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Zanderzucht auf dem Bauernhof Obermeier in Rabeneck

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Landwirtschaftsmeister Anton Obermeier und Wirtschaftsfachwirtin Katharina Obermeier aus Rabeneck haben neben einem Milchviehbetrieb und einer Biogasanlage jetzt auch noch eine Zanderzucht auf ihrem Bauernhof. © Hermann Weingartner

Auf dem Bauernhof der Familie Obermeier finden sich nicht nur ein Milchviehbetrieb und eine Biogasanlage, sondern auch eine Zanderzucht.

Rabeneck – Wer über den Höhenrücken nahe Lappach in der Gemeinde St. Wolfgang am Weiler Rabeneck vorbei kommt, denkt ganz sicher nicht an Fische – und schon gar nicht an Zander. Aber in der Einöde verbirgt sich ganz unscheinbar auf dem Hof von Katharina und Anton Obermeier nicht nur ein Milchviehbetrieb, sondern eine in Bayern einzigartige Zanderzucht. Großgezogen werden derzeit ausschließlich Besatzfische für Fischereivereine. Geplant ist aber, die Zander als Speisefische zu vermarkten.

Unsicherheit und niedrige Preise, das hat viele Milcherzeuger und auch die Obermeiers dazu bewegt, über weitere wirtschaftliche Standbeine nachzudenken. Grundgedanke sei gewesen, erzählt das Paar: „Was kann man mit den alten Stallungen auf dem Hof machen und wie mit der Biogasabwärme Synergieeffekte erzielen?“ Vor neun Jahren schon habe man da die Idee gehabt, eine Fischzucht zu betreiben. Beratung und Planung eines derartigen Betriebszweigs habe sich zunächst aber als unrentabel herausgestellt. Erst durch die Möglichkeit, eine gebrauchte Anlage zu erwerben, sei ein wirtschaftlicher Erfolg möglich geworden.

Darauf haben sich die Eltern zweier Buben entschlossen, das Projekt Zanderzucht zu starten. Der Landwirtschaftsmeister und die Wirtschaftsfachwirtin präsentieren sich mittlerweile als begeisterte Fischzüchter. Sie stecken sehr viel Herzblut in ihr Projekt, das ist beim Rundgang durch die Halle deutlich zu spüren. Nach dem Kauf 2018 habe Anton Obermeier die Anlage in den alten Kälberstall eingebaut, aber auch komplett umgebaut und Betriebsfunktionen völlig neu konzipiert.

Völlig ohne Medikamente

In fünf Warmwasserkreisläufen ist das Wasser ständig in Bewegung durch die verschiedenen Becken. „Das braucht der Zander“, erklären die Obermeiers. Zum Einsatz komme ein Recirculating Aquaculture System (RAS), das optimal für die Nutzung von Ressourcen und zur Schaffung von optimalen Bedingungen für Wachstum, Fischgesundheit und Produktqualität sei. Strengstens werde auf Sauberkeit und Wasserreinheit geachtet, denn Zander sind sehr empfindlich. Ein Problem im Wasser könnte schnell zum Totalausfall des gesamten Bestands führen. Das Wasser wird permanent von den Zuchtbecken durch eine aufwändige Filteranlage gepumpt mit einem Trommelfilter zur Entfernung der Feststoffe, einem Biofilter und einer UV-Anlage. Der Biofilter reinigt das Wasser natürlich durch Bakterien und Mikroorganismen, die UV-Technik hält den Keim- und Bakteriengehalt niedrig.

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Im Moment züchtet das Ehepaar lediglich Besatzfische für Fischereivereine in der Umgebung. © Hermann Weingartner

Der Betrieb erfolgt komplett ohne Antibiotika und andere Medikamente, betonen die jungen Fischzüchter. Medikamente wären auch gar nicht möglich, denn der Einsatz würde zwar Erreger am Fisch bekämpfen, aber auch die Biologie im Biofilter zerstören.

In der Anlage sind vier kleine Aufzuchtbecken, in denen die Zander mit einem Gewicht von rund zehn Gramm ankommen. Die etwa 5000 Zandersetzlinge werden dort erst einmal auf Quarantäne gesetzt, bis es weiter in der Anlage geht. Des weitern befinden sich 16 große Rundbecken in der Halle. In denen werden die Zander bis zu einem Jahr großgezogen – von zehn Gramm bis zu gut 1000 Gramm und etwa 50 Zentimeter Länge.

Einmal im Monat werden die Zander nach Größe sortiert. Das sei zwingend notwendig, da es sich um einen Raubfisch handle. „Nur so kann man Kannibalismus vermeiden“, erzählen die Obermeiers. Auch die Fütterung muss genau auf die Menge und das Gewicht pro Becken abgestimmt sein. Der Zander fühlt sich bei 23 Grad und Schummerlicht sehr wohl, und daher bekommt er das auch.

Vermarktung direkt ab Hof geplant

Bisher habe man noch keine Besatzfische verkauft, „weil wir ja erst 2019 angefangen haben“, berichten die Fischzüchter. Die erste Charge sei aber vergeben, und Anfragen habe man aus ganz Bayern. Normalerweise kommen die Zander aus Norddeutschland. Beim Transport hätten die Fische aber jede Menge Stress. Hier habe man den großen Vorteil kurzer Wege.

Derzeit sind die Obermeiers dabei, die Zander auch als Speisefische zu vermarkten. Künftig soll er direkt ab Hof vermarktet werden, denn der Edelfisch ist mittlerweile in Deutschland nicht nur in der Sterneküche sehr beliebt. Das sei aber nicht so einfach umzusetzen, sagen sie, „denn wir sind ja nur zu zweit“ – und darüber hinaus haben sie ja auch noch die Milchviehhaltung und eine Biogasanlage. Daher suchen die Obermeiers Jemanden, „der eine größere Menge Speisefisch abnimmt oder für uns schlachtet“.

Um für die Vermarktung fit zu sein hatte sich Katharina Obermeier noch mal auf die Schulbank gesetzt und am „Seminar zur Betriebszweigentwicklung Direktvermarktung“ teilgenommen. Ende November wurde sie als Vertreterin des Landkreises Erding im Bereich Direktvermarktung mit einer Urkunde des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums belohnt. Und so ist jetzt aus dem Rabeneck quasi das Zandereck geworden.

Hermann Weingartner

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