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Starkregen-Gefahrenkarte: „Erkennen, warnen, schützen“

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Starkregen kann zu verheerenden Sachschäden führen, auch abseits von Bächen. Die Gemeinde St. Wolfgang war davon mehrfach betroffen. Sie ließ nun eine Starkregen-Gefahrenkarte erstellen. So kann sie künftig Gefahrenbereiche bei plötzlichen Unwettern vorab lokalisieren und dann reagieren.

St. Wolfgang - Es sind noch keine schwarze Wolken im Anmarsch, und es ist noch kein Tropfen Regen gefallen – und doch weiß die Gemeinde St. Wolfgang künftig, wo es nach unwetterartigen Niederschlägen zu Bedrohungen durch Hochwasser mit plötzlichen Sturzfluten kommen kann. Eine so genannte Starkregen-Gefahrenkarte zeigt per Computer-Simulation die Entwicklung der Wasserflüsse parzellenscharf in jedem Ort oder Weiler und in jeder Siedlung auf.

Im Gemeinderat stellten der Erdinger Bauingenieur Peter Helmprecht (HP-Baumanagement) und sein Partner Florian Brodrecht (Firma Spekter) die Ergebnisse vor. Bei der Starkregenkarten gehe es um „erkennen, warnen, schützen“, denn es „kann jeden treffen“, sagte Brodrecht.

Bürgermeister Ullrich Gaigl (FW) erinnerte daran, dass der „digitale“ Starkregen-Überflutungsschutz eine Reaktion auf die neue Bedrohung durch unwetterartige Regenfälle weit entfernt von Fließgewässern sei. In den vergangenen Jahren war es nach extremen Regengüssen an verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet wiederholt zu Überflutungsschäden fern der Goldach, Lappach, dem Rimbach oder dem Ornauer Bach gekommen.

Brodrecht mahnte, dass die Haftungsfrage für Schäden nach Starkregen „immer mehr bei der Gemeinde angesiedelt“ werde. Im seit Januar geltenden Hochwasserschutzgesetz II heißt es unter anderem, dass bei Ausweisung neuer Baugebiete oder Aufstellung, Änderung und Ergänzung von Bauleitplänen „insbesondere der Schutz von Leben und Gesundheit und die Vermeidung erheblicher Schäden nachzuweisen ist“. So ein Attest könne die Gefahrenkarte mit Simulationsberechnungen leisten.

Die digitale Starkregenkarte ist ein Computerprogramm, das per Simulation am Bildschirm die Bahnen und Ausmaße der Sturzfluten je nach Niederschlagsstärke darstellen kann. Das wurde eindrucksvoll im Gemeinderat vorgeführt. So konnte der Experte beispielsweise aufzeigen, wie sich die Überflutungsgebiete und Gefährdungen an der Kirchenstraße in Armstorf oder in St. Wolfgang entwickeln, wo besonders der Bereich bei der Raiffeisenbank betroffen ist.

Für die Karte sind seit Monaten Daten in kleineren und größeren Rasterflächen je nach Besiedlung erfasst und mit Echtdaten vor Ort ergänzt worden. Dazu gehören Bodenarten und -rauheiten sowie die Geländetopografie. Sie alle haben Einfluss auf die Abflussgeschwindigkeit des Wassers. Mit der Starkregenkarte habe die Gemeinde jetzt „ein Handwerkszeug an der Hand“, um konkrete Maßnahmen im Bestand oder in künftigen Baugebieten zu planen. Ein entscheidender Vorteil sei, dass man die Hochwasserschutzmaßnahmen vorab überprüfen könne, ob diese nicht an anderer Stelle wieder neue Betroffenheiten schaffen. Erste Maßnahmenvorschläge für die Kirchenstraße in Armstorf gibt es schon.

Die Gemeinde sei mit den neuen Erkenntnissen nicht verpflichtet, überall für Hochwasserschutz zu sorgen, sagte Helmprecht. Betroffene Bürger werden informiert und können Tipps zur Eigenvorsorge bekommen. Es wird auch einen Web-Viewer geben, auf dem sich Bürger nach Anmeldung zuhause am Computer selbst ihre Betroffenheit anschauen können. In einem weiteren Schritt ist ein Früh-Alarm-System in Echtzeit möglich, das Feuerwehren alarmieren kann.

Das Schutzprojekt kostet rund 140 000 Euro. Davon muss die Gemeinde nach Abzug der Zuschüsse noch rund 35 000 Euro selbst zahlen.

Hermann Weingartner

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