Kitas in Allershausen feiern Jubiläum: „Wir achten noch mehr aufeinander“

Drei Kindertagesstätten in Allershausen steht ein Jubiläum ins Haus. Ob den Einrichtungen in diesen schwierigen Zeiten zum Feiern zumute ist, verraten die Leiterinnen im FT-Interview.
Allershausen – 30 Jahre wird der Allershausener Gemeindekindergarten „Spatzennest“ alt, seinen zehnten Geburtstag kann das Haus des Kindes in Allershausen begehen, unter dessen Dach die Kinderkrippe „Fridoline“ und die „Pusteblume“ beheimatet sind. Und auch wenn man in den vergangenen zweieinhalb Jahren schwere Zeiten zu bewältigen hatte, ist die Lust am Feiern nicht vergangen. Oder vielleicht sogar gerade deshalb. Das Freisinger Tagblatt hat sich mit den drei Leiterinnen der Einrichtungen – Johanna Weiner („Fridoline“), Anita Ziegner („Pusteblume“) und Marion Ellenbrock („Spatzennest“) – unterhalten.
Die Zeiten sind – gerade auch im Bereich der Kinderbetreuung – schwierig. Ist Ihnen trotzdem zum Feiern zu Mute?
Weiner: Ehrlich gesagt, nach den letzten beiden Jahren mit Corona und seinen Auflagen sind wir gerade dabei, wieder durchzuschnaufen und die Normalität in unser Haus einziehen zu lassen. Im September sprachen wir noch von Elternabenden per Zoom, wenn die Coronazahlen wieder steigen.
Ziegner: In der Pusteblume wird immer gern gefeiert. Corona-bedingt waren die Feierlichkeiten in den letzten Jahren sehr gering. Wir sind froh, in diesem Kinderhausjahr wieder mit einem Brunch und dem Martinsfest Normalität zu haben. Hoffentlich können wir die weiteren geplanten Feiern in der Einrichtung durchführen.
Ellenbrock: Es werden nach wie vor Feste wie Erntedank, St. Martin, Nikolaus und so weiter begangen. Auch der kleinere Rahmen hat seinen Reiz in einer Kita.
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Wie begehen die drei Einrichtungen denn die Jubiläen?
Weiner: Die Kinderkrippe Fridoline wird im nächsten Jahr einen Termin finden, an dem wir ein großes Kinderfest mit Eltern, Kolleginnen und Unterstützerinnen feiern. Hierzu werden wir auch alle interessierten Bürger der Gemeinde Allershausen, Gemeinderäte und unseren Bürgermeister zum Spielen und Feiern einladen.
Ziegner: Wir werden das zehnjährige Jubiläum des Kinderhauses am Mühlbach nicht feiern. Der Gebäudekomplex der Gemeinde Allershausen wird von uns und der Kinderkrippe genutzt. Beide Einrichtungen bestehen ja schon länger. Feierlichkeiten im großen Rahmen waren ja wegen Corona nicht mehr planbar. Unsere Einrichtung ist 27 Jahre alt und wir werden sicherlich in drei Jahren unser 30-jähriges Jubiläum feiern.
Ellenbrock: Das 30-jährige Jubiläum des Spatzennests ist leider, was den großen Rahmen betrifft, Corona zum Opfer gefallen. Bürgermeister Martin Vaas hat unser Team zu einem späteren Zeitpunkt zum Abendessen eingeladen. Das hat allen gut getan und neuen Elan gegeben.
Ein Rückblick: Was hat sich in all den Jahren geändert? Sind die Aufgaben leichter, schwerer oder einfach nur anders geworden?
Weiner: Mit zunehmendem Personalmangel werden viele Aufgaben gemeinsam von unserem Team getragen. Das Verständnis für ein gemeinsames Miteinander ist im Team in den letzten drei Jahren sehr deutlich in den Fokus gerückt. Wir verstehen es, noch mehr aufeinander zu achten, uns gegenseitig in unserer Arbeit zu unterstützen oder zu ergänzen. Mit Einführung des Leitungsbonus habe ich es als Leitung geschafft, mich gruppenübergreifend mit meinen Kolleginnen in vielen Arbeitsfeldern besser auszutauschen. Das sehe ich als klare Verbesserung. Mit dem Assistenzkraftmodell kann auch unser pädagogisches Personal deutlich entlastet werden. In unserer Einrichtung arbeitet jede Betreuerin wirklich nur mit drei bis fünf Kindern. Somit können wir einen hohen Qualitätsanspruch halten, und jede Kollegin hat genügend Verfügungszeit, die immer wichtiger wird, um Eltern und Kinder in unserer sich so schnell veränderten Zeit individuell abzuholen, zu stärken und zu bekräftigen.
Ziegner: In den letzten Jahren hat sich in allen Bereichen unseres Lebens viel verändert. Vieles ist anders geworden, so auch unsere Aufgaben. Die Betreuungszeiten der Kinder haben sich deutlich verlängert. Sehr gutes pädagogisches Personal ist Mangelware. Die Belastung des Personals ist deutlich gestiegen (besonders in der Corona-Zeit). Die Anforderungen der Familien an die Kindereinrichtungen sind höher geworden. Viele vergessen, dass die Kindereinrichtungen erziehungsergänzend zur Familie sind. Die Haupterziehungsarbeit liegt immer noch bei den Eltern.
Ellenbrock: Der Anspruch an eine Kita und ihre Mitarbeiterinnen ist enorm gewachsen. Auch der zwischenzeitlich immense Verwaltungsaufwand raubt Zeit, die in der Betreuung dann fehlt.
Was waren denn die Höhepunkte in der Geschichte Ihrer Einrichtung?
Weiner: In unserer Einrichtung gibt es jedes Jahr Höhepunkte, die wir gemeinsam mit unseren Kindern und Eltern feiern, zum Beispiel unvergessliche Sommerfeste mit den Kindern aus allen Gruppen. In den letzten Jahren war das deutlich eingeschränkt. Vieles wurde hier anders gefeiert oder gestaltet. Jetzt sind wir dafür doppelt so gut ausgestattet, was das Feiern mit und ohne Eltern betrifft. Familien- oder Kinderfeste sind für unsere Einrichtung Höhepunkte, besonders wenn sie öffentlich sind, denn hier können sich alle Familien wieder treffen.
Ziegner: Das Kinderhaus Pusteblume besteht seit 27 Jahren. Ein besonderer Höhepunkt war für uns vor zehn Jahren der Einzug in das neu gebaute Kinderhaus am Mühlbach. Nachdem wir in einem Einfamilienhaus – dem „Spickerhaus“ – und dann ein Jahr im Container untergebracht waren, freuten wir uns sehr über das neue Gebäude und den neu gestalteten Garten am gleichen Standort. Ein weiterer Höhepunkt war die 20-Jahr-Feier. Viele ehemalige Kinder, Eltern und Erzieherinnen kamen neben den geladenen Gästen, um mit uns zu feiern.
Ellenbrock: Nur ein oder zwei Höhepunkte herauszustellen, würde die vielen anderen in den Jahren schmälern. Von Anfang an ist aber der wunderbare Garten, der gemeinsam immer weiter entwickelt wird, ein großer Gewinn des Spatzennests.

Ein Ausblick: Wo sind die Schwierigkeiten – und wie werden Sie diese meistern? Sowohl inhaltlich als auch personell und baulich?
Weiner: Jede Einrichtung steht und fällt mit dem Personal, deshalb müssen wir alle – und damit meine ich Regierung, Kommunen und die Träger – alles in die Hand nehmen, um unser Personal bestens auszustatten, damit ihnen die Arbeit mit Kindern Spaß macht. Jeder weiß, was es bedeutet, sich 40 Stunden die Woche für Krippenkinder stark zu machen. Für unser Haus wünsche ich mir, dass es weiter so gut von unseren Krippenkindern besucht wird und sie es voll ganz in Beschlag nehmen können.
Ziegner: Am meisten belasten uns die personellen Schwierigkeiten. Als sehr kleine Einrichtung ist der finanzielle Spielraum sehr gering, um neues Personal zu überzeugen. Außerdem ist der generelle Personalmangel überall zu spüren. Wie wir die finanziellen Schwierigkeiten durch die Erhöhung der Energiepreise bewältigen, ist noch unklar. Bauliche Änderungen liegen in der Hand der Gemeinde. Wir sind der Gemeinde sehr dankbar für die Übernahme nötiger Reparaturen und anfallender Arbeiten am Haus und im Gartenbereich.
Ellenbrock: Schwierigkeiten nehmen wir immer als Herausforderung an und finden gemeinsam Lösungen. Leider fehlt die Glaskugel, was die Zukunft betrifft, deshalb kann es hier keine zuverlässige Aussage geben.
Geburtstagskinder dürfen sich etwas wünschen. Was sind Ihre Wünsche – 1. an den Freistaat, 2. an die Gemeinde und 3. an die Eltern?
Weiner: Ein Kinderhaus wünscht sich vom Freistaat Bayern die beste Bezahlung für ihr Personal, damit der Beruf wieder so attraktiv wird, dass man keine Angst mehr haben muss, Betreuungszeiten zu reduzieren oder Gruppen zu schließen. Auf dem Wunschzettel für die Gemeinde Allershausen steht, dass die vorhandenen Bundesbetriebsmittel für Krippenkinder so gut wie möglich in Zusammenarbeit mit dem Träger eingesetzt werden. In der Eingewöhnung ziehen die Eltern mit ihren Kleinsten in unser Haus. Sie sollen sich weiterhin wohlfühlen und die Sicherheit haben, dass es der beste Ort für ihr Kind ist. Dabei wünschen wir uns eine wertschätzende Partnerschaft.
Ziegner: 1. Wir wünschen uns finanzielle Unterstützung, also Ausbildungsgeld für die Auszubildenden, Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Kindergartenbereich, eine Anhebung der Förderung, um gutes Personal akquirieren zu können und somit sehr gute pädagogische Arbeit leisten und die Erhöhung der Energiepreise bezahlen zu können. Dazu eine deutliche Erhöhung der Wertschätzung und Anerkennung der Arbeit in der frühkindlichen Bildung und die Verringerung der bürokratischen Arbeit auf ein notwendiges Mindestmaß. 2. Von der Gemeinde Allershausen erbitten wir uns weiterhin immer ein offenes Ohr für unsere Probleme und Hilfe, wenn es nötig ist. Bis jetzt hat uns die Gemeinde immer unterstützt. 3. Wir bitten die Eltern, sich mehr Zeit für ihre Kinder zu nehmen. Erlebt und gestaltet die Kindheit eurer Kinder aktiv mit. Bringt euch in den Kindereinrichtungen mit ein mit euren Fähigkeiten und Ideen.
Ellenbrock: Vom Freistaat wünsche ich mir eine bessere Verzahnung von Sozialministerium und Praktikerinnen vor Ort, und weniger Reden – besser zuhören und dann sichtbar und spürbar handeln. Von der Gemeinde wünsche ich mir weiterhin diese konstruktive Zusammenarbeit und das stets offene Ohr für die Belange des Spatzennests und der Familien in Allershausen. Und von den Eltern: Das Team und die Elternschaft leben und handeln nach dem Motto „Gemeinsam schaffen wir das“. Dies durften wir in Zeiten von Corona oder auch bei Personalengpässen jedes Mal positiv erleben. Dafür ein herzliches Dankeschön. Und auch bei Festen finden sich, manchmal in der letzten Minute, noch helfende Hände, so dass wir gemeinsam Feiern und das Leben genießen können.
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