Wiedergeburt einer alten Bahnlinie: Modellbahnfreunde bauen Trasse nach

In einer Ausstellung präsentieren die Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Taufkirchen ihr Bild von der früheren Schienentrasse Dorfen–Velden.
Taufkirchen – Lang ist es her, dass zwischen Dorfen und Velden eine Eisenbahnlinie fuhr. Am 24. Dezember 1898 wurde sie eröffnet. 20,5 Kilometer lang war die Stichbahn. Im Mai 1968 wurde der Personenverkehr, im Juli 1993 der Güterverkehr eingestellt. Die Gleise sind schon lange abgebaut. Auf der gesamten Trasse verläuft jetzt der beliebte Vilstalradweg. Die Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Taufkirchen (EMFT) haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Strecke im Maßstab 1:87 mit Gebäuden und Menschen wieder aufleben zu lassen. Am Wochenende luden sie zur Besichtigung ein.
Viele Besucher kamen, um die Bahnhöfe Velden, Taufkirchen und Dorfen mit Nebengebäuden und anderen markanten Bauwerken in Miniatur zu betrachten, manche erinnerten sich dabei noch an früher, freuten sich, die alten Schienenbusse wiederzusehen, die hier früher entlang ratterten. „Sie wurden eingestellt, weil es sehr aufwendig war, sie von der Straße auf die Gleise und umgekehrt zu wuchten“, erzählt Vorsitzender Rudi Meindl.
Zwei Jahre lang wurde die Anlage geplant, federführend von dem Taufkirchener Meindl und Thomas Bauer aus Obertaufkirchen. Letzterer stammt aus einer Eisenbahnerfamilie, sein Sohn Markus arbeitet schon in vierter Generation bei der Deutschen Bahn.
Vater und Sohn basteln in ihrer Freizeit gerne an Eisenbahn-Modellanlagen, daheim haben sie sogar ein kleines Eisenbahnmusem. „Ich mache die Bauplanungen, den Streckenverlauf, wie es landschaftlich ausschauen soll und überwache die Bauarbeiten“, erklärt Markus zur EMFT-Anlage und findet: „Es schaut alles gut aus.“
Es war und ist richtig viel Arbeit, die Gebäude originalgetreu mittels Laser-Cutter maßstabsgerecht nachzubauen und viele Teile mit 3D-Drucker zu fertigen. Wie das funktioniert, wurde ebenfalls von den rund 15 Aktiven des 45 Mitglieder zählenden Vereins an den Ausstellungstagen veranschaulicht. Die regionale Strecke nach altem Vorbild mit den alten Bahnhöfen, Güteranlagen, sogar der ehemaligen Taufkirchener Molkerei, wurde durch historische Fotos an den Wänden ergänzt – eine Idee von Bauer, die bei den Besuchern sehr gut ankam, vor allem bei den Einheimischen. Viele Gäste kamen auch vom Haus Wartenberg und der Kreismusikschule Erding, dafür hatte Schlagzeuglehrer und EMFT-Mitglied Edi Karbaumer die Werbetrommel gerührt.
„Die Bahnhofsrestauration und das Lagerhaus Germeier folgen noch. Der Platz ist immer zu wenig“, bedauert Meindl. Direkt gegenüber entsteht die neue „Fantasie-Anlage“, erzählt Bauer. Der Münchner Hauptbahnhof nach einem alten Plan, der so niemals realisiert wurde, ist schon zu erkennen, auch die Gleisanlagen und Bahnsteige.
60 bis 70 Stunden hat Bauer daran geplant, aber nur für den Rohbau. Fenster, Dach etcetera müssen noch eingebaut werden.
So gab es viel zu fachsimpeln über die digitale H0-Modellanlage für Gleich- und Wechselstrom, die kleinen Lokalbahnzüge, die per Hand oder per Computer gesteuert werden können, den Tag- und Nachtbetrieb, der mit schaltbaren Mikro-LEDs in verschiedenen Farben zu bestaunen ist, Zubehör zu erstehen und bei Würstln, Kuchen und Getränken nette Gespräche zu führen.
Donnerstags ist ab 19 Uhr immer Vereinsabend, Interessierte sind immer willkommen. Die EMFTler freuen sich zudem über ein Kooperationsangebot mit der Grundschule. „Wir sollen in der Schule eine Modelleisenbahn aufbauen“, sagt Karbaumer. Das nötige Material habe die Schule gewonnen.