Erster Computer der Welt steht in Oberding

Computer sind eine noch recht junge Errungenschaft. Es gibt aber eine astronomische Uhr, die 2000 Jahre alt ist und damit als ältester Computer der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird. Der in Oberding lebende Physiker Dr. Markos Skoulatos hat den Apparat nachgebaut.
Oberding – Computer gehören für uns zum Alltag, doch schon in der Antike wurde ein Gerät entwickelt, das komplexe Rechenoperationen beherrscht. Die astronomische Uhr mit dem Antikythera-Mechanismus gilt damit als ältester Computer der Welt. Er wurde in der Antike verwendet, um Astronomie zu lehren. Der in Oberding lebende Physiker Dr. Markos Skoulatos ist schon seit seiner Kindheit fasziniert davon und hat sich den Traum erfüllt, das Gerät nachzubauen. „Da ich Vater von zwei Kindern bin, bin ich fasziniert von Lernprozessen und widme der Früherziehung viel Aufmerksamkeit“, erzählt er. Seine Faszination will er seinen Kindern weitergeben
Der Mechanismus des Computers ist nach der griechischen Insel benannt, vor der ein solches Gerät 1900 gefunden wurde. Er ist eine Art astronomische Uhr und kann als „erster Computer der Menschen“ bezeichnet werden. Als Kind in Griechenland hörte er schon von dem komplexen Mechanismus des antiken Computers, jedoch war damals noch niemand in der Lage, diesen zu erklären.
Das ist heute anders, 2005 wurde die Uhr in Athen mit Röntgenstrahlen untersucht und man erlangte so viele neue Informationen über die Funktionsweise. An der astronomischen Uhr stellt man das Datum ein, und dann berechnet das Gerät Informationen wie den Stand der Sonne und des Mondes oder die Bewegungen der Planeten.
Fasziniert seit der Kindheit
„Ich bin ich immer scharf darauf zu tauchen, sobald ich in Griechenland in den Ferien bin, egal zu welcher Jahreszeit“, berichtet Skoulatos. „Der Antikythera-Mechanismus war dem Salzwasser über zwei Jahrtausende ausgesetzt. Dies war dann das perfekte Hobby für mich: die Kombination aus Meer, Griechenland und alter Technologie“
Über die Fortschritte, die bei der Untersuchung der Uhr gemacht wurden, sah Skoulatos 2012 eine Dokumentation auf BBC, danach wurde sein Forscher-Ehrgeiz gepackt. Es dauerte zwei Jahre bis Skoulatos alle Dokumente über die Uhr untersucht hatte und beginnen konnte, selbst eine Nachbildung zu bauen.
Die Dokumente für seinen Nachbau bekam er aus zwei Artikeln, die in der Fachzeitschrift „Nature“ vor etwa zehn Jahren veröffentlicht wurden. „Den Rest musste ich mir selbst mit viel Denkarbeit erarbeiten“, sagt Skoulatos. „Ich habe oft nachts gearbeitet. als meine Frau und zwei Kinder schliefen“, erzählt der gebürtige Grieche – auf Englisch, da er nicht besonders gut Deutsch spricht.
Forschung an der Neutronenquelle
Der 35-jährige Wissenschaftler ist in der Welt herumgekommen. „Ich verließ mein Heimatland mit 18, um zu studieren und in der Welt herumzureisen.“ In Liverpool studierte er dann Physik, machte seinen Doktor und spezialisierte sich auf den Bereich des Magnetismus.
Seit 2014 wohnt er mit seiner Familie in Oberding. Zu dieser Zeit fing er an in München als Instrumentenwissenschaftler am Dreiachsenspektrometer MIRA am Heinz- Maier-Leibnitz Zentrum in Garching, zu arbeiten. „Wir haben sehr lange nach einer passenden Bleibe gesucht, in Erding und Umgebung ist die Wohnungssituation ja auch sehr schwierig“, sagt Skoulatos. Vorher hatte er am Paul Scherrer Institut in der Schweiz gearbeitet.
Daheim in Oberding steht nun auch das voll funktionierendes Replikat des Antikythera-Mechanismus. Es ist mit Plexiglas umgeben, damit die funktionen verständlich werden – auch für seine zwei Kinder. Der Rest des Nachbaus besteht aus Messing.
Alle Berechnungen und das Design mussten von Grund auf neu erstellt werden. „Bei diesem anspruchsvollen Projekt habe ich moderne Computer eingesetzt, um die Reibung aller Komponenten zu minimieren. Dieser Simulationsvorgang führte zu einem realen Modell, mit dem Antriebseingang an der Seite, genau wie das Original.“ Insgesamt gebe es nur eine Handvoll dieser Rekonstruktionen und davon wiederum wiederum sehr wenige, die mit einem Seiteneingang arbeiten. Skoulatos’ neueste Idee ist es, eine Fernsteuerung über das Smartphone oder Tablet zu entwickeln. So kann man den Nachbau bedienen, ohne die wertvollen Teile zu zerstören. Es sei ihm wichtig, das Gerät „nicht nur als Dekoration zu betrachten“.
Für kurze Zeit konnte seine Werk auch in der Antiken Sammlung in München bewundert werden. Das Original steht im Nationalen Archäologischen Museum in Athen. Ziemlich weit weg für Skoulatos’ neueste Idee: Der Physiker will das antike Original mit Neutronen untersuchen, da er im Moment selbst an der Forschungs-Neutronenquelle an der TU München arbeitet. Neutronen reagieren empfindlicher als Röntgenstrahlen. So könnten ergänzende Informationen beschafft und zum Beispiel die Holzteile des Rahmens besser auf Kleber und Ölreste untersucht werden. Ob es zu diesem Transport zur Neutronenquelle kommen kann, ist aber fraglich. Die antike Uhr ist extrem fragil.
Katrin Emmes