Kleine Käfer, große Sorgen

Mitgliederzuwachs und Umsatzplus haben das vergangene Geschäftsjahr der Waldbesitzervereinigung (WBV) Erding geprägt. Geschäftsführer Rainer Mehringer sieht für den wirtschaftlichen Verein aber immer noch Luft nach oben.
St. Wolfgang – Bei der Mitgliederversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Erding im Saal des Gasthauses Schex in St. Wolfgang legte die WBV zunächst den Jahresabschluss 2017 vor. Das Umsatzplus aus Zweckbetrieb und Holzverkauf in Höhe von rund 400 000 Euro war für Steuerberater Thomas Kölbl aus Landshut Anlass, von einer „wirtschaftlich stabilen Lage“ zu sprechen.
Doch nicht nur die Umsatzentwicklung von 2,15 auf 2,49 Millionen Euro dokumentiere den Erfolgskurs des Vereins. Auch die Mitgliederzahl zeige eine ständige Tendenz nach oben auf, sagte Geschäftsführer Mehringer. Derzeit sind 1568 Mitglieder registriert, rund 1500 Holzgeldabrechnungen wurden im Vorjahr für die Mitglieder erstellt. Großen Stellenwert besitze auch die Information und Schulung der Mitglieder, führte der Geschäftsführer aus. Als Beispiele nannte er den Motorsägekurs, in dem 51 Teilnehmer den fachgerechten Umgang mit der Kettensäge erlernt haben, und einen Seilwindenkurs, um Unfälle zu vermeiden.
In Waldbegängen sei es um Themen wie den notwendigen Waldumbau sowie den Hochwasserschutz im Wald gegangen. Korrektes und zielführendes Arbeiten sei durch die Eröffnung des „grünen Zentrums“, der vergrößerten Geschäftsstelle des Vereins, möglich. „Wir können noch wachsen“, gab sich Mehringer bei rund 4000 Waldbesitzern im Landkreis optimistisch.
Doch es gibt auch Probleme: Nach dem Sturm in Niederbayern seien die Preise am Holzmarkt gefallen. Und noch etwas beschäftigte Waldbesitzer und Forstleute. „Wie es mit dem Käfer weitergeht, wissen wir nicht“, sagte Alexandra Hörand, die seit fünf Jahren als Försterin bei der WBV Erding tätig ist, in ihrem Holzmarktbericht.
Nach Einschätzung von Forstamtsdirektor Stefan Warsönke wird die Problematik durch Borkenkäfer und Großen Braunen Rüsselkäfer die Waldbesitzer auch 2018 beschäftigen. Durch die frühe Anlage der dritten Generation sei mit einem hohen Anteil an fertig entwickelten Käfern zu rechen. Zudem stehe dem Borkenkäfer durch Windwürfe und -bruch viel geeignetes Brutmaterial zur Verfügung. Er empfahl, Kronenmaterial und Restholz vor Schwärmbeginn zu hacken und – wo möglich – zu verbrennen. Beim Einbringen in Rückegassen seien wiederholte Kontrollen nötig.
Um Zukunftsaufgaben ging es Randolf Schirmer vom Bayerischen Amt für forstliche Saat-und Pflanzenzucht in Teisendorf. In seinem Vortrag stellte er Baumarten vor, die dem Klimawandel gewachsen sind. Dass die heimische Fichte wegen ihrer Anfälligkeit für Trockenheit und Käferbefall nicht dazu gehört, stellte er unmissverständlich fest: „Wer jetzt Fichten anbaut, überlässt der nächsten Generation eine Hypothek“. Schirmer warnte aber davor, neue Baumarten wie Douglasie, Roteiche, Robinie oder Schwarzkiefer zu schnell auf zu großen Flächen auszusäen. „Die Herkunftsfrage ist das A und O“, sagte er. Nur bewährte Herkünfte könnten garantieren, dass eine genetische Ausstattung gegeben sei, die den Bäumen ermögliche, mit Spätfrösten im Frühjahr zurechtzukommen. „Alternativbaumarten können ergänzen, nicht ersetzen“, sagte er und riet: „Anbau nur in geringen Anteilen, in Mischung mit bewährten heimischen Baumarten.“
Anne Huber