Allershausen geht vielleicht neue Wege: Die Energiewende aktiv anpacken

Die Menschen im kleinen Allershausener Ortsteil Reckmühle krempeln die Ärmel hoch. Sie wollen die Energiewende aktiv mitgestalten – mittels eines Quartierskonzepts.
Allershausen – Wer Großes vor hat, braucht zunächst jemanden, der sich damit auskennt. Mit der Firma DME Consult GmbH haben „die Reckmühler“ diesen Partner bereits ausgemacht. Und Dietmar Münnich aus der Geschäftsleitung des Unternehmens war es, der am Dienstag aus Rosenheim in die Gemeinderatssitzung nach Allershausen gekommen war, um den Räten das ebenso ehrgeizige, wie für die Energiewende wichtige Projekt des Quartierskonzepts vorzustellen.
Schnell wurde bei seinem Vortrag klar: Während die Dinge, die sonst in Gemeinderatssitzungen zum Thema erneuerbare Energien und Energiewende präsentiert werden, für Bürgerinnen und Bürger oftmals abstrakt sind – schon allein deshalb, weil sie sich nicht aktiv daran beteiligen können – geht es hier tatsächlich um den Einfluss eines jeden einzelnen auf das große Thema Klimaneutralität.
Das Quartierskonzept läuft unter der Überschrift „Energetische Stadtsanierung“. Darunter wiederum fallen die kommunalen Ziele wie etwa die Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen, eine effiziente Energieversorgung und die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien, wie Münnich erläuterte. Das weitgefasste Ziel in Bezug auf Allershausen ist laut dem Vortrag des Experten, „gemeinsam in Allershausen die Energiewende umzusetzen“.
Was ist ein Quartierskonzept?
Laut Dietmar Münnich definiert sich ein Quartierskonzept wie folgt: Ein Maßnahmenpaket zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden und der Infrastruktur. Es betrifft Wärmeversorgung und verfolgt kommunale Energieziele wie Bauleit- und Wärmeplanung.
Reckmühle könnte nur der Anfang sein
Der erste Umgriff für die Gemeinde Allershausen ist zunächst im Bereich des Ortsteils Reckmühle auf den Akazienring, An den Weiden, den Erlen- und den Birkenweg begrenzt. Wichtig: „Das Konzept ist auf andere Gemeindebereiche erweiterbar.“ Als Referenz führte Münnich immer wieder die Gemeinde Wartenberg auf, die ein Quartier in 2022 abgeschlossen habe, mit einem zweiten 2023 starte und weitere in der Überlegung seien.
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Analog zu Wartenberg soll also auch in der Reckmühle ein Nahwärmenetz aufgebaut werden. Für alle in diesem Gebiet sei zudem das Thema Gebäudesanierung relevant. Ein Sanierungsmanager, der – sollte die Gemeinde den Weg weiterverfolgen – mit hoher staatlicher Förderung im Rahmen des Konzepts eingestellt werde, stünde den Bürgerinnen und Bürgern beratend zur Seite und würde die Maßnahmen auch bei der Umsetzung begleiten. Über das kfW-Programm 432 würden die Kosten für einen Sanierungsmanager – zunächst befristet auf drei Jahre – mit bis zu 70 000 Euro jährlich gefördert.
Und genau aus diesem Topf stammt auch die Förderung für das Quartierskonzept, Auftraggeber dafür wäre die Gemeinde. Münnich nannte konkrete Zahlen: Zunächst wird die Ist-Situation der Gebäude in der Reckmühle untersucht und erfasst, ehe ein auf die Siedlung zugeschnittenes Konzept zur Wärmeversorgung und Energieeinsparung erarbeitet wird. Kosten hierfür: 48 000 Euro. Der kfW-Zuschuss liegt bei 75 Prozent, sprich 36 000 Euro. Kann man für das Projekt Drittmittel (in Höhe von maximal 7200 Euro) von Firmen oder Privatleuten generieren, bleibt ein Gemeindeanteil von 4800 Euro. Ohne diese Drittmittel liegen die Kosten für die Kommune bei maximal 12 000 Euro.
Ehe Dietmar Münnich nach seinem Vortrag Fragen beantwortete, wollte er eines nicht unerwähnt lassen: „Gemeinden, die mit uns dieses Konzept flächendeckend umgesetzt haben, sagen, dass ihnen die Energiekrise nichts anhaben kann.“ Und auch Bürgermeister Martin Vaas berichtete von seinem Kollegen aus Wartenberg, mit dem er sich bereits ausgetauscht habe und der das Ganze in den höchsten Tönen lobt.
Intelligenter Energie-Mix ist angesagt
Bianca Kellner-Zotz wollte wissen, auf welche Wärmequelle man zurückgreifen wolle. Hier sah Münnich künftig einen intelligenten Mix aus Hackschnitzeln (im Winter) und Solarthermie (im Sommer) sowie Wärmepumpen. „Es geht darum, möglichst effizient Energie zu erzeugen.“ Wie viel Prozent der Reckmühler sich beteiligen müssten, damit das Ganze wirtschaftlich Sinn macht, wollte Leonhard Held wissen. Um einen sozialverträglichen Wärmepreis zu bekommen, liege die Beteiligung bei 50 bis 70 Prozent, erklärte der Referent. Und in der Reckmühle, wo die Bürger sogar schon mit einer Informationshomepage zu dem Thema in Vorleistung gegangen sind (www.reckmuehle.de), „ist die Akzeptanz bereits sehr hoch“: „So viel Engagement im Vorfeld seitens der Bürger habe ich bislang noch nirgends sonst erlebt.“
Es gab aber auch kritische Zwischentöne, etwa, dass die maximal 12 000 Euro ja nur die ersten Kosten für das Ganze seien, die Gemeinde am Ende vielleicht sogar Geld für die Infrastruktur, sprich das Nahwärmenetz, in die Hand nehmen müsse. Auch hier verwies Münnich auf die Gemeinde Wartenberg, die sich letztlich dazu entschieden hat, die Infrastruktur auf eigene Kosten herzustellen. Doch, und auch das betonte Münnich: „Das ist nur eine von einer Vielzahl an Möglichkeiten, wie das laufen kann.“
Beschlossen wurde am Dienstag noch nichts. Das Thema wird im Januar auf die Tagesordnung kommen, dann soll ein Beschluss gefasst werden, damit – wenn die Begeisterung der Räte anhält – mit der Erstellung des Konzepts begonnen werden kann. Die Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes in der Reckmühle wäre – wenn alles gut läuft – Ende 2025.
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