Barrierefreie Erschließung des Freisinger Dombergs: Aufzug holt nicht alle ab

Er kostet 5,8 Millionen Euro, erschließt den Domberg barrierefrei und soll 2024 in Betrieb gehen: der Schrägaufzug auf den Mons doctus. Nun wurde darüber abgestimmt.
Freising – Der nächste Schritt hin zur barrierefreien Erschließung des Dombergs ist getan: Die Mehrheit des Bau- und Planungsausschusses hat am Dienstag Ja zum Schrägaufzug gesagt. Die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange zu dem Projekt, das im Januar wahre Begeisterungsstürme im Gestaltungsbeirat eingefahren hatte, sind laut Stadtdirektor Gerhard Koch kurzfristig eingegangen. Um keine Zeit zu verlieren, hat man das Thema gleich noch auf die Tagesordnung genommen – sicherlich sehr zur Freude der Erzdiözese München und Freising, die das 5,8-Millionen-Euro-Projekt schultert.
Zwar fährt der Aufzug von der Bahnhofstraße, Ecke Brunnhofgasse, unter der Baumkulisse durch. Dennoch waren der künftigen Fahrschiene fünf laut Stadtgrünverordnung geschützte Bäume im Weg. Diese fünf ohnehin nicht mehr ganz fitten Bäumen an der südlichen Bergflanke sind bereits gefällt, Ersatzpflanzungen werden auf der Südterrasse des Museums und südlich der Residenz erbracht. Die für die finale Genehmigung nötigen archäologischen Grabungen laufen bereits, von wasserrechtlicher Seite spricht nichts dagegen.
Synergieeffekt
Was laut Koch unerlässlich ist, ist eine Nottreppe parallel zur Schiene. Das gesamte Projekt nimmt man als günstige Gelegenheit wahr, um unter dieser Treppe auch die Nahwärme auf den Domberg zu bringen: „Da sind die Leitungen gut versteckt – ein guter Synergieeffekt“, wie Koch sagte. Sowohl das Tal-, als auch das Ankunftsbauwerk kommen nicht „rein technisch“ daher, sondern werden sich optisch ansprechend in den historischen Bestand einfügen.
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Da der Aufzug schon bis zur Landesausstellung zum Korbiniansjahr 2024 in Betrieb sein soll, pressiert’s. Und so mussten die Planungen auch noch mit dem Innenstadtumbau an der Bahnhofstraße zusammengeführt werden, wie Stadtbaumeisterin Barbara Schelle erklärte. „Wir haben uns planerisch organisiert und abgestimmt.“ Hier waren kleinere Höhenanpassungen erforderlich. Jetzt wird der Straßenbelag in das Talbauwerk mit einbezogen, sodass am Ende auch optisch alles wie aus einem Guss ist.
Kritische Stimmen
„Wir können angesichts der Haushaltslage die Augen nicht davor verschließen, welche finanziellen Konsequenzen das Projekt haben wird – und können dem nicht zustimmen“, kündigte Manfred Drobny (Grüne) an. OB Tobias Eschenbacher kritisierte, dass die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses lediglich eine baurechtliche Beurteilung vorzunehmen hätten. „Der richtige Zeitpunkt für Ihre Kritik wäre eine Finanzausschusssitzung.“ Da das nicht so einfach zu trennen sei, wie Drobny sagte – auf die Stadt würden als Betreiberin des Aufzugs 120.000 Euro Kosten jährlich zukommen –, war am Ende trotz Eschenbachers Hinweis die Fraktion der Grünen sowie Nicolas Graßy (Linke) dagegen. Peter Warlimont (SPD), der „inhaltlich nach wie vor nicht begeistert vom Aufzug“ ist, stimmte aus rein baurechtlicher Sicht zu.
Gut zu wissen
Der Aufzug mit seiner verglasten Panoramakabine bietet 14 Personen Platz. Die maximale Förderleistung der Anlage liegt bei rund 220 Personen pro Richtung und Stunde. Eine Berg- und Talfahrt dauert insgesamt zweieinhalb Minuten. Die Betriebszeiten sind auf Montag bis Sonntag zwischen 6 und 23 Uhr beschränkt, zu Sonderveranstaltungen fährt der Aufzug bis 1 Uhr morgens.
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