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Wechselvolle Hofmarksgeschichte mit vielen Eigentümern

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Von: Veronika Macht

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Die Heimatforscher Ottenhofen (v. l.): Alfred Greckl, Uli Kiesle, Alois Schwanzer, Leopold Kölbl, Franz Weber und Elisabeth Greckl.
Die Heimatforscher Ottenhofen (v. l.): Alfred Greckl, Uli Kiesle, Alois Schwanzer, Leopold Kölbl, Franz Weber und Elisabeth Greckl. © Heimatforscher Ottenhofen

Die Heimatforscher Ottenhofen haben es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Hofmark zu erforschen.

Ottenhofen - Um das Jahr 1080 finden sich erste urkundliche Erwähnungen zum Geschlecht der Ottenhofer. „Sie waren die ersten namentlich benannten Besitzer des Schlosses Ottenhofen“, berichtet Franz Weber (61) von den Heimatforschern Ottenhofen. Die Gruppe geschichtsinteressierter Bürger hat sich vor rund zehn Jahren zusammengefunden, um die Historie ihrer Heimat zu ergründen. Neben der Hofmarksgeschichte gehören auch Themen wie Kirchen-, Vereins- und Schulgeschichte oder Sitten und Gebräuche anno dazumal zu den Forschungsthemen von Weber, Leopold Kölbl, Alfred Greckl, Alois Schwanzer, Uli Kiesle, Elisabeth Greckl und Katharina Martini.

„Die Hofmark Ottenhofen diente über Jahrhunderte als Verwaltungszentrum“, berichtet Heimatforscher-Chef Weber. Insgesamt seien gut zwei Dutzend Familien oder Institutionen Eigentümer der Anlage gewesen – angefangen mit dem Geschlecht der Ottenhofer, das bis 1544 dort residiert und dem Ort seinen Namen gegeben hat. Da der letzte Spross der Ottenhofer keine Nachkommen hatte, ging der Besitz auf den Münzkämmerer Friedrich Eßwurm über, der die Niedergerichtsbarkeit und Edelsmannfreiheit besaß. Danach wechselten die Besitzer häufig, bis 1689 Graf Rivera das Schloss mit 840 Tagwerk Grund kaufte. Bis 1821 regierte das starke Adelsgeschlecht der Perusa Ottenhofen. In dieser Zeit erlebte die Hofmark ihre Hauptblütezeit, denn die Familie ließ sich die Verschönerung des Schlosses viel kosten. So wurde etwa 1760 der kostbare Rokoko-Teepavillon erbaut, der noch heute in Privatbesitz erhalten ist.

Viele weitere Eigentümer folgten, die immer nur wenige Jahre in Ottenhofen blieben. „Zu diesen nicht adeligen, aber gut betuchten Besitzern gibt es kaum Erkenntnisse“, berichtet Weber. „Außer, dass darunter viele Brauerei-Abkömmlinge waren.“ So kaufte 1892 etwa Schloss- und Brauereibesitzer Matthias Brenner aus Markt Schwaben das Gut samt Brauerei. Drei Jahre später meldete er das Braugewerbe ab. Ab da wurde nur mehr die Landwirtschaft betrieben.

1952 erwarb die Bayerische Landessiedlung den Feld- und Wiesengrund und siedelte neun heimatvertriebene Landwirte an. Das Schlossareal kaufte die Gemeinde, die mehreren Familien den Grunderwerb für ein Eigenheim ermöglichte. Anfang September 1967 – vor exakt 50 Jahren – wurden das Brauhaus und der Malztrakt abgerissen. Etwa 2000 Kubikmeter Schutt mussten abtransportiert werden.

Zuvor hatte der Gemeinderat beschlossen, das Wahrzeichen der Anlage zu erhalten: Das Schlosstürmchen, ein „reizender Dachreiter“, wurde abgetragen, wie der Erdinger Anzeiger in seiner Ausgabe vom 9./10. September 1967 berichtete. Nach dem Wiederaufbau des Wohnflügels wurde das Türmchen wieder aufgesetzt und sollte „beredtes Zeugnis über die weiteren Herren von Ottenhofen ablegen“.

Über die wechselvolle Geschichte des Schlosses hat Weber einen Powerpoint-Vortrag mit dem Titel „Hofmarksgeschichte 1030 bis 2017“ erarbeitet, den er im November vor interessierten Bürgern halten will. Dafür hat er viel Zeit unter anderem im Staatsarchiv und diversen kirchlichen Archiven verbracht, um Informationen zu finden. Das Recherchieren und Ermitteln liegt dem Mann aus Grund schon von Berufs wegen: Mittlerweile in Pension, war Weber lange Jahre als Kriminalhauptkommissar beim LKA in München, wo er ein Sachgebiet leitete, das sich unter anderem mit Kunstdiebstählen beschäftigt. „Vielleicht macht mir das Puzzeln und Forschen deshalb so Spaß“, vermutet er.

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