Wirtschaftsingenieur zu studieren, aber da will ich mich noch nicht festlegen.

Welche Hobbys haben Sie sonst so?

Ich liebe es, in der Freizeit Fahrrad zu fahren oder etwas Neues über das Programmieren von Apps zu lernen. Außerdem bin ich gerne mit meinen Freunden unterwegs oder unternehme etwas mit meiner Familie.

Ihre App klingt übrigens ein bisserl nach Dating-Apps, bei denen man potenzielle Dates im Umkreis findet.

Ich habe mich persönlich jetzt noch nicht so mit Dating-Apps auseinandergesetzt. Aber ich glaube, man sollte sich die App eher wie Google Maps oder TripAdvisor vorstellen – nur, dass man nicht nach dem Ort selbst suchen kann, sondern direkt nach dem Produkt. So kann ich bei Google Maps zwar nach „Supermarkt“ suchen, aber nicht, ob der Supermarkt die spezielle Currypaste hat, die ich für mein Gericht brauche.

Interview: Markus Schwarzkugler.

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